Die Goldmedaille schmilzt am „Schicksalsberg“

8.3.2015, 14:03 Uhr
Die Goldmedaille schmilzt am „Schicksalsberg“

© Foto: Theo Kiefner

Am Ende stand er völlig frustriert im Ziel in Markt Indersdorf, und die Bronzemedaille, die er später überreicht bekam, konnte ihn nicht trösten. Ebenso wenig der Ehrenlöwe des Bayerischen Ministerpräsidenten für sein faires Verhalten nach dem Rennen, den er bei der Siegerehrung überreicht bekam. Andererseits, so sein Trainer Markus Mönius, blieb die Erkenntnis, dass die Form des Biengarteners optimal ist, der über weite Strecken die deutsche Elite deklassiert hatte.

Die heikle Stelle der Mittelstrecke, die mit 4,4 Kilometern ungewöhnlich lang war und über eine kleine Einführungs- und drei große Runden führte, war der Berg kurz vor dem Ziel. Dort ging es 20 Meter ziemlich steil nach unten – und dort angekommen, gabelte sich der Weg sofort in die Runde und in den Zielkanal.

Schon in der Einführungsrunde zeigte das LSC-Ass, dass er sich einiges vorgenommen hatte, in der nächsten Runde setzte er sich erstmals ab vom großen Feld. Nun wurde der Indersdorfer Hügel zum ersten Mal zum „Schicksalsberg“ für Grau. Er kam ins Straucheln, überschlug sich mehrmals und purzelte ins Tal, wo er sich an Rollsplitt kräftig aufschürfte.

Seine Verfolger hatten ihn dadurch wieder eingeholt, doch der noch 22- Jährige (am 26. März ist Geburtstag) schüttelte sich kurz und wiederholte das Spielchen: Fast 30 Meter betrug sein Vorsprung nach der nächsten Runde – diesmal meisterte er auch die Bergabpassage unfallfrei. Doch nun trat der erwähnte Ordner in Erscheinung und stellte sich ihm in den Weg. Zum Zielkanal lotste er ihn. Grau berichtetet später, dass er eigentlich gewusst habe, dass er noch eine Runde zu laufen gehabt hätte, sei dann aber doch der Anweisung des Funktionärs gefolgt, zumal dieser ihm beharrlich den richtigen Weg versperrt habe.

Grau lief also Richtung Ziel, während der große Pulk in die letzte Runde ging. Geistesgegenwärtig wendete der Höchstadter, überquerte die Absperrbänder, jagte dem Feld wieder hinterher und reihte sich etwa an Platz fünf wieder ein. Vom Adrenalin angetrieben, setzte er sich nochmals auf 15, 20 Meter ab. „Doch das war jetzt einfach alles zu viel“, so Mönius.

600 Meter vor dem Ziel verließen ihn Kraft und Nerven. Zunächst zog Benedikt Karus an ihm vorbei, dann Jannik Arbogast, und letztlich musste der Aischgründer alle Kräfte zusammen nehmen, um wenigstens den Podestplatz vor dem zeitgleichen Tobias Gröbl zu verteidigen.

Hinter dem tragischen Helden lieferten auch die weiteren Höchstadter starke Leistungen auf dem anspruchsvollen, teils sehr tiefen Parcours ab. Allen voran Marco Kürzdörfer, für den die Distanz eigentlich zu lang ist, der aber nach überstandener Grippe exzellenter 16. wurde. Den internen dritten Rang schaffte Tobias Budde (auch in dieser Woche noch bettlägrig) knapp vor Zacharias Wedel, der gegen Ende kräftig aufkam. Platz 28 und 29 waren am Ende die Ausbeute. Christian Amon kam auf Rang 46 unter 77 Finishern - „für ihn als nicht gerade typischen Crossläufer ebenfalls ordentlich“, so Mönius. Florian Lang hatte kurzfristig abgesagt – aus verständlichen Gründen: Der Berufsfeuerwehrmann hatte in der Nacht nach diversen Notfalleinsätzen 17 Stunden nonstop im Dienst verbracht.

Damit gab es nur noch eine Höchstadter Mannschaft, die wie erhofft in den Kampf um die Medaillen eingreifen konnte. Am Ende reichte es zu Platz vier, recht knapp ging es da zu. Und so hatte Markus Mönius zunächst Protest wegen der Vorfälle um Martin Grau eingelegt – für die Teamwertung. Doch als die Auswertung ergab, dass selbst eine Einstufung auf Platz eins nicht ganz gereicht hätte, zog der LSC-Trainer den Protest wieder zurück.

Ergebnisse: 1. Benedikt Karus (LG Nordschwarzwald) 14:35, 2. Jannik Arbogast (LG Region Karlsruhe) 14:43, 3. Martin Grau 14:48, 4. Tobias Gröbl (LG Zusam) 14:48, 16. Marco Kürzdörfer 15:32, 28. Tobias Budde 16:07, 29. Zacharias Wedel 16:10, 46 Christian Amon (alle LSC Höchstadt) 16:42. - Teamwertung: 1. LG Nordschwarzwald Platzziffer 18, 2. LG Braunschweig 33, 3. LG Region Karlsruhe 44, 4. LSC Höchstadt 47, 5. LG Olympia Dortmund 67.

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