"Es gab einfach keine Ausrede mehr"

9.4.2019, 13:53 Uhr

Die Männer der TS Herzogenaurach sollten öfter montags Handball spielen, die des HC Forchheim werden diesen Spieltermin verfluchen: Im Duell zweier Teams, die im Hinblick auf den Abstieg aus der Bezirksoberliga am Rande des Abgrunds balancieren, trugen die Hausherren einen nicht erwarteten 38:27-Kantersieg davon.

Nun könnte es zur skurrilen Situation kommen, dass vor dem letzten Spieltag am Samstag vier Mannschaften punktgleich sind. Eine davon muss sicher absteigen, eine zweite könnte hinzukommen, wenn es in der Landesliga Nord noch die SG Auerbach/Pegnitz erwischt.

Was Herzogenaurachern wie Forchheimern gleichermaßen stinkt: Während die Absage des Frankenderbys auf einen nachweisbaren technischen Defekt in der Halle (Trennwand ließ sich nicht hochfahren) zurückzuführen war, wurde das Nachbarduell zwischen der SG Naabtal und der HSG Nabburg/Schwarzenfeld wegen einer angeblichen Doppelbelegung abgesetzt und findet nun am kommenden Donnerstag statt. TSH-Coach Norbert Münch: "Das lässt Tür und Tor für Mauscheleien offen."

Doch die TSH kann alle Eventualitäten aus eigener Kraft zu den Akten legen: mit einem Sieg bei der SG Regensburg II, für die es um nichts mehr geht. Während den Forchheimern im ungünstigsten Fall selbst ein (eigentlich fest eingeplanter) Heimsieg gegen Schlusslicht HC Weiden nicht reichen würde. Weil man am Montag in Herzogenaurach den direkten Vergleich nach dem vermeintlich sicheren Acht-Tore-Vorsprung im Hinspiel noch aus der Hand gab und auch gegen die SG Naabtal im Hintertreffen ist. Diese spielt zum Abschluss in Erlangen-Bruck.

Viel "Hätte, wenn und aber", doch am Montagabend gab es unter dem immerhin 150 Zuschauern schon nach wenigen Minuten kaum einen Zweifel daran, wer als Sieger vom Platz gehen würde. Nach gut zwölf Minuten führten die Herzogenauracher mit sage und schreibe 9:1.

HC-Trainer Markus Carra: "Wir hatten in der Anfangsphase Pech im Abschluss mit mehreren Lattentreffern und einigen guten Paraden des Herzogenauracher Torwarts. Aber in der Abwehr haben wir fast nicht stattgefunden. Und insgesamt beweisen unsere zahlreichen technischen Fehler, dass wir dem Druck in diesem Spiel nicht standgehalten haben."

Dabei waren die Gastgeber eigentlich diejenigen, die nach dem unglücklichen 25:26 am Vortag gegen Altdorf hätten flattern müssen, doch Spielertrainer Ingo Kundmüller sah das anders: "Diesmal gab es keine Ausreden mehr: Jetzt oder nie war die Devise."

Und man habe gesehen, wer bei ihm im Team mit dem Druck umgehen könne. Und das waren am Anfang vor allem die "alten Hasen". Der bundesligaerfahrene Ben Schwandner, Kundmüller selbst und auf Rechtsaußen der reaktivierte Peter Kares – wie sein Trainer 42 Jahre alt - führten ihre jungen Nebenmänner zu einer in dieser Situation ungeahnt guten Leistung.

Nicht nur, dass wie zuletzt meistens die Abwehr kompakt stand (anders als in der Hinrunde), auch offensiv glänzte die TSH mit Tempo und Entschlossenheit, gepaart mit Finessen im Wechsel mit enormer Wucht, die vor allem der zehnfache Torschütze Marco Jonas verkörperte.

Eigentlich konnten die Forchheimer kaum einen Angriff stoppen, so dass man sogar um den Erfolg gegen die abgeschlagenen Weidener am Samstag bangen muss. Coach Carra räumt ein: "Der Druck wird sicherlich nicht kleiner."

Seit 9. Februar – da schien man noch auf der sicheren Seite - hat der Landesligaabsteiger keinen Punkt mehr geholt. Man sei in einer Negativspirale, aus der es im Moment kein Entkommen zu geben scheine, so Markus Carra.

Behutsam wollen er und sein Kollege Matthias Gieck sein Team bis zum Wochenende aufbauen: "Die Burschen müssen wieder das tun, was sie eigentlich können: einen schnellen Ball spielen:" Schafft die HC-Truppe diese Wende nicht, droht ihr der GAU: dass sie in die Bezirksliga durchgereicht wird.

Aber noch besteht Hoffnung, dass sowohl Herzogenaurach als auch Forchheim auch im Herbst wieder in der BOL antreten dürfen - auf jeden Fall dürfte diese Saison alle Beteiligten reichlich Nerven gekostet haben.

TS Herzogenaurach: Sebastian Kammerer, Kai Kammerer; P. Kares 2, Hirning 1, Welker 1, Hablowetz 3, Y. Wayand, Hehr, Bellmann 4, Kundmüller 4, Sieber 6, Jonas 10/2, Schwandner 7/1.

HC Forchheim: Farra; S. Weber; Schulz 5, Biermann 2, Thiel 6, Distler, J. Weber, Engel 2, Opitz 2, Klingert, Stöckl 2, Rost 3, Mach 5/2, Sauer.

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