Ernte-Prognose: Weizen "zieht es die Füße weg"

8.7.2015, 18:41 Uhr
Ernte-Prognose: Weizen

© Foto: Berny Meyer

Natürlich sei es viel zu trocken, schon seit dem niederschlagsarmen Frühjahr fehle das Wasser in den Böden: „Ständig sind es 100 Milliliter zu wenig“, sagt Horst Krehn. „Da ist absolut nichts mehr drin.“ Das bestätigt auch Robert Ort, Landwirt aus Dannberg und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Kreisverband Erlangen-Höchstadt. „Die Böden sind extrem trocken.“ Und jetzt komme noch die extreme Hitze von bis zu 38 Grad dazu. „Da brechen die Bestände zusammen, da vertrocknet das Getreide regelrecht“, weiß Krehn.

Dennoch werde die Ernte zum Teil gar nicht so schlecht ausfallen, ist sich der Behördenleiter sicher. Er erklärt auch, warum das so ist: „Weil es im März und April so trocken war, haben die Pflanzen ihre Wurzeln sehr weit in die Tiefe wachsen lassen, daher sind die Bestände jetzt relativ stabil und die Lage ist erstaunlich gut.“

Hätte es im Frühjahr viel geregnet, wäre die Durchwurzelung nicht so gut, dann wären die jetzige Trockenheit und Hitze eine Katastrophe, erläutert Krehn weiter. Aber so habe sich die Natur ein bisschen auf dieses Wetterextrem vorbereitet. Aus diesem Grund werden sich aus seiner Sicht die Ernteeinbußen beim Getreide in Grenzen halten. Er rechnet mit — je nach Boden — zum Teil sogar guten Erträgen von rund 50 Doppelzentner pro Hektar, in normalen Jahren seien es 60 Doppelzentner.

Abgeerntet auf den Feldern der Region ist bereits die Wintergerste, die als Futter verwendet wird. Außerdem sind auch schon die Bestände, die in die Biogasanlagen wandern, geschnitten. Hier wird die ganze Pflanze gehäckselt und kommt ins Silo, um dann in der Biogasanlage in Energie umgewandelt zu werden.

Geerntet wird zurzeit auch Roggen. „Das ist eine Kultur, die die Trockenheit mit am besten verträgt“, sagt Krehn. Doch in der Region werde nur wenig Roggen angebaut, daher spiele er in der Getreideernte kaum eine Rolle.

Als Nächstes sei dann der Weizen an der Reihe. „Dem tut das Wetter ganz weh, dem zieht‘s jetzt die Füße weg“, sagt Robert Ort. Dem Weizen gehe jetzt das Wasser aus und es setze die Notreife ein — das heißt, die Körner bleiben klein. Bei Weizen erwartet Ort daher Ertragseinbußen bis zu 50 Prozent auf schlechteren Böden. Auch Niederschlag in den nächsten Tagen könne nichts mehr an der Situation ändern. „Wenn es jetzt Regen gibt, ist es für den Weizen zu spät.“

Für den Mais wäre dagegen Regen ganz wichtig. „Bei der aktuellen Hitze rollt er seine Blätter ein. Das zeigt, dass die Pflanze innerlich zumacht und so versucht, ganz wenig Wasser zu verbrauchen“, erklärt der BBV- Kreisobmann, der auf seinem Hof in Dannberg Silomais und Wintergerste anbaut. Gerade schiebe der Mais sein Fahnenblatt heraus, das sei genau die Zeit, in der die Maiskolben angelegt werden. „Wenn es jetzt keinen Regen gibt, dann schaut es ganz schlecht mit der Ernte aus.“

Doch noch sei alles möglich: „Niemand weiß, was wettermäßig noch passiert“, stellt Ort fest. Und er erinnert an das Jahr 2010. Damals habe es nach trockenen Monaten dann im Juli und August so stark geregnet, dass die Böden fast nicht mehr befahrbar waren. Sein Fazit: „Das ist halt die Natur.“ Und Horst Krehn hat die Erfahrung gemacht: „Die Bauern sind in der Regel sehr gelassen. Sie nehmen es, wie es kommt, und machen das Beste draus.“

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