Erlangen-Höchstadt: Hebammenzentrale kommt gut an

9.1.2020, 15:54 Uhr
Erlangen-Höchstadt: Hebammenzentrale kommt gut an

© Archivfoto: Waltraud Grubitzsch/ZB/dpa

Sie hilft dabei, werdenden Eltern eine wohnortnahe Betreuerin zu vermitteln und die Hebammen vom Verwaltungsaufwand entlasten. "Wir haben wirklich einen Nerv getroffen", sagt Ricarda Luschtinetz. Sie hat gemeinsam mit Angelika Wechsler die Koordinierung in der Zentrale übernommen, die ihren Sitz in der Strümpellstraße hat. Und das Kooperationsprojekt von Stadt und Landkreis kommt gut an. 912 Anfragen von werdenden Eltern sind innerhalb von acht Monaten eingegangen.  In 657 Fällen konnte direkt eine wohnortnahe Hebamme vermittelt werden, 76 Frauen nutzten den Bereitschaftsdienst. 

Für die Familien ist es einfacher geworden, eine Hebamme zu finden, ohne 20 Personen anrufen zu müssen. Auf der Webseite der Einrichtung stoßen sie auf Sätze wie: "Entspannen Sie sich! Jetzt sind wir dran." Wer ein Formular ausfüllt mit seinen Wünschen bekommt Hilfe. Oder er wendet sich direkt an diese Telefonnummer: (01 79) 4 16 48 52. Durch die Koordinierung in der Hebammenzentrale können auch lange Fahrwege vermieden werden.

Nicht nur werdende Mütter – und Väter – profitieren davon, dass es jetzt für Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt eine Hebammenzentrale gibt, sondern auch die Hebammen selbst. Inzwischen kooperieren fast alle 55 Freiberuflerinnen mit der Zentrale in Erlangen.

Erlangen-Höchstadt: Hebammenzentrale kommt gut an

© Archivfoto: Eva Kettler

Ricarda Luschtinetz und Angelika Wechsler sind selbst Hebammen mit langjähriger Berufserfahrung, und wissen, mit welchen Problemen die Kolleginnen zu kämpfen haben. Abgesehen von der mickrigen Bezahlung und den Schwierigkeiten, einen Versicherer zu finden sowie der zunehmenden Bürokratie, sind es vor allem die Arbeitszeiten, insbesondere die erforderliche ständige Bereitschaft, die den Hebammen das Leben schwer machen. Mit eigener Familienplanung wird es schwierig, die Burnout-Gefahr ist hoch.

Bald bayernweit

Doch das ist nun besser geworden, denn die neue Zentrale ermöglicht eine Vertretungsregelung – mit Bereitschaftsdiensten zum Beispiel im Sommer, wenn viele im Urlaub sind. Und die beiden Koordinatorinnen entlasten ihre Kolleginnen, indem sie ihnen viel Organisatorisches abnehmen.

Das Kooperationsprojekt wird durch Fördergelder des bayerischen Gesundheitsministeriums in Höhe von rund 61 000 Euro ermöglicht und läuft zunächst bis Ende des Jahres 2021. Für die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml ist die Hebammenzentrale "ein gelungenes Beispiel für die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Geburtshilfe mit Fokus auf die werdenden Mütter". Im Rahmen eines Aktionsprogramms für die Hebammenversorgung sollen bayernweit solche Zentralen entstehen.

Ricarda Luschtinetz in Erlangen sieht die Koordinierungsstelle auch als Impulsgeberin. "Wir hatten zum Beispiel viele Anfragen von Familien auf der Suche nach einer englischsprachigen Hebamme. Diese konnten wir sammeln, sodass es sich jetzt zum Beispiel erstmals lohnt, einen Geburtsvorbereitungskurs auf englisch anzubieten." Die 38-Jährige hofft, dass die Impulse von staatlicher Seite den Rückgang im Berufsstand aufhalten können. Die Akademisierung der Ausbildung durch die Hebammenreform des Bundes geht ihrer Meinung nach schon in eine richtige Richtung.

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