Ende des Spritzens?

4.4.2012, 14:01 Uhr
Ende des Spritzens?

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Hunderte tote Heuschrecken sind in einer Dose in der Rechtsmedizin in Erlangen tiefgefroren. Sie werden noch als Beweismittel gebraucht. Seit Herbst 2011 steht für den Heuschreckenzüchter Robert Seuberth aus Weisendorf-Buch fest, dass seine Tiere aufgrund des Einsatzes von Diflubenzuron gestorben sind. Ein Gutachten bestätigt dies.

„Am 21. Mai 2010 sprühte eine Firma neben einer Wiese in Weisendorf-Buch Diflubenzuron. Einen Tag später, am 22. Mai, holte ich dort Futter für meine Heuschrecken“, erzählt Seuberth. Danach starben rund eine viertel Million Tiere, die ganze Zucht. Nach einem Anruf bei der Gemeinde war schnell klar: Die Sprühaktion ist vermutlich dafür verantwortlich.

Seuberth, der damals noch von der Heuschreckenzucht lebte, stand vor dem Aus. Nur noch Eier blieben übrig. Damit baute er sich eine neue Zucht auf. „Mittlerweile habe ich wieder so viele Heuschrecken wie damals, rund 250000 Stück. Aber die Zucht wird schwieriger, wahrscheinlich ist das Erbgut geschädigt“, erzählt er.

Weil immer noch Tiere sterben, vermutet Seuberth, dass Restbestände des Mittels in den Nachzuchtbehältern zu finden sind. Wie sich die Sprühaktion auf die Nachkommen auswirkt, soll derzeit ein weiteres Gutachten klären. Der Heuschreckenzüchter klagt mittlerweile gegen die Firma, die damals neben der Futter-Wiese Diflubenzuron gesprüht hat. Allein bis September 2010 haben seine Anwälte den Schaden auf 51000 Euro festgesetzt. Ein Gerichtstermin steht noch nicht fest.

In der Zwischenzeit suchte sich Seuberth einen neuen Job, die Heuschreckenzucht läuft nebenbei. „Ich habe eine Familie zu ernähren“, sagt er.

Mit seiner Geschichte will er nun dem Bund Naturschutz helfen. Der Vorfall zeige nämlich, dass Diflubenzuron auch für andere Tiere schädlich sei.

Verärgert ist Seuberth, der selbst bei der Ortsgruppe des Bund Naturschutzes Mitglied ist, auch darüber, dass die Sprühaktionen „heimlich“ ablaufen. „Hätten sie damals die Wiese abgesperrt und ein Schild aufgestellt, hätte ich dort kein Futter geholt.“

Auch neben den Autobahnen sei das Verhalten ähnlich: „Die Autofahrer wissen von nichts und fahren durch einen Giftnebel. Besprühte Gebiete dürfen normalerweise 24 Stunden gar nicht betreten werden, 24 bis 48 Stunden nach dem Sprühen ist noch ein Schutzanzug erforderlich.“

Ziel der Anzeige des Bund Naturschutzes ist es nun, weitere Einsätze zu verhindern: „Wir hoffen, damit dem Spritzen an der Autobahn ein Ende zu setzen“, schreibt Tom Konopka, Regionalreferent des BN für Mittel- und Oberfranken, in einer Pressemitteilung. „Die Anzeige wurde nur möglich, weil Robert Seuberth aus Weisendorf-Buch so engagiert am Thema dranblieb“, bedankt sich schon jetzt der Bund Naturschutz bei dem Weisendorfer für die Unterstützung.

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