Bürgermeister schlägt Alarm

"Ein Desaster": Droht Ärztemangel in Adelsdorf?

25.2.2022, 05:25 Uhr
Ein Arzt sitzt in seiner Praxis an einem Computer (Symbolbild). 

© Marijan Murat/dpa Ein Arzt sitzt in seiner Praxis an einem Computer (Symbolbild). 

"Es ist schlicht und einfach ein Desaster", sagt Karsten Fischkal. "Der Ärztemangel ist in Adelsdorf angekommen" - und damit in einer Gemeinde, die durch den Zuzug junger Familien, innerhalb weniger Jahre auf fast 10.000 Einwohner angewachsen sei. Nach Schließung der Praxis in Heppstädt seien die bestehenden Arztpraxen in der Gemeinde nicht in der Lage, die große Anzahl an Patienteninnen und Patienten zu übernehmen.

Der Allgemeinarzt Clemens Hoppe ist im Rentenalter und hat sich angesichts der einrichtungsbezogenen Corona-Impflicht entschieden, seine Praxis wahrscheinlich zu schließen. Zum 15. März muss er melden, welche seiner drei Mitarbeiterinnen nicht geimpft sind. "Wir sind in einer Art Schwebezustand", sagt er.

"Es ist unsicher, wie das dann weitergeht und wir hoffen, dass wir noch bis 30. Juni weiterarbeiten können." Ohne Impfpflicht hätte der Mediziner seine mehr als 1000 Patienten gerne weiterbetreut. "Dann hätte ich auch mehr Zeit gehabt, mich um einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu bemühen - so kurzfristig werden wir aber wohl niemanden finden", schätzt Hoppe. Auf dem Land sei das einfach sehr schwierig.

"Wir sind mehr als besorgt über diese Entwicklung", meint Fischkal. Man müsse davon ausgehen, dass Kommunen, in denen es keinen Hausarzt mehr gibt, an Lebensqualität verlieren.


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"Nun liegt die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung nicht primär in der Zuständigkeit der Kommunen" - das hat Fischkal erkannt. Dennoch könne man vor Ort Einfluss auf die Entwicklung nehmen. Welche Möglichkeiten sich dafür anbieten - das möchte er in der Diskussionsrunde besprechen.

Die Liste der Zusagen zeigt, dass Politiker und Vertreter des Gesundheitssystems das Thema ernst nehmen. An dem Gespräch, das Ende Februar stattfindet, dürfen aufgrund der Corona-Pandemie nur wenige externe Zuhörer teilnehmen - dazu gehören die Mitglieder des Gemeinderats, die auch eingeladen sind, sich einzubringen. Außerdem nehmen die vier Landtagsabgeordneten aus der Region teil: Walter Nussel (CSU), Alexandra Hiersemann (SPD), Gabi Schmidt (Freie Wähler) und Christian Zwanziger (Grüne).

Hinzu kommt unter anderem der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Peter Bauer (ebenfalls MdL), sowie je ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und des Bayerisches Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Die KV ist dafür verantwortlich, dass gesetzlich Versicherte von Haus- und Fachärzten möglichst rasch und nah an ihrem Wohnort behandelt werden können. "Wir haben auch Ärzte und Apotheker aus der Region eingeladen", ergänzt Fischkal.

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