Die „glorreichen Sieben“ im Fichtelgebirge

28.9.2014, 16:34 Uhr
Die „glorreichen Sieben“ im Fichtelgebirge

© vs

Ohne eine einzige Auswechslungsmöglichkeit bei einem der heimstärksten Gegner einen Punkt zu holen, gehört wohl zu den bemerkenswertesten Leistungen einer TSH-Mannschaft in rund vier Jahren Bayernliga-Zugehörigkeit.

Dabei brauchte Perfektionist Udo Hermannstädter unmittelbar nach dem Abpfiff eine Verschnaufpause um zu realisieren, was seine Mädels da gerade geleistet hatten: „Ich bin verdammt sauer, dass wir sieben Sekunden vor dem Abpfiff nach einem Fehler einer meiner erfahrensten Spielerinnen noch den Ausgleich kassieren“, sagte er, um weitere 30 Minuten später nachhaltig zu verkünden, wie stolz er auf sein Team auch an diesem Spieltag gewesen sei.

Da bekundete er nämlich dass jede der sieben Akteure auf dem Feld über sich hinausgewachsen sei, dass er mit Freude beobachten konnte, wie der „Rest“ seiner Mannschaft immer besser zusammenrückte und mit großer Leidenschaft speziell in der zweiten Halbzeit ein Spiel drehte, bei dem man eigentlich in der Pause angesichts eines Vier-Tore-Rückstands nur noch davon ausgehen konnte, nicht unterzugehen gegen eine vollbesetzte Mannschaft mit 14 Akteurinnen, die seit Jahren gerade mit bedingungslosem Tempospiel brilliert.

An diesem Tag aber traf die HSG Fichtelgebirge auf einen Gegner, den man vermutlich schon beim Aufwärmen nicht so ganz ernst nahm – denn wann gab es so etwas schon in dieser Liga, dass eine Mannschaft gerade mal sieben Akteure aufbieten kann. „Die haben bis zum Anpfiff immer noch zur Tür geschaut und den Spielberichtsbogen verfolgt in der Annahme, dass wir bluffen“, so Katrin Kräck später schmunzelnd.

Immerhin, alles begann erwartungsgemäß, die ohne ihre überragende Regisseurin Hermankova angetretenen Gastgeberinnen nahmen sofort Alexa Dodan von der TSH in Pressdeckung und waren zusätzlich bestrebt der 16-jährigen Saskia Probst auf der Rechtsaußenposition keine Ballkontakte zu erlauben, womit man anfangs praktisch die komplette rechte Angriffsseite der Gäste „platt“ machte.

Obwohl sich die TSH schon längst auf besagte enge Deckung gegen ihre Rumänin im Training vorbereitet hatte, sieht es in der Realität dann doch anders aus und so zog die HSG locker auf 3:0 und 4:1 davon. Wo man aber bei der TSH in früheren Spielzeiten oft die Verantwortung weitergab, begannen die sechs Feldakteure an sich zu glauben und über 4:4 (10.) bis zum 8:8 (20.) war man wieder auf Augenhöhe mit dem Gegner.

Dann jedoch schlich sich ein alter Schlendrian ein, indem in der Offensive ein Fehler eine Kettenreaktion auslöste und man mit 11:15 in die Pause ging.

Mit neuer „Marschrichtung“ wurde die HSG nachfolgend total überrascht, in wenigen Minuten stand es plötzlich 16:15 für die TSH. Neuerlich konnten die Gastgeberinnen die personelle Überlegenheit zum 18:16-Vorsprung nutzen, aber die Gäste waren einfach nicht abzuschütteln.

Es blieb extrem spannend, vor allem weil nun Linksaußen Sarah Stephan mit einer super Leistung die auf der linken Seite total entblößte Abwehr des Gegners rigoros nutzte. Und dann war da noch der alles überragende Teenager Saskia Probst (insgesamt 13 Tore), den die HSG bald überhaupt nicht mehr in Griff bekam. Nicht nur, dass sie nach der Pause die enorm starke Linkshänderin Wölfel in kurzer Deckung fast neutralisierte, sie düpierte immer wieder ihre Gegnerinnen und verwandelte zudem sechs Siebenmeter eiskalt.

Dermaßen von beiden Außen getragen, konnte es nicht verwundern dass die TSH in der 56. Minute mit zwei Toren vorne lag und kurz vor dem Abpfiff 22:21 führte, ehe die Gastgeberinnen mit einem Strafwurf den glücklichen Ausgleich erzielten.

Es war insgesamt ein faires Spiel mit zwei ausgezeichneten Unparteiischen und die Art wie hier etwas zusammenwächst macht allen Beteiligten viel Mut.

TSH: Müller; J. Kräck 2, Stephan 5, Egle 2, K. Kräck, Dodan, Probst 13/6.

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