Engagierte Ehrenamtliche sind engagierte Mitarbeiter

12.10.2016, 08:57 Uhr
Engagierte Ehrenamtliche sind engagierte Mitarbeiter

© Foto: Margot Jansen

Claudia Vogel vom Deutschen Zentrum für Altersfragen stellte den 4. Freiwilligensurvey von 2014 vor. Diese Studie, die seit 1999 alle fünf Jahre durchgeführt wird, ist die größte aktuelle Untersuchung der Zivilgesellschaft zum freiwilligen Engagement in Deutschland. Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurden telefonisch fast 30 000 Personen 30 Minuten lang über ihr ehrenamtliches Engagement interviewt.

Die Ergebnisse sind ermutigend: Immer mehr Menschen aller Altersgruppen sind bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Da gibt es allerdings einige Wermutstropfen. Sie investieren weniger Zeit in die freiwillige Tätigkeit – und die Bereitschaft, eine Führungsposition, sei es als Vorsitzender oder als Kassier zu übernehmen, schwindet. Außerdem haben sich neue Formen des Engagements herausgebildet: Weniger in Vereinen und Verbänden, sondern mehr in privaten Initiativen engagieren sich die Menschen.

Insgesamt waren im Erhebungsjahr 43,6 Prozent der Bundesbürger unentgeltlich für das Allgemeinwohl tätig, das sind gut acht Prozent mehr als im Jahr 1999. Das liege daran, dass das Bildungsniveau gestiegen ist, meinte Vogel, denn besser Gebildete seien eher bereit, sich für die Gesellschaft einzusetzen.

Die größte Gruppe stellen mit 56,5 Prozent die 50- bis 64-Jährigen mit höherem Bildungsabschluss. Bei geringerer Qualifikation in derselben Altersgruppe sind es nur 34,7 Prozent. Insgesamt stellen Männer immer noch den größeren Anteil der Ehrenamtlichen mit 45 Prozent (41 Prozent Frauen). Das liege vorwiegend daran, dass Männer in Politik und Feuerwehr aktiv sind, während Frauen sich im Sozialwesen einbringen. Nur in der Altersgruppe von 30 bis 49 sind die Frauen mit 48 Prozenten engagierter als die Männer (45 Prozent). Der Grund: Ihr Engagement in Kita und Schule.

Verteilt auf die Bundesländer gibt es ein eindeutiges Resultat. Die Menschen in den Stadtstaaten, wie Berlin, Bremen und Hamburg und in den neuen Bundesländer bilden das Schlusslicht. Das liege in den neuen Bundesländern auch daran, dass dort der Einsatz in kirchlichen Organisationen wegfalle, meinte Vogel. Was motiviert die Leute und in welchen Bereichen sind sie tätig? Spaß haben und mit anderen Menschen zusammenkommen sind ihre Triebfeder. Sport und Bewegung stehen an erster Stelle, gefolgt von einer Tätigkeit in Schule und Kindergarten.

In dem anschließenden Podiumsgespräch stellten Landrat Alexander Tritthart, Bürgermeister German Hacker, Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf, Marcus Maier, Kreisjugendwart der Freiwilligen Feuerwehr ERH, Christine Hartmann, Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Heßdorf und Kreisseniorenbeirätin und Mike Gibson, Mitinitiator des Freiwilligen Sozialen Schuljahres in Höchstadt, ihre Sicht der Dinge dar.

Moderatorin Monika Niklas warf die Frage auf, was die Kommunen tun können um das Ehrenamt zu fördern. Hacker verwies auf die Ehrenamtsbörse der Stadt im Internet, in der jeder Interessent seinen passenden Verein finden könne. Er widersprach Hartmann, die erklärt hatte, dass sich in ihrem Verein, die 30- bis 49-Jährigen vom Ehrenamt verabschiedet hätten. Diese Generation stehe im Berufsleben, habe Familie und sei insgesamt sehr eingespannt. Da könne man einen jungen Mann nicht guten Gewissens dazu überreden, sechs Jahre lang Feuerwehrkommandant zu sein.

Er plädierte für eine kürzere Amtszeit und dafür, dass jeder sein Ehrenamt auch guten Gewissens niederlegen darf, wenn ihm die Belastung zu hoch wird. Maier betonte, dass die Freistellung vom Betrieb für einen Feuerwehreinsatz unumgänglich sei, aber auch kein Problem darstelle.

Mevenkamp unterstrich die Bereitschaft der Arbeitgeber, das Ehrenamt zu würdigen. Die Betriebe betrachten dies mehr und mehr als Gewinn – „ein engagierter Ehrenamtlicher ist auch ein engagierter Mitarbeiter“. Auch Gibson unterstützte diese These aus seiner Erfahrung. Die Urkunde, die Schüler für ihren Einsatz im sozialen Schuljahr bekommen, werde von Betrieben honoriert. Fazit des Landrats: „Wir müssen uns weiter um die Jungen kümmern“.

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