Die Weisendorfer Wildnis als Begegnungsstätte

12.9.2020, 06:00 Uhr
Die Weisendorfer Wildnis als Begegnungsstätte

© Foto: André De Geare

Prächtig angelegte Gärten, das sprichwörtliche Paradies auf Erden, finden sich seit der Antike in allen Hochkulturen. Die Kunst des Gartenbaus reicht von den Griechen über die Römer, wurde in mittelalterlichen Klostergärten vervollkommnet. In Zeiten der Flächenversiegelung und der Betongärten hat sie viel mit der Bewahrung alten Wissens, der Rettung alter Pflanzensorten und der natürlichen Sukzession zu tun.

Rund 2000 Quadratmeter groß ist das Vereinsgrundstück des Obst- und Gartenbauvereins in Nachbarschaft des Heimatmuseums am Reuther Weg. Der Garten mit Vereinsheim, Bauwagen für die Jugend, Kletter- und Spielbereich für Kinder, Bienenstock und Sitzgruppe für den Sundowner mit Blick nach Weisendorf ist zu allen Jahreszeiten ein Treffpunkt – auch zum Jahreswechsel.

Die Weisendorfer Wildnis als Begegnungsstätte

© Foto: André De Geare

Zehn bis 15 Aktive zählen zum harten Kern um die Vorsitzende Angelika Mechtold-Schmitz, die dem Verein mit rund 590 Mitgliedern vorsteht. Sie und Baumwart Josef Segschneider sind im Garten anzutreffen – regelmäßig. Es ist ihre Passion. Zwischen den Brombeerranken warten sie am Gartentor.

400 Streuobstbäume im ganzen Dorf pflegen, ersetzen und ernten engagierte Vereinsmitglieder, deren Aktivitäten schier unermüdlich wirken. Eine Kletterpyramide für Kinder – selbst gebaut, ein Wasserspielplatz desgleichen.

Handgemacht

Eine Weidenhütte für Kinder zum Verstecken – ein Werk der Gartenfreunde. Ein Barfußpfad mit diversen Materialien – handgemacht. Von Sonnenkraft betrieben wird die Wasserpumpe.

Die Weisendorfer Wildnis als Begegnungsstätte

© Foto: André De Geare

In diesem Stil erfolgt die Gartenbegehung. Stachelbeeren, Jostabeeren, Lavendel, Pfefferminze, Kräuterschnecken, Pfirsichbäume, Birnbäume – die Vielfalt ist riesig. Ein Staudenbeet vereint Phlox, fette Henne, Thymian und Minze. Dazu kommen die Gemüsebeete mit Tomaten, Zucchini, Blau- und Weißkraut, die wild auf dem Kompost aufgegangenen Kürbisse. "Anschi" und "Josef" sind leidenschaftliche Gärtner: "Wir sind einfach gerne hier." Eine gewisse Wildheit wird dem Vereinsgarten zugestanden: "Alle Pflanzen sind willkommen", stellt Josef Segschneider fest.

Die Rede kommt auf den Arbeitsaufwand – selbstverständlich. Dieser sei natürlich vorhanden, doch liege er auch im Auge des Betrachters. Macht man es gern oder wird es zur Last?

Für jeden Bereich braucht’s einen Verantwortlichen: Sturmschäden, Gießdienst, Holzverwertung, Vermietung des Vereinshauses. Alle zwei Wochen gibt es einen Arbeitsstammtisch mit sechs bis zehn Leuten. Zwischen Weihnachten und Neujahr rücken die Männer mit den Kettensägen aus – Baumschnitt ist angesagt. Einmal pro Jahr muss die Dachbegrünung im Zaum gehalten werden, damit das Unkraut nicht überhandnimmt.

Ersatzpflanzungen

Demnächst sollen 40 Obstbäume neu im Gemeindegebiet gepflanzt oder ersetzt werden. So ein Bohrloch ist immerhin 60 mal 60 Zentimeter groß – der gemeindliche Bauhof kann helfen. Fürs Wässern sind an die 5000 Liter Wasser notwendig – das lassen die Bauern dann mal ins Wasserfass tanken. Ein Erntetag gebührt dem Äpfelpflücken, einer dem Äpfelpressen. Es wird Apfelsaft und Honig verkauft. Es gibt Pflanzaktionen und den Weihnachtsmarkt. Gegen die "Gärten des Grauens" mit viel Beton und Kieselsteinen will man Familien hierherbringen, um Natur zu erleben und Möglichkeiten von Recycling zu sehen.

Auf der Garteninsel am Reuther Weg wurde schon eine Hasenfamilie gesichtet, Eidechsen, Schmetterlinge sind einheimisch. An die 800 Pflanzenarten wurden gezählt.

Im Spätsommer winkt die Goldrute dem Wanderer zum Abschied. Sie wächst zwischen den Rosen, die von zu Hause ausgesiedelt wurden und hier zu voller Pracht gelangt sind. Ohne Zutun.

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