Feuerwerkshändler zu Verbotsdebatte: "Viel Heuchelei im Spiel"

29.12.2019, 16:11 Uhr
Feuerwerkshändler zu Verbotsdebatte:

© Foto: Matthias Kronau

Am vergangenen Freitag hatte Heiko Röder zu einem Pressegespräch in seinen Verkaufsraum im Gewerbegebiet Schlüsselfeld eingeladen. Unterhalb des ADAC-Fahrsicherheitszentrums sind hier beachtliche Gebäude entstanden. In der großen neuen Halle lagern rund 1650 Artikel. Wie viele Teile es insgesamt sind auf dem Gelände, sei schwer zu sagen. "Aber rund 50 Tonnen Schwarzpulver haben wir hier."

"So nicht haltbar"

"Die Diskussion geht insbesondere von der Deutschen Umwelthilfe aus", sagt Marketing-Mitarbeiter Markus Strasser, und er ist überzeugt: "Es wird Stimmung gemacht mit Fakten, die so nicht haltbar sind." Und zwar gerade deswegen, weil sie aus dem Zusammenhang gerissen seien und vor allem den gesellschaftlichen Aspekt ignorieren würden. "Der Umweltgedanke ist gut, aber es wird gleich die Moralkeule geschwungen", so meint Strasser. Zwar habe man vollstes Verständnis, wenn in engen Innenstädten aus Sicherheitsgründen ein Verbot ausgesprochen würde. "Denn es gibt einfach Leute, die alkoholisiert sind oder einfach von Grund auf doof."

Doch der Umweltaspekt sei komplett überzogen, sagt Heiko Röder. Insbesondere, wenn man die Umweltfolgen von Feuerwerk im Vergleich zu anderen Freizeittätigkeiten betrachte. Grillen im Sommer, Müll bei Großveranstaltungen, Kaminheizungen, Weihnachtsbeleuchtung, Kreuzfahrten – Heiko Röder und Markus Strasser fallen viele Dinge ein, die man dann auch verbieten müsste. "Da ist viel Heuchelei und Unehrlichkeit mit im Spiel", glauben die Feuerwerksexperten.

Eine Stunde surfen

Oder Surfen mit dem Notebook. "Wenn Sie eine Stunde im Internet surfen, dann verbrauchen Sie so viel Kohlendioxid wie bei ihrem privaten Silvesterfeuerwerk", erklärt Markus Strasser. Und: Silvesterfeuerwerk insgesamt mache nur ein Millionstel des jährlichen Feinstaubausstoßes aus. "Die Kampagne gegen Silvesterfeuerwerk ist reine Symbolpolitik."

Die Deutsche Umwelthilfe sieht das anders. "Wir wünschen uns weiterhin freudige Feste zum Jahreswechsel – aber ohne verpestete Luft, brennende Häuser, verletzte Menschen und verängstigte Tiere durch archaische Schwarzpulver-Böllerei.", sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch (die Argumente des DUH lesen Sie hier). Die von der Umwelthilfe vorgeschlagenen Licht- und Lasershows sind für Heiko Röder allerdings überhaupt keine echte Alternative. "Die sind auf Dauer eher langweilig." Und bei zentralen Silvester-Veranstaltungen würde der Autoverkehr zu noch mehr Umweltschäden führen.


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Der 37-jährige Heiko Röder ist Feuerwerk-Fan seit seiner Kindheit. Mit 18 Jahren gründete er in Buchfeld den ersten kleineren Feuerwerks-Handel. Er war seinerzeit nicht zufrieden mit dem Angebot in den Supermärkten, wo viel "Blenderware" dabei war. "Viel Plastikverpackung, nichts dahinter."

Aus dem überschaubaren lokal-regionalem Angebot ist mittlerweile ein deutschlandweit beachteter Feuerwerksanbieter geworden. Was auch am Donnerstag zu sehen war: Zu einem Test-Feuerwerk mit anschließendem Lagerverkauf kamen Hunderte von Besuchern aus ganz Bayern und dem südlichen Deutschland. "Feuerwerk ist in Deutschland eine Tradition, viele Menschen freuen sich einfach darauf."


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Im Übrigen verweisen Heiko Röder und Markus Strasser noch auf zwei weitere Aspekte. In den nächsten Jahren dürften so gut wie alle Plastikteile in und an Feuerwerkskörpern so gut wie verschwinden. "Es gibt da entsprechende Entwicklungen." Und mittlerweile gebe es auch Feuerwerk im Angebot, das bewusst so konstruiert sei, dass es vergleichsweise leise sei.

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