Ein Hemhofener bannt die Sterne auf Papier

25.12.2020, 06:00 Uhr
Ein Hemhofener bannt die Sterne auf Papier

© Foto: Thomas Storch

2019 hat alles begonnen. Storch versuchte, die weit entfernten Galaxien, Nebel und Himmelskörper mit der Kamera einzufangen. Mit Erfolg. "Da draußen ist eine unvorstellbar riesige Welt, von der wir hier eigentlich nichts mitbekommen", sagt der 62-jährige Hemhofener. Und deshalb dokumentiert Thomas Storch diese Welt. Nicht etwa mit einem großen Teleskop, sondern mit einer gewöhnlichen Spiegelreflexkamera.

Schon als Kind hegte Thomas Storch eine Leidenschaft für die Astronomie. Die Liebe dazu entstand, als er das erste Mal durch ein Teleskop die Saturnringe betrachtete. "Das war so ein Aha-Erlebnis", sagt er. Es war auch der Grund, warum er später Physik studierte. Auch wenn er beruflich in der Medizintechnik landete – die Sterne ließen ihn nie so richtig los. Den Traum, irgendwann ein richtig großes Teleskop zu kaufen, hat er sich dann aber doch nicht erfüllt, als er vor zwei Jahren in Altersteilzeit ging. Aktuell befindet sich Thomas Storch in der passiven Phase, und dafür hatte er sich nach einem Hobby umgesehen.

Ein Hemhofener bannt die Sterne auf Papier

© Foto: Max Danhauser

Schon immer habe er gerne fotografiert und die Begeisterung für Himmelskörper sei ja auch da gewesen. So kam er also zur Astrofotografie. Die Technik und das Wissen um das außergewöhnliche Hobby eignete er sich über das Internet an. Zum Fotografieren hat er zwei Lieblingsorte. Die eine Stelle hat er bei einer Fahrradtour in Oberlindach entdeckt. Ansonsten steht Storch meist im heimischen Garten.

Belichtungszeit ist wichtig

Wer in den Nachthimmel blickt, stellt schnell fest, dass die weit entfernten Galaxien und Himmelskörper kaum bis gar nicht sichtbar sind – mit bloßem Auge. Das Licht ist einfach zu schwach. Beim Andromedanebel ist das nicht anders. Doch mit Hilfe der Kamera lässt sich das umgehen. Durch die Belichtungszeit. Die Blende bleibt länger offen, so fällt mehr Licht auf den Sensor. 30 Sekunden lang belichtet Thomas Storch für ein Einzelbild. Dazu befestigt er seine Canon77D auf einem Stativ und richtet sie mit technischer Unterstützung auf das gewünschte Objekt am Himmel.

Die Kamera aber sitzt nicht einfach auf dem Stativ, sondern auf einem sogenannten Star Tracker. Durch die Erdrotation dreht sich optisch betrachtet auch der Himmel über uns. Bei einer Belichtung von 30 Sekunden bewegt sich auch der Stern am Himmel ein wenig weiter, auf dem Foto wären statt Sternenpunkte Sternenstriche zu sehen. Um das zu vermeiden, dreht sich der Star Tracker samt Kamera mit dem Himmel mit. Stern und Kamera bleiben also immer auf der gleichen Position.

Für ein Foto wie den Andromedanebel macht Thomas Storch 120 solcher Einzelaufnahmen, die später am Computer zu einem Foto verschmolzen werden. "Stacking" heißt das im Fachjargon. Damit nur die gewünschten Lichtfrequenzen aufgenommen werden, legt Storch einen Filter auf den Spiegel der Kamera, der das Licht von Straßenlampen oder dem Mond ausblendet.

Zehn Stunden Arbeit für ein Foto

In einem Foto wie dem Andromedanebel stecken etwa zehn Stunden Aufwand. Alleine das Aufnehmen hat zwei Stunden gedauert. Dann folgten das Stacking und Nachbearbeiten. Was Thomas Storch dabei wichtig ist: "Es ist nichts dazugemalt." Wenn er also hinterher am Foto digital "herumschraubt", dann verstärkt er zum Beispiel manche Farbkontraste, kann das Foto drehen oder wählt den passenden Bildausschnitt. Seit etwa einem halben Jahr präsentiert Thomas Storch seine Fotos auch auf Instagram. Sonst hatte er diese immer im WhatsApp-Status, was sich großer Beliebtheit bei Freunden und Bekannten erfreute. Dann wurde der Instagram-Kanal "sternenstorch" geboren. Noch hat er keine großen Followerzahlen, doch darum geht es Thomas Storch auch gar nicht. Er möchte einfach andere an seinen außergewöhnlichen Aufnahmen teilhaben lassen.

Wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, hat Storch schon Pläne, wie er noch mehr Menschen für sein Hobby begeistern kann: Eine Ausstellung seiner schönsten Werke ist in Planung. Zudem soll es in Höchstadt einen Astrofotografie-Kurs geben, bei dem Einsteiger lernen, wie sie nur mit Kamera und Stativ schöne Aufnahmen der leuchtenden Himmelskörper machen können. Thomas Storch sagt: "Nehmt eure Kamera, stellt sie auf ein Stativ und haltet sie in den Himmel. Ihr werdet erstaunt sein, was ihr zu sehen bekommt."

INFO: Wer sich für Astronomie interssiert, wird vielleicht auch beim Astrotreff von Reinhard Grimmer fündig.

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