Die Würde des Menschen ist unantastbar

1.2.2015, 16:48 Uhr
Die Würde des Menschen ist unantastbar

© Thomas Schäfer

Bevor Claudia Roth begann, gab es erst einmal traditionelle iranische Musik, gespielt von dem iranischen Musiker Omid Niavarani, einem bereits abgelehnten Asylbewerber, der mit seiner Freundin, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, nach Herzogenaurach gekommen war. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Flüchtlinge aus Heßdorf, die Roth dann am Nachmittag besuchte.

In Syrien, dem Libanon oder Jordanien spielt sich täglich eine Tragödie ab. Roth hat bereits einige Länder in der Krisenregion im Nahen Osten besucht. Das kleine Libanon mit seinen 4,2 Millionen Einwohnern beherbergt über zwei Millionen Flüchtlinge. Die Hälfte der Syrer ist auf der Flucht. Ebenso Jordanien oder der Norden des Irak: arme Regionen, die zu Sammelpunkten für Flüchtlinge werden. In Deutschland finden schon ein paar Hundert Menschen keinen Platz. Die Vizepräsidentin des deutschen Bundestages erinnerte an den Artikel 1.1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Da stehe nichts von der Würde des deutschen Menschen, oder nur von Männern oder nur Frauen. Das Grundgesetz gelte für alle. Roth verwies auf die Tatsache, dass ein Drittel der in Deutschland Lebenden einen Migrationshintergrund haben.

Mit dem Zitat „Vergesst die Kurden nicht“ von Danielle Mitterand forderte Roth dazu auf, auch die von Boko Haram in Nigeria entführten Mädchen nicht zu vergessen und die Kinder im Kongo, die als Kindersoldaten zu Mordmaschinen gedrillt werden, ebenso wenig zu vergessen wie die Menschen in Zentralafrika.

Wenn diese Länder aus dem Blickpunkt der deutschen Öffentlichkeit verschwunden seien, heiße das noch lange nicht, das die Probleme der Menschen, das Morden oder das Missachten der Menschenrechte verschwunden seien, so Roth. „Afghanistan ist kein befriedetes Land und Pakistan wird vielleicht der nächste große Krisenherd.“

In ihrem souveränen Vortrag berichtete Roth auch von Hilfe aus Europa. In einem mit Containern errichteten Flüchtlingslager entstanden kleine Geschäfte oder Teestuben. Aus Amsterdam kamen 600 Fahrräder für die Kinder, aus Deutschland Verkehrsschilder. Diese wurden schnell zu Designer-Tischen umgebaut.

Auch zum Auftritt mit Kopftuch im Iran äußerte sich Roth: „Will ich die Menschenrechte beim Präsidenten des iranischen Parlamentes ansprechen oder soll ich ohne Kopftuch kommen und gleich wieder rausfliegen?“ Europa dürfe bei all dem nicht vergessen werden. Die Entfernung von Berlin zur Ukraine sei nur wenig mehr als ins Allgäu. Nach kurzweiligen 45 Minuten — geplant waren 25 — meinte Roth: „Das war jetzt meine Einführung in den Vortrag.“ Doch damit endete das geballte Informationspaket. Es folgte die Aufforderung an die Vortragende, noch mal zu kommen und den Rest abzuliefern. ths

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