Ein Jahr nach dem Tornado: Wind noch im Wiederaufbau

4.1.2019, 06:00 Uhr
Ein Jahr nach dem Tornado: Wind noch im Wiederaufbau

© Foto: Eduard Weigert

Den Feuerwehren sind sie noch heute dankbar im Dorf. Dass sie in kurzer Zeit das Gefährlichste gesichert und die offenen Dächer geschlossen haben. Und dankbar sind sie vor allem, dass an jenem Mittwochmorgen im ganzen Dorf niemand auf der Straße war, als Dachziegel wie Geschosse durch die Luft flogen, ein Scheunentor 150 Meter weit in den Teich am Ortseingang geweht wurde und ein dicker Baum über die Straße fiel.

Dann kam noch "Fabienne"

Beim Neujahrsempfang der Gemeinde hat man wieder über die Katastrophe gesprochen, sagt die Winder Gemeinderätin Ingrid Birkner. Auch das Anwesen ihrer Familie, Hausnummer 7, ist damals schwer getroffen worden. Die Schäden, insgesamt wohl gut 50 000 Euro, sind inzwischen behoben, der Kamin wieder errichtet, das Dach repariert und die zerstörte Photovoltaik-Anlage erneuert. Das Haus war gegen die Naturgewalt versichert, ein großes Glück, sagt Ingrid Birkner. Und erwähnt mit einem Lächeln, dass kurz nach dem Tornado auch noch Sturmtief Fabienne das Anwesen heimgesucht hat. Diesmal traf es die Halle gegenüber.

Die Nachbarn vom Anwesen Nummer 9 hatten nicht das Glück eines Schadensträgers. Dabei erwischte sie der Tornado wohl am schlimmsten: Die Familie Sauer musste ihre zerstörte Scheune samt einem damit verbundenen Nebengebäude und der Maschinen-Garage vollends abtragen. Der Sturm hatte den Dachstuhl ihrer Scheune vier Meter hoch in die Luft gehoben und wieder fallen lassen.

Das Trümmerfeld von damals ist verschwunden, der Neubau der Maschinenhalle steht allerdings erst im Rohbau. Am Jahrestag sägen Willfried Sauer, der Hausherr, sein Sohn und ein Helfer die Balken für den Dachstuhl.

Späte Baugenehmigung

Erst Ende September hat ihm das Bamberger Landratsamt den Neubau genehmigt, sagt Sauer. Siebeneinhalb Monate hatte er auf den Bescheid warten müssen, auch als Sturmopfer müsse er warten wie alle Antragsteller auch, hatte es laut Sauer geheißen.

Seit sie dürfen, arbeiten sie jeden Samstag und jetzt im Weihnachtsurlaub am Wiederaufbau. Sie müssen alles selbst machen, keine Versicherung springt ein. Eine Scheune wird es auf dem Hof nicht mehr geben, nur eine Halle für die Maschinen, die Sauer als Waldbesitzer braucht. Dieses Gebäude freilich haben sie so solide errichtet, dass kein Sturm sie mehr umreißen dürfte. Und auch Willfried Sauer spricht von Glück: Wenige Minuten, bevor der Sturm die Scheune zerstörte, war seine Frau noch in dem Gebäude gewesen.

Nach und nach

Erst vor drei Wochen wurden bei Günter Schlicht die letzten Sturmschäden behoben: Der Zaun vor seinem Haus am Dorfende gegen Pommersfelden wurde ausgetauscht. Genau wie das Jahr über 24 Fensterscheiben, die Solaranlage, alle Dachrinnen und Fallrohre, der Fassadenputz, das Balkongeländer und viele Kupferbleche an den Dacherkern. Es ging nur nach und nach voran, erzählt der Hausbesitzer, "Handwerker zu finden, ist halt schwierig."

Obendrein hat die trockene Hitze des Sommers das Verputzen der Fassade hinausgezögert. Die Hauswand hatte von den davongewirbelten Dachziegeln des Nachbarhauses gegenüber heftige "Einschusslöcher" abbekommen.

Jenes Haus, ein älteres, zuletzt nur noch von einer Person bewohntes Anwesen, wollten seine Besitzer nach dem Tornado nicht mehr selbst instandsetzen lassen. Sie haben es nach dem Tornado verkauft.

Spendenaktion erfolgreich

Pommersfeldens Bürgermeister Hans Beck hat sich auf Anfrage zufrieden mit der Entwicklung in Wind geäußert. Wie Ingrid Birkner, die Gemeinderätin, hebt er hervor, wie gut die Leute im Dorf zusammengehalten haben.

Die Gemeinde habe natürlich ihre Schäden schnell behoben. Der Baum, den der Tornado umblies, fiel seinerzeit glücklicherweise nicht gegen ein Haus, sondern maßgenau in eine Hofeinfahrt, beschädigte aber einen Oberflächen-Kanal der Gemeinde, der umgehend repariert werden musste.

Auch die Spendenaktion für die Tornado-Geschädigten ist laut Beck in der Gemeinde gut gelaufen. Das eingegangene Geld habe man inzwischen ausgezahlt — zu gleichen Teilen, so der Bürgermeister.

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