Frensdorfer Talentschmiede auf YouTube

20.4.2021, 06:00 Uhr
Frensdorfer Talentschmiede auf YouTube

© Foto: Jeanette Seitz

Vorstand Ralph Olbrich ist begeistert: "Die Jugendlichen haben die verschiedenen Phasen des Lockdowns im vergangenen Jahr sinnvoll genutzt, sich nicht einer Lethargie ergeben und aus dem Leben zurückgezogen – sie sind aktiv geworden, haben die Chance der Krise erkannt und stellen ihre Freizeit, ihr Know-how und ihre künstlerischen Fähigkeiten in den Dienst an der Allgemeinheit."

Angefangen hat alles beim ersten Lockdown im vergangenen Jahr. Der Frensdorfer Pfarrgemeinderat, dem auch Religionslehrer Olbrich sowie Jeremias Bauer, der Theologie studiert hat und nun Mediendesign studiert, angehören, überlegte, wie man die Gläubigen weiterhin erreichen könne. Schnell war klar, dass Gottesdienste live gestreamt werden sollten, ein YouTube-Kanal ging an den Start, der heute unter "Steigerwald Online" läuft und bereits 1700 Abonnenten hat.

Zweites Standbein wurden dann geistliche Impulse, die meistens Ralph Olbrich einspricht. "Aber auch jeder andere ist aufgerufen, positive Botschaften auszusenden." Der Pfarrer steuerte Lieder bei, und man wollte auch etwas für Kinder etablieren.

Frensdorfer Talentschmiede auf YouTube

© Foto: Jeanette Seitz

Die Zeichentrick-Animationsserie "Judith und Benjamin" ist liebevoll produziert und bringt auf kindgerechte Art und Weise die spirituelle Botschaft zu den Jüngsten. Hier kommt die 16-jährige Schülerin Luise Röttger ins Spiel. Sie leiht Judith ihre Stimme. "Jeremias Bauer hat mich dafür angefragt, ich hatte so etwas vorher noch nie gemacht", erzählt Luise. Aber sie probierte es, und viel positives Feedback bestärkte sie. "Ich habe gemerkt, was für Talente ich habe, kann mich nun weiterentwickeln und immer besser werden."

Hörspiel in Arbeit

Das findet auch Ralph Olbrich. "Im Studio Frensdorf ist Stück für Stück eine kleine Talentschmiede entstanden." Im Moment ist sogar ein Hörspiel mit dem Titel "Echt" in Arbeit, bei dem das Thema Behinderung eine Rolle spielt.

Insgesamt wirken inzwischen rund 30 Jugendliche aktiv mit – als Sprecher/in, Techniker/in, beim Schnitt oder bei der Regie. So zum Beispiel auch der 16-jährige Schüler Pascal Verleger. Ihm obliegt die Regie, das heißt, er ist vor allem bei den Gottesdiensten live dabei und kümmert sich um die Bildauswahl, wann also welche Kameraperspektive angesteuert wird. Auch er ist dazugekommen, weil der Pfarrer ihn angesprochen hat, ob er nicht Lust habe, mal etwas Neues auszuprobieren. Mit Erfolg: "Wir sind eine super Gemeinschaft und die Zusammenarbeit macht viel Freude", sagt Pascal.

Und Ralph Olbrich fügt hinzu: "Bei uns herrscht kein Standesdünkel, wir haben ein völlig gleichberechtigtes Arbeiten ohne Berührungsängste." So habe er als der viel Ältere auch kein Problem damit, Anweisungen des jungen Regisseurs entgegenzunehmen.

Trotz aller Beschränkungen

Übrigens: Natürlich geht die ganze Arbeit corona-konform über die Bühne. Die Sprecher etwa sind alleine in dem schalldichten Raum, die Schneide-Computer sind mit Trennwänden abgeteilt, und in dem kompletten Studio, das in den Räumen der katholischen Jugend im Pfarrheim Frensdorf eingerichtet wurde, herrscht Maskenpflicht. "Unsere Arbeit funktioniert trotz all der Beschränkungen", so Olbrich. "Das Leben, gerade für die Jugend, muss ja weitergehen."

Frensdorfer Talentschmiede auf YouTube

© Foto: Jeanette Seitz

Doch ein paar Steine werden dem jungen Verein auch in den Weg gelegt. "Die notariell beglaubigte Eintragung als gemeinnütziger Verein ist derzeit wohl nicht möglich", sagt Vorstand Ralph Olbrich frustriert. Dabei habe man den Verein bereits im Februar dieses Jahres via Zoom-Meeting gegründet, die Gründungsmitglieder unterschrieben in einem Gottesdienst in Frensdorf feierlich die Satzung – "einzeln und mit Abstand und jeder mit seinem eigenen Stift", so Olbrich. "Diese ,Gründungsversammlung‘ wurde gestreamt und ist auch jetzt noch abrufbar." In der Satzung habe man zudem festgelegt, dass auch Online-Versammlungen möglich sein sollen.

Virtuelle Gründung nicht möglich

Nützt nichts, meint der mit der Eintragung beauftragte Notar in einer E-Mail an Olbrich: "Meines Erachtens ist zwar eine virtuelle Vereinsversammlung, nicht aber eine virtuelle Gründung möglich." Der "Gründungsakt" müsste eigentlich in einer Präsenzveranstaltung stattfinden. Höchstens ein "schriftliches Umlaufverfahren" wäre denkbar. Sicher ist das laut Olbrich jedoch auch nicht, aber der Verein hätte da schon gerne Gewissheit, bevor Geld investiert wird.

olange er nicht eingetragen ist, kann der Verein jedenfalls keine Mitgliedsbeiträge erheben und keine Spenden annehmen. "Wir wollen einfach Rechtssicherheit." Olbrich und Bauer sind etwas enttäuscht. "Die Jugendlichen erarbeiten sich hier viel, wir wollen, dass sie mit Freude lernen, wollen ihre Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie langfristig binden, werden jedoch ausgebremst." Entmutigen lassen sie sich aber dennoch nicht. Olbrich: "Wir sind stolz auf das, was wir schon erreicht haben."

INFO:

Wer mitmachen möchte, kann sich bei Ralph Olbrich melden, E-Mail ralph.olbrich@steigerwald-online.org, oder Telefon (01 71) 8 54 81 45.

"Steigerwald Online" ist abrufbar unter www.youtube.com/c/SteigerwaldOnline

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