Gläubige geben Kirchenbänken letzten Schliff

13.9.2017, 06:00 Uhr
Gläubige geben Kirchenbänken letzten Schliff

© Foto: Frank Heidler

Ein Suchspiel wurde die Anfahrt des Reporters zu den im früheren ReweMarkt Zwingel in der Inastraße 18 ausgelagerten Kirchenbänken aus der St. Georgskirche. Selbst in der im Vorderhaus logierenden Postfiliale wussten die freundlichen Schalterfrauen nichts von den nur wenige Meter entfernt zwischengelagerten hölzernen "Devotionalien".

Restauratorin Anja Fuchs hat sich bereits ein genaues Bild von den knapp zwei Meter und 4,4 Meter langen nussbraunen Kirchenbänken gemacht. Die insgesamt 65 Bänke wirken im fahlen Neonlicht des früheren Supermarkt-Lagers einigermaßen verloren.

Ganz nüchtern, ohne frommes Pathos stellt die Fachfrau fest: "Das Kirchengestühl", also die Bänke, "muss gesäubert und abgeschliffen werden." Im nächsten Augenblick fasst sie wie zum Beweis unter eine Kirchenbank und entfernt von dort den hart gewordenen Kaugummi eines Kirchgängers. Es wird wohl nicht die einzige Hinterlassenschaft bleiben.

Um einen besonderen künstlerischen Anspruch müssen sich die Freiwilligen am Samstag nicht zu kümmern. "Man braucht nicht viel Muskeln fürs Abschleifen", dämpft Dekan Kilian Kemmer außerdem allzu hohe Ansprüche der Gläubigen.

Er lässt keinen Zweifel daran, dass die Hand- und Spanndienste der Helfer zur Kostenersparnis beitragen. Selbst die Arbeitsmaterialien besorgt die Restauratorin für ihre ehrenamtlichen Helfer. Einzige Ausnahme: Die Staubsauger zum Absaugen des Schleifstaubes. "Ich habe selbst drei, aber da kann gerne noch jemand einen mitbringen." Es muss auch kein hochwertiger Industriestaubsauger sein, um Staub und Spinnweben an den Bankunterseiten zu entfernen.

Der Lack auf den über 100 Jahre alten Bänken ist griesig, stumpf "und fad". Die Wangen der Bänke aus Kiefernholz wurden früher zum Teil abgebeizt.

Um das gleichmäßige Streichen mit einem ölhaltigen Gemisch in Braun ("kein moderner Lack") kümmert sich Anja Fuchs selbst. Sie will verhindern, dass sich "Laufnasen" und "Lackinseln" bilden. Helle Stellen an den Kieferbänken wird sie "retuschieren". Auf den Kirchenbänken liegen künftig burgunderrote Polster.

Holzarbeiten von Profifirmen sind auch im Inneren der St. Georgskirche angesagt. Vom Hauptaltar und den Seitenaltären hat sich bereits teilweise das Furnier abgelöst und muss wieder verleimt werden. Zum Teil müssen vom örtlichen Schreiner "Fehlstellen" im Furnier ersetzt werden. Ausgebessert werden auch Kniebänke, von denen stellenweise die Füße abgebrochen sind. Im unteren Bereich entdeckte Fuchs Schimmelbefall.

Der Gottesdienstraum wird komplett gekalkt. Im hinteren Bereich entsteht ein barrierefreier Eingang. Eine Fachfirma bessert außerdem das Gemälde von St. Georg aus. Die dann sanierte Orgel soll rechtzeitig vor Weihnachten wieder aufgebaut werden. Der Dekan ist zuversichtlich, dass der Sanierungszeitplan bis zum Christfest gehalten wird. Auch wenn noch Restarbeiten zu erledigen sind.

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