Erlangen-Höchstadt: So gehen Direktvermarkter durch die Krise

17.4.2020, 06:57 Uhr
Erlangen-Höchstadt: So gehen Direktvermarkter durch die Krise

Der reine Hofladen ohne Lieferservice von Familie Geier in Krausenbechhofen ist gut besucht. Das Sortiment reicht vom Rind- und Schweinefleisch über Geflügel hin zum Karpfen. "Da sind wir immer gut gerüstet", sagt Stefan Geier. Aber nur allein mit dem Verkauf im Hofladen ist es nicht getan. Dazu betreibt die Familie Geier auch eine Hofstube mit Platz für zirka 30 Personen und eine Bauernstube mit zirka 19 Sitzplätzen für jegliche Art von Festivitäten. Und gerade da sind die Auftragsbücher, in Zeiten von Ausgangsbeschränkung leer, der Umsatzeinbruch spürbar.

Meerrettich aus der Region erhält man bei vielen Bauernläden und Regionaltheken und wenn es mal notwendig ist auch direkt vor Ort bei "Margas Kren" in Biengarten, sagt Senior Chef Gerhard Schmidt.

Im normalen Geschäft beliefert Gerhard Schmidt im Umkreis von 100 Kilometer noch persönlich seine Kunden von Gastronomie, Metzgereien und Direktvermarkter mit Hofladen. Die allgemeine Nachfrage nach Kren ist nach wie vor hoch. Der Anteil am Versandhandel zum Lieferservice beträgt jetzt, nahezu 60 Prozent und steigt weiter, so Schmidt.

Was die Situation mit dem Corona-Virus in Zusammenhang mit dem Lieferservice anbelangt, kann er nur mitteilen, dass die Kunden, die er beliefert, die Lage ernst nehmen. Es wird Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt und bei Anlieferung ein gebührender Abstand eingehalten. Mehr Sorge bereitet ihm die Ausreisesperre seiner fünf Arbeiter aus dem südosteuropäischen Land Rumänien. Momentan wird die Arbeit auf dem Feld noch von den Familienangehörigen bewältigt. Doch ab Mai wird es eng. Da beginnt die Nachbearbeitung der Krenpflanze. Hier müssen die überschüssigen Triebe bis auf einen entfernt werden. In der Fachsprache nennt man das "Ausgeizen", so Gerhard Schmidt. Da ist langjährige Erfahrung gefragt und körperliche Fitness. All das bringen die Arbeiter aus Rumänien mit.

Erlangen-Höchstadt: So gehen Direktvermarkter durch die Krise

© Foto: Bernfried Ackermann

Der Landwirtschaftsbetrieb der Familie Groß in Kairlindach, der drei Generationen beherbergt, betreibt keinen Online Shop, hat keinen Lieferservice, bewirtschaftet alles in Eigenregie, verfügt aber über einen kleinen Bauernladen.

Das Sortiment reicht von Dosenwurst, über Eier, von der Milch der eigenen Kühe (50 an der Zahl mit Nachzucht), über den Käse aus der Milch der eigenen Kühe, über den Apfelsaft von Äpfeln aus den eigenen Streuobstwiesen, bis hin zum Likör und Hochprozentigem.

Es gibt aber auch, saisonales Gemüse, im Hofladen der Familie Groß zu kaufen.

Dieses zählt zum wirtschaftlich wichtigsten Saison-Gemüse in der Region – der Spargel. Auch regional bekannt unter den Namen "Morgentau-Spargel". Dieser "Morgentau-Spargel" ist stechfrisch, direkt vom Feld und wird seit mehr als 30 Jahren bei Familie Groß angebaut. Wie viel heuer geerntet wird ist fraglich.

Rudolf Groß: "der Spargel ist ein saisonbedingter Nebenerwerb, es ist kein Grundnahrungsmittel wie Brot, macht aber immens viel Arbeit"! Da wird jeder aus der Familie gebraucht, auch der zwölfjährige Enkel muss mit anpacken.

Da der Coronavirus die Gastwirtschaft fast lahm gelegt hat (normalerweise 30 Prozent Umsatz), muss abgewartet werden wie die Nachfrage der Kunden am Hof besteht. Landwirt Groß: "lieber haben wir einen Umsatzausfall, als einen zu hohen menschlichen Arbeitsaufwand"!

Die "abokiste" GmbH in Hemhofen ist ein reiner Online-Direktvermarkter mit Produkten aus der Region mit Lieferservice frei Haus. Über die Homepage kann rund um die Uhr bestellt werden. In Zeiten von Covid-19 erfreuen sie sich über eine große Nachfrage bei den Bestandskunden. Gleichzeitig wollen diesen Service auch Neukunden in Anspruch nehmen. Doch es können nicht alle Neukunden aufgenommen werden. Nur so viele werden angenommen, die längerfristig sinnvoll betreut und beliefert werden können.

Die Auftragsbücher sind voll und so gelangt das Personal im Moment, immer unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen im Betrieb, fast an die Kapazitätsgrenze, sagt die Geschäftsleitung. Doch die Mitarbeiter packen ganz toll mit an. Das Team arbeitet sehr gut zusammen. Nur so kann der Ansturm bewältigt werden, sagt Dr. Hannah Winkler von Mohrenfels. Damit der komfortable Lieferservice weiterhin gewährleistet ist, wurde die Personalstärke und die Anzahl der Lieferfahrzeuge erhöht, fügte von Mohrenfels noch hinzu.

 

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