Ein Herz für Pferde

11.11.2011, 18:06 Uhr
Ein Herz für Pferde

© Huber

„Ich könnte die Pferde schon ausbilden, aber mir fehlt einfach die Zeit und mir darf ja auch nichts passieren“, sagt Klemens Birke bedrückt. Denn tagtäglich muss er „Klinken putzen gehen“, sprich: um Unterstützung ersuchen, um seinen Hof halbwegs über Wasser halten zu können. Dabei hatte einst alles so schön begonnen: Der heute 52-jährige Klemens Birke wurde in Pegnitz geboren, lernte nach der Schule Industriekaufmann und arbeitete 25 Jahre lang in diesem Beruf. Schon als Jugendlicher aber war Birke äußerst tierlieb, hatte Hunde, Katzen und Terrarien. Auch Fotografieren war eine Leidenschaft.

Birke heiratete, das Paar bekam vier Kinder. Eine der Töchter verlor ihr Herz an einen Jungbullen in einem bäuerlichen Stall, und als das Tier zum Schlachter sollte, ließ sich der Papa erweichen: Er kaufte „Jumbo“ für 800 DM. Freilich brauchte Jumbo Gesellschaft und so kamen die Birkes zu ihrem ersten Pferd. Klemens Birke kaufte „Snoopy“ und dann auch gleich noch das Stutfohlen „Lissy“. Die ganze Familie lernte also reiten, aber „auf die indianische Art“, wie Klemens Birke betont. Das heißt, das Pferd wird nur mit signalartigen Hilfen gelenkt, ohne Druck und Schmerz. „Ich habe keinen sportlichen Ehrgeiz, mir ging und geht es immer nur um die Einheit Natur/Tier/Mensch“, so Birke. Er war deshalb auch vom Konzept der Offenstall-Haltung überzeugt. Und darauf gründete sich dann der große Traum, im Landkreis Roth einen alternativen Reitbetrieb aufzuziehen, mit tierfreundlicher Haltung und ebensolchem Reitunterricht. Denn 1995 hatte Klemens Birke – auf eigene Kosten — noch eine Trainerausbildung gemacht.

„Das sollte schließlich Hand und Fuß haben. Wir wollten einen solchen Stall unbedingt bauen und haben alles auf eine Karte gesetzt. Es war wirklich als Familienexistenz gedacht“, erinnert sich Birke. Die Behörden seien zunächst begeistert gewesen. Doch als die Birkes alle Auflagen erfüllt hatten — acht Hektar Fläche gepachtet und 23 Pferde gekauft —, wurde der Stall plötzlich 1999 nicht genehmigt.

„Auf der Flucht“

Da standen die Birkes dann vor den Scherben ihrer Existenz, Klemens Birke zog mit den Pferden mehrmals um, immer „auf der Flucht vor den Behörden“. Er gab Reitunterricht, bot Ponyreiten und geführte Ausritte an und korrigierte „Problempferde“; so hielt man sich über Wasser.

Schließlich trennte sich das Ehepaar, Klemens Birkes Frau verkaufte während der Trennungsphase einige Pferde. Er lebte dann einige Zeit in einem Bauwagen neben den Pferden, schlug sich und die Tiere mit Obstverkauf an einem Straßenstand durch. 2003 schließlich fand Klemens Birke die Weihermühle durch eine Suchanzeige und pachtete den Hof. Mit 15 Pferden und dem Bullen „Jumbo“ zog er also nach Brunn.

Im Laufe der vergangenen Jahre lief es dort mal besser, mal schlechter. Inzwischen hat sich Klemens Birke zwar von einigen Pferden getrennt, zwei sind gestorben, doch es sind auch nochmal vier „Weideunfälle“ (so nennt man es, wenn ein Hengst ungewollt eine Stute deckt) hinzu gekommen — zehn Tiere sind es jetzt noch („Jumbo“ starb vor vier Jahren an Altersschwäche). Und momentan sieht die Situation eher düster aus; obwohl Klemens Birkes neue Freundin Elke Mohanty ordentlich mit anpackt.

Alles mit der Hand

Doch zu zweit zehn Pferde versorgen und das alles auch finanzieren — das bedeutet, ständig am Limit zu arbeiten, zumal auch keine eigenen landwirtschaftlichen Geräte zur Verfügung stehen; alles muss von Hand gemacht werden. „Ich habe seit 15 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht, weil niemand da ist, der die Arbeit auf dem Hof mal übernimmt“, sagt Birke. Doch trennen will er sich von seinen Tieren auf keinen Fall. „Die zehn bleiben zusammen, komme, was wolle.“

Ein bisschen Geld kommt durch Ponyreiten/Reitunterricht herein und durch „Eintrittskarten“ für seinen Hof, die Klemens Birke höchstselbst anbietet, indem er von Haustür zu Haustür geht oder auch bei Firmen anklopft. Eine Genehmigung dafür hat er. Doch das reicht hinten und vorne nicht, um die Stallpacht, das Futter und die Tierarztrechnungen zu bezahlen. Zudem würde Birke auch gerne die jüngeren Pferde ausbilden. Aber dafür hat er keine Zeit. „Die Gedanken kreisen schon oft darum, wie es wohl weitergeht.“

Deshalb ist er zum einen auf der Suche nach einem günstigen eigenen Hof (eventuell auf Erbpacht/Mietkaufbasis) und zum anderen nach Futterpatenschaften für die Pferde. Auch Spenden sind natürlich willkommen. Hilfreich wären auch Pferdeliebhaber, die Spaß daran haben, auf dem Hof ein wenig mit anzupacken.

Kontakt: „Pferdehof Birke“, Tel. (09104) 826189 oder (0151) 12410749. Spenden gehen auf das Konto 225205277 bei der Sparkasse Emskirchen, BLZ 76251020.

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