Die ganz spezielle Orgelmusik der Barbara Dennerlein

6.9.2018, 17:22 Uhr
Die ganz spezielle Orgelmusik der Barbara Dennerlein

© Archivfoto: Hans von Draminski

Zum ersten Mal habe ich Sie in den 80ern in Bamberg gehört. Da war Ihr Vater noch dabei. Wie kamen Sie so früh zur Orgel und zum Jazz?

Barbara Dennerlein: Mein Opa war der Meinung, ein Kind müsste ein Instrument lernen. Auf Betreiben meines Vaters, der den Klang der Hammond-Orgel liebte und auch früher Klavier spielte — Boogie Woogie und so — wurde es eine einmanualige elektronische Orgel ohne Pedal. Die lag unterm Weihnachtsbaum. Ich hatte eineinhalb Jahre einen Lehrer, der auf einer Hammond B3 Jazz spielte. Da hat es mich schon als Elfjährige total gepackt.

Die Hammond B3 ist ja eigentlich auch eine Kirchenorgel. Wie kamen Sie von ihr zu den großen Pfeifenorgeln? Gab es einen Auslöser?

Dennerlein: Stimmt. Laurens Hammond hat seine Instrumente als preiswerte Orgeln für kleinere Kirchen in den USA konzipiert. Das war der Grundgedanke. Es gibt ja auch große Kirchenorgeln von Hammond. Auf Pfeifenorgeln zu spielen, hat mich schon immer interessiert. Dann kam 1994 eine Einladung zu den Bachtagen in Würzburg. Ich sollte ein Jazzkonzert auf der Konzertorgel der Hochschule für Musik geben. Es wurde ein Riesenerfolg. Damals bekam ich in München auch Kontakt zu einem Kantor, der es mir ermöglichte, auf seiner Kirchenorgel zu spielen. So kam ich zu Pfeifenorgeln und ich habe dies weiterentwickelt.

Eine erfolgreiche Geschichte.

Dennerlein: Ja. Ich beschäftigte mich immer mehr damit und die Konzerte kamen super an. Mittlerweile bin ich auf der ganzen Welt an den großen Orgeln gefragt, ob in großen Konzertsälen, Philharmonien oder Kirchen. Es ist sehr speziell, was ich darauf spiele, weil ich das meiste selbst komponiere. Ich schreibe ganz spezielle Kompositionen für die Pfeifenorgel

Wie hat sich dieser Teil ihrer künstlerischen Tätigkeit entwickelt?

Dennerlein: Es hat sich immer weiter gesteigert, auch dadurch, dass ich mit meiner Spielweise und Spieltechnik einen Alleinstellungsstatus habe. Immer mehr Veranstalter wurden auf mich aufmerksam, sodass ich inzwischen so halbe-halbe tätig bin — die Hälfte der Konzerte an der Hammond, die Hälfte an der Pfeifenorgel. Mitunter auch auf beiden Instrumenten, was auch sehr gut geht. Häufig solo, aber auch mit Musikern dabei, sogar in großer Besetzung. Ich konnte so schon die unterschiedlichsten Projekte realisieren. Die Nachfrage nach meinen Konzerten auf der Kirchen- oder Konzertorgel nimmt immer mehr zu und ich erhalte wahnsinnig viele Anfragen weltweit. Ich war u. a. schon in USA, Russland, Südkorea, in allen möglichen Ländern.

Und jetzt zu Herzogenaurach.

Dennerlein: Genau. Dort bin ich ja auch nicht zum ersten Mal.

2012 waren Sie schon hier, haben auf der gleichen Orgel gespielt wie jetzt.Wie anders wird das Konzert bei "hin & herzo" am 29. September?

Dennerlein: Oh, das ist ganz schwer zu sagen. Das Repertoire wird natürlich Neues beinhalten, das ist ganz klar. Es obliegt, glaube ich, dem Publikum, zu beurteilen, was dieses Mal anders ist als damals. Meine Musik ist nur zum Teil auskomponiert und gibt mir die Freiheit in großen Teilen auch zu improvisieren. Das bedeutet, dass man sich vom Moment, vom Instrument, von der Atmosphäre, von der Akustik, vom Raum inspirieren lässt. Außerdem ist man selber auch nicht immer gleich. Man hat auch immer wieder andere Ideen.

