Die Krenbauern bringen die Fechser aus

24.4.2018, 14:00 Uhr
Die Krenbauern bringen die Fechser aus

Meerrettich (cochlearia armoracis rusticana) wird auch als Bauernsenf oder als "Penicillin aus dem Garten" tituliert. Diese Sonderkultur ist hauptsächlich in Franken verbreitet und wird vor allem in Baiersdorf von den Firmen Schamel aber auch in Uehlfeld von der Firma Lutz verarbeitet und vertrieben. Dazu sind diese Firmen auf Zulieferer aus der Region angewiesen.

Die Inhaber der Firma Schamel haben im Jahr 2001 die Schutzgemeinschaft Bayerischer Meerrettich gegründet. Im Jahr 2007 verlieh die Europäische Union die geschützte geographische Angabe "Bayerischer Meerrettich".

Die Krenbauern bringen die Fechser aus

© Fotos: Manfred Welker

Einen eigenen Weg schlägt in Biengarten der Betrieb von Gerhard und Andreas Schmidt ein. Die Familie Schmidt baut auf 3,5 Hektar Meerrettich an. Davon verarbeiten die Schmidts die Ernte eines Hektars selber. Nach dem Reiben und der Haltbarmachung von "Marga’s Kren" — so die Eigenmarke der Schmidts — mit Branntweinessig und Zucker können Interessenten Meerrettich direkt vom Bauernhof kaufen.

Meerrettich wird von der Bauernfamilie auch an zahlreiche Direktvermarkter versandt. Außerdem sind sie alljährlich auf der Consumenta in Nürnberg mit einem Stand vertreten. Die Schmidts verzichten bewusst auf chemische Konservierungsmittel. Tafelmeerrettich ist daher nur vier bis fünf Monate, Gemüsemeerrettich rund zwei Monate haltbar.

Bei einer Betriebsführung erklärt Gerhard Schmidt die Verarbeitung der arbeitsintensiven scharfen Wurzel. Gekostet werden kann auch ein Meerrettichschnaps. Allerdings hat in diesem Jahr der späte Winter den Takt, den der Meerrettich vorgibt, etwas durcheinander gebracht. Während auf dem Feld mit einem speziellen Roder die letzten Meerrettichstangen aus dem Boden geholt werden, die aufgrund des eher feuchten Herbsts 2017 nicht mehr geerntet werden konnten, laufen auf dem Schmidt-Hof in Biengarten die Vorbereitungen für das Ausbringen der Fechser, um auch im Jahr 2018 wieder eine Ernte einfahren zu können.

Dies geht nur durch Arbeitsteilung: Gerhard Schmidt und sein Sohn Andreas ernten mit Unterstützung von Helfern die letzten Krenstangen auf dem Feld, seine Frau Marga und Helferinnen sind auf dem Schmidt’ schen Anwesen damit beschäftigt, die Krenstangen für den Versand, zeitgleich aber auch die Fechser zum Ausbringen vorzubereiten.

Abgedreht und aussortiert

Die Krenbauern bringen die Fechser aus

© Fotos: Manfred Welker

Von den Pflanzen werden mit einem geübten Griff die Blätter abgedreht, von den Krenstangen die abgehenden Wurzel entfernt und die geeigneten Fechser für das Ausbringen in diesem Jahr aussortiert.

In einem weiteren Arbeitsgang werden diese Fechser mit einem Kunststoffbeutel versehen, der das Ausbilden von Seitentrieben verhindert, sodass eine starke Hauptwurzel heranwächst. Diese vorbereiteten Fechser werden dann in einer vorgegebenen Anzahl gebündelt und liegen für das Ausbringen bereit. Vor dieser Arbeit muss das Feld gepflügt und vorbereitet werden. Danach ist das Einlegen der Fechser in die Ackerbeete angesagt.

Im April heißt es, den Boden zu lockern und zu düngen. Im Mai bzw. Juni müssen die schwachen Triebe abgegeizt, das heißt "geköpft" und die Kunststoffbeutel vorgezogen werden. Diese Kunststoffmanschette verhindert, dass sich diese ungewollten Wurzeln überhaupt bilden können.

Die Hauptarbeit im Juni und Juli ist es, den Boden zu lockern, Unkraut zu entfernen und die Pflanzen gegebenenfalls zu bewässern. Eine arbeitsintensive Feldfrucht, die "ihren Herrn jeden Tag sehen will", wie die Krenbauern früher sagten. Da der Meerrettich Bitterstoffe hat und diese erst im Verlauf der Reife abbaut, ist die Haupterntezeit im Oktober und zu Beginn des Novembers.

Zum Anbau von Meerrettich ist ein tiefgründiger, lockerer und fruchtbarer Boden erforderlich. Für das Wachstum ist wie bei allen Feldfrüchten das Wetter ausschlaggebend. Bei guten Wetterbedingungen bringt eine dicke Stange 400 bis 500 Gramm auf die Waage, in trockenen Jahren ist sie bis zu 20 Prozent schwächer. Während bei einigen Familien hauptsächlich Handarbeit angesagt ist, gibt es inzwischen schon Maschinen zur Pflege und zum Ernten der Krenstangen. Dadurch wird auch für größere Betriebe der Anbau des Meerrettichs wieder interessant.

 

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