Gehirn aus Wackelpudding begeistert die kleinen Forscher

18.4.2016, 19:13 Uhr
Gehirn aus Wackelpudding begeistert die kleinen Forscher

Zuerst wird im Stuhlkreis die Hausaufgabe abgefragt. Keine klassische Hausaufgabe wohlgemerkt. Die Kinder sollten mit ihren Eltern diskutieren, wo im Körper denn die Liebe wohnt. „Im Herzen“, meinen viele. Doch vor allem die Antwort „im ganzen Körper“ gefällt Lehrerin Monika Murphy. Eine abschließende Antwort findet die altersgemischte Klasse 1/2a heute nicht. „Das muss auch nicht sein, es geht darum, dass die Kinder sich daheim mit ihren Eltern austauschen“, erklärt Murphy.

Kommunikation ist ohnehin ein Schwerpunkt bei der Lernwerkstatt. Nach dem Stuhlkreis nämlich verteilen sich die Erst- und Zweitklässler und forschen — meist in Zweierteams — an ihren eigenen Themen. Jedes Team hat sich etwas ausgesucht, das die Kinder persönlich interessiert. Fragestellungen lauten etwa: „Wie funktioniert das Ohr? Wie ist das Gehirn aufgebaut? Warum braucht man Medizin? Zur Beantwortung der Fragen stehen kindgerechte Bücher bereit, es gibt Anschauungsmaterialien, die Kinder dürfen miteinander reden und dann gibt es natürlich noch „Dr. Oberschlau“, eine Stoffpuppe. Bei „Dr. Oberschlau“ können die Kinder ihre Fragen auf kleinen Zetteln hinterlassen. Am nächsten Tag folgen die Antworten — oder zumindest Materialien, mit deren Hilfe sich die Antworten selbst finden lassen. Dafür sorgt freilich die Lehrerin.

Was die Kinder herausfinden, halten sie auf Blättern fest; da wird geschrieben, gezeichnet und geklebt. Aus dem gesammelten Wissen wird am Ende ein „Buch“ gebunden, das die Kinder mit nach Hause nehmen dürfen. Und es entsteht pro Kleingruppe ein Plakat, damit die Kinder ihren Mitschülern ihre Ergebnisse in einer kleinen Präsentation vorstellen können.

Heute berichten Amelie und Hanna, woraus Verbände bestehen („aus Stoffen“). Die beiden Erstklässlerinnen ernten viel Lob für ihr Kurzreferat. „Ihr habt viel rausgefunden und das Plakat ist richtig schön“, loben die Klassenkameraden. Dann widmen sich die beiden Mädchen einem neuen Thema. Sie wollen nun etwas über die Entwicklung eines Babys wissen. Damit beschäftigen sich auch schon zwei andere Teams. Von ihnen erfahren die „Neulinge“, wo es Informationen dazu gibt. Erarbeiten müssen sie sich das Thema dann aber selbst.

Vincent arbeitet derweil am Thema Blut. „Ich wusste schon, dass das spannend ist und wollte mehr herausfinden“, sagt er. In der Lernwerkstatt gefällt ihm, dass es meistens still ist und man konzentriert arbeiten kann. „Und ich darf mir hier alle Bücher selbst nehmen und die Lehrerin oder andere Kinder um Hilfe bitten.“

Genau das will die Lernwerkstatt: die Förderung der Methodenkompetenz beim Aneignen von neuem Wissen. Das Motto einer Lernwerkstatt lautet deshalb auch „Über die Hand zum Verstand“.

Die Einrichtung in der neuen Lernwerkstatt im Liebfrauenhaus ist noch rudimentär. Das wird sich jedoch durch die großzügige Unterstützung der Hermann-Gutmann-Stifung (wir berichteten) bald ändern; 15 000 Euro stehen für Tische, Schränke, Pinnwände etc. zur Verfügung.

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