Die Inklusion ist der Schlüssel zum Erfolg

9.2.2018, 08:00 Uhr
Die Inklusion ist der Schlüssel zum Erfolg

© Ingrid Jungfer

In einer sogenannten Partnerklasse, in der Grundschüler und Lernbehinderte gemeinsam eingeschult wurden, hat sich diese Inklusion so positiv beim gemeinsamen Unterricht in den ersten beiden Grundschuljahren ausgewirkt, dass im Schuljahr 2018/19 eine zweite Partnerklasse eingerichtet wird. 

Darin, dass es eine zweite Partnerklasse geben soll, sind sich die Rektorinnen Karola Anders (Förderzentrum Herzo) und Petra Pausch (GS Weisendorf) einig. Bereits seit Schuljahresbeginn 2016/17 werden in der Grundschule Weisendorf zwei Klassen gemeinsam unterrichtet. Nämlich eine aus der Wilhelm-Pfeffer-Schule Herzogenaurach - einem Förderzentrum mit Schwerpunkt "geistige Entwicklung"- und eine Weisendorfer Grundschulklasse.

Die Inklusion ist der Schlüssel zum Erfolg

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Diese sogenannte Partnerklasse (6 Kinder aus Herzogenaurach, 20 aus dem Marktort), ist bisher im Landkreis ERH und der Stadt Erlangen einmalig und wird nun aufgrund des großen Erfolgs bis zum Ende der Grundschulzeit gemeinsam in Weisendorf weitergeführt. In Fächern wie Werken/Gestalten, Religion, Musik, Heimat/Sachunterricht, Kunst und Sport absolviert die Lerngruppe zwölf gemeinsame Unterrichtsstunden. Bei Mathematik und Deutsch gibt es dann eine kleine (6) und eine große (20) Lerngruppe mit je zehn Stunden getrenntem Unterricht nach Lehrplan.

Die Partnerklasse sei eine Form der Inklusion, bei der beide Lerngruppen voneinander lernen würden, so die Beobachtung von Nathalie Voran, Studienrätin im Förderschuldienst von der Wilhelm-Pfeffer-Schule. Schließlich würden die behinderten Kinder häufig die Grundschüler kopieren, ihnen auch nacheifern, das Verhalten betreffend.

Die Inklusion ist der Schlüssel zum Erfolg

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Beruhigende Wirkung

Umgekehrt lernen die Grundschüler oft bisher unbekannte Rücksichtnahme. Oder greifen gar mit Streicheleinheiten beruhigend auf den Nachbarn ein, wenn der plötzlich im Unterricht unruhig wird und zu zappeln beginnt, was bei dem Pressebesuch in der Klasse tatsächlich zu beobachten war. Dieses Eingreifen haben die Grundschüler wiederum den Lehrern "abgeschaut". So würden Berührungsängste abgebaut, was ebenfalls zur Inklusion gehört.

Mit Fachkräften

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Die Klasse 2c arbeitet mit etlichen Fachkräften verteilt auf drei Räume im Schulgebäude G1. Zum festen Team gehören die bereits erwähnte Natalie Voran, deren Mitarbeiterin Doris Wirth, zuweilen Studienrätin Kathrin Hauck (alle Herzo), weiter Grundschullehrerin Regina Lehninger der 2c und der FSJler Leon Rauth. Da manches Kind der kleinen Lerngruppe nicht lesen oder nicht sprechen kann, man es allmählich aber daran heranführen will, arbeitet man zum Beispiel viel mit Bildern, Gebärden und einem Talker (Sprachausgabegeräte) zur unterstützenden Kommunikation.

Weiter hat man jedem Förderkind einen festen Sitzpartner im Schulraum zugeteilt, der an seiner Seite ist und hilft.

Klare Struktur

Auch beim Sitzkreis auf dem Fußboden, wo die Namen aller Schüler an einem festen Platz aufgeklebt sind. Dort versammelt man sich zum Ende der Stunde. Eine klare Struktur sei für Förderkinder sehr wichtig, erklärt Regina Lehninger, auch das nötige Handwerkszeug wie Bildkarten, feste Regeln, klare Anweisungen, wenn es zum Beispiel um die Zuordnung von Bildern zu den vier Jahreszeiten geht, was momentan das aktuelle Thema ist.

Für die Partnerschüler sind die Einzelaufgaben jedoch etwas schwieriger gestellt. Wer von beiden Gruppen alles richtig gemacht hat, bekommt zum Lob dann einen Stempel.

Wichtig sei auch, so Regina Lehninger, ein behutsames Einführen der Kinder mit Förderbedarf. "Schimpfen gibt's gar nicht". Anstatt den Unterricht zu stören solle sich allmählich Zuneigung zum Kreis entwickeln. Allerdings dauere es manchmal lange, bis die Förderkinder die Regeln akzeptieren. Wenn sie es dann aber tun, dann lassen sie sich auch nicht mehr vom Weg abbringen. Das hat ein Junge bewiesen, als die Partnerklasse einen Theaterbesuch gemacht hat. Wie in der Grundschule üblich, hat er auch dort, allerdings als einziger, seine Schuhe ausgezogen. Sie, auch die Mitschüler aus der Grundschule. Sie haben ihn gelassen, wollten ihn nicht vom Weg abbringen.

"Meine Grundschulkinder gehen jetzt ganz anders mit den anderen um", so ihre Lehrerin stolz. Jeder ist verschieden. Das sei wichtig, das zu lernen. Deshalb plädiert sie auch für Einzel-Inklusion.

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