Aber es wird doch schon Jazz werden und so, wie man Sie kennt – mit viel Drive, Tempo und so weiter.

Dennerlein: Ja natürlich. Aber ich bin immer vorsichtig mit diesem Schubladendenken. Meine Musik bewegt sich in den verschiedensten Genres. Es fließt auch mal etwas klassisch Anmutendes oder sakrale Klänge ein. Ich denke, ich habe etwas ganz Eigenes entwickelt an dem Instrument. Es ist freilich im weitesten Sinn Jazz. Natürlich wird auch Blues, Swing und vieles mehr dabei sein. Ich erstelle mein Programm ehrlich gesagt immer erst, wenn ich am Instrument sitze, weil ich mich inspirieren lassen und so gut wie möglich auf das Instrument eingehen möchte. Ich schau immer, was sich speziell für dieses Instrument eignet. Da gibt es Riesenunterschiede und man kann nicht alles an jedem Instrument spielen. Ich möchte erst die Möglichkeiten und den Klang der Orgel ausloten. Klar weiß ich schon, was mich erwartet, aber die letzte Entscheidung ist dann wirklich am Instrument: Was kommt da gut?

Das ist wohl doch ein anderes Metier als mit der Hammond-Orgel?

Dennerlein: Ja. Zwar gibt es auch bei der Hammond-Orgel Unterschiede, aber die sind nicht so gravierend. Es ist immer die gleiche Anordnung, es gibt immer die gleichen Klangmöglichkeiten. Das ist bei einer Pfeifenorgel wirklich ganz etwas anderes.

Und gefällt Ihnen die Metzler-Orgel in der Herzogenauracher Kirche?

Dennerlein: Die Orgel hat mir beim letzten Mal sehr gut gefallen. Also gehe ich davon aus, dass es dieses Mal ebenso sein wird, wobei ich zugeben muss, dass ich mich bei den vielen Orgeln, die ich in der Zwischenzeit spielte, nicht an jedes einzelne Detail so ganz genau erinnern kann. So wird es wohl vertraut und doch wieder neu.

Eine Frage zu weiteren musikalischen Projekten. Fahren Sie die Schiene weiter oder wohin geht bei Ihnen jetzt die weitere musikalische Entwicklung?

Dennerlein: Man muss mich natürlich auch immer mit der Hammond-Orgel sehen. Ich habe schon mit 15 mit meinem damaligen Schlagzeuger regelmäßig in einem Münchner Jazzclub auf der Hammond-Orgel gespielt und bin stets dabei geblieben, ohne Rücksicht darauf, ob die Hammond gerade en vogue war oder nicht. Im Gegensatz zu manchen sog. Organisten, die eigentlich Pianisten waren, sich aber an die Hammond gesetzt haben, weil das gerade angesagt war. Das hört man übrigens auch. Es ist eine ganz andere Spieltechnik, die Hammond hat keine Anschlagsdynamik, die Funktion der linken Hand ist eine ganz andere und das Wesentliche am Orgelspiel ist auch das Pedalspiel. Organisten in Rock, Jazz und Pop spielen meist ohne Pedal. Die Orgel wird dann zum Keyboard reduziert. Orgel spielt man mit vier Gliedmaßen. Das ist ja die Definition der Orgel. Sie hören, ich bin eine leidenschaftliche Organistin.

Und die Projekte?

Dennerlein: Ach ja, ich bin etwas abgeschweift. Mein Leben und meine Entwicklung war in einem konstanten Fluss. Ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben, immer besser zu werden. Kompromisslos, das will ich betonen. Ich habe mich nie Moden unterworfen, bin auch ständig am komponieren, für beide Instrumente. Es gibt immer wieder spannende Projekte, wie meine Arbeit mit Orchestern, meine eigenen Bands in verschiedenen Besetzungen und wie jetzt z. B. eine Einladung in die Steiermark, um mit einer Bigband zu arbeiten. Also gibt es immer Neues und als Musiker lernt man ja ein Leben lang.

ZBarbara Dennerlein spielt am Samstag, 29. September, in der Kirche St. Magdalena. Beginn ist um 20 Uhr.

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