Gedrucktes Plädoyer für Menschen mit Besonderheiten

2.12.2011, 14:00 Uhr
Gedrucktes Plädoyer für Menschen mit Besonderheiten

© wel

Schneider ist als Arzt an der Kinderklinik in Erlangen tätig. Er stellt fest: „Engagierte Elterngruppen, Mediziner, und Einrichtungen der Lebenshilfe haben erreicht, dass Menschen mit Trisomie 21 heute vielerorts in den gesellschaftlichen Alltag integriert werden.“

Diese erfreuliche Entwicklung stehe jedoch im Gegensatz zu aktuellen Bestrebungen eines Unternehmens vom Bodensee, zu Jahresbeginn einen Screeningtest für Schwangere auf den Markt zu bringen, mit dem Trisomie 21 beim ungeborenen Kind zum frühestmöglichen Zeitpunkt (d.h. vor der 12. Schwangerschaftswoche) festgestellt werden kann.

Da ein Kind mit Down-Syndrom von immer mehr Erwachsenen als ein durch vorgeburtliche Auslese „vermeidbares Übel“ angesehen werde, sei zu befürchten, dass nach Einführung dieses Tests Menschen mit Trisomie 21 die ersten sein werden, die wegen einer anderen genetischen Ausstattung aus unserer Gesellschaft verschwinden.

„Was ist das für eine Welt, auf der Trisomie 21 als Auslesegrund gilt?“ fragt sich Schneider. „Wird der Test auch von der Krankenkasse bezahlt, dann hätte das zur Folge, dass Menschen mit Trisomie 21 nicht mehr auf der Welt sind und das macht mich traurig.“

Mit seinem Buch „Warum Vampire nicht gern rennen!“ zeigt Schneider anhand einer Geschichte, wie wichtig auch Kinder mit Besonderheiten für die Menschheit sind. Sie beruht zum großen Teil auf wahren Begebenheiten. Hauptakteure sind Carolin und Flo.

Carolin ist ein Beispiel für ein Kind mit Trisomie 21, während Flo die so genannte „Vampirkrankheit“ hat. Dabei wachsen den Betroffenen große Eckzähne. Sie sind „sommerkrank", da sie nicht schwitzen können und schnell mit Fieber auf große Hitze reagieren. Daher verstecken sie sich gern im Dunklen. Davon handelt auch sein Buch. Die beiden machen einen gemeinsamen Ausflug und geraten dabei in ein Abenteuer.

Für sein Buch hat Schneider die Familie der Akteure mit ins Boot geholt. Das war ihm vor allem für die Fotos wichtig, mit denen er auch seinen Vortrag illustrierte.

Das Buch wird inzwischen in Innsbruck in der 5. Klasse im Religionsunterricht an Gymnasien sowie in der 3. und 4. Klasse Grundschule im Deutschunterricht verwendet. Das Buch ist auch in das Englische und das Russische übersetzt worden.

In der anschließenden Diskussion zeigten sich die Zuhörer von der Geschichte sehr berührt und auch von der aktuellen Entwicklung bestürzt. Die Begrüßung der Gäste gestaltete Schneider gemeinsam mit Stefan Wilhelm, der auch mit Trisomie 21 ein normales Leben führt und in der Stadtpfarrei als Ministrant wirkt.

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