Ein Wettlauf gegen die Zeit für Martin Grau

30.7.2019, 14:43 Uhr
Ein Wettlauf gegen die Zeit für Martin Grau

© Foto: Sportfoto Zink/ WoZi

So im verkorksten Olympiajahr 2016, als der einstige Star des LSC Höchstadt (jetzt LAC Erfurt) vielleicht zu viel wollte und zu wenig auf seinen Körper hörte. Danach ging er es geduldiger an – und hatte heuer einfach Pech.

Beim Dauerlauf am 6. Mai in seiner neuen Heimat Erfurt knickte er um; ein Band im linken Fuß war ganz durchgerissen, das andere teilweise. "Diesen Weg bin ich schon zigmal gelaufen, da gibt es eigentlich keine gefährlichen Stellen wie Baumwurzeln oder große Steine", sagt Grau rückblickend.

Drei Wochen durfte der 27-Jährige gar nicht laufen, danach den Fuß nicht so belasten, wie es ein Hindernisläufer eben bei seinem Job tun muss, wenn er über die 91,4 Zentimeter hohen Hindernisse springen muss. Noch riskanter wäre es in dieser Phase gewesen, sich an den Wassergraben heranzuwagen.

So hieß es dann Alternativtraining und langsam immer mehr Belastung. Eine echte Geduldsprobe, zumal Martin Grau eine super Frühform hatte, was er Mitte April beim Residenzlauf in Würzburg unterstrich, als er erstmals die Schallmauer von 30 Minuten für die zehn Kilometer knackte.

Glück im Unglück

Dann aber knackte der Knöchel – und der erste Wettkampfblock der Freiluftsaison war damit für ihn schon gelaufen. Doch Glück im Unglück: Heuer liegt der Saisonhöhepunkt, an dem sich alle anderen Wettkämpfe orientieren, spät im Jahr: Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2019 findet in Doha statt. In Katar ist es in den Sommermonaten sehr heiß, darum geht es dort vom 28. September bis zum 6. Oktober zur Sache.

"Es ist also noch nicht zu spät für mich", betont Martin Grau, der durchaus noch die WM-Norm von 8:29,00 Minuten im Visier hat. Schon am kommenden Samstag bei der "Deutschen" in Berlin will er diese Marke ernsthaft angreifen. Gemeinsam mit seinem fränkischen Rivalen und Freund Patrick Karl aus Ochsenfurt will er ein "untypisches" Meisterschaftsrennen hinlegen, in dem der Titel eher zweitrangig ist. Grau: "Die WM-Norm wäre wichtiger für meine Entwicklung. Wenn wir die beide schaffen und ich nur Zweiter wäre, könnte ich gut damit leben."

Doch der Meister von 2015 und 2018 weiß auch, dass trotz guter Trainingswerte ein ernsthafter Wettkampf immer eine andere Hausnummer ist: "Wir werden es versuchen, so lange wie möglich auf Kurs zu bleiben. Falls es nicht klappt, gibt es danach bis Anfang September immer noch Qualifikationsmöglichkeiten."

Derzeit befindet er sich im Höhentrainingslager in St. Moritz. Anfangs sei er skeptisch gewesen, ob er rechtzeitig noch in den Wettkampfmodus finden würde, "aber inzwischen bin ich guter Dinge, bin mindestens so gut in Form wie vor einem Jahr, vielleicht sogar etwas stärker".

Wiedersehen mit Ex-Kollegen

8:33,90 Minuten lief er beim Meisterschaftslauf 2018 in Nürnberg, ob "etwas stärker" für 8:29 reicht, muss sich zeigen. Schaffen es Karl und Grau in die Nähe der angestrebten Marke zu kommen, wird der Ex-Höchstadter nur kurz mit den alten LSC-Kollegen Niklas Buchholz und Brian Weisheit unterwegs sein. Die haben (noch) nicht die Klasse, um ganz vorne mitzulaufen. Grau: "Das sind zwei Nachwuchsläufer, die können da ganz unbeschwert ein großes Rennen laufen."

Von den beiden wird eben noch nicht so viel erwartet. Ganz im Gegensatz zu Martin Grau, der für sich selbst immer hohe Maßstäbe setzt und sich dabei nie zu schade ist, einige zusätzliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

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