Glocken erhalten neue Eichen-Aufhängung

3.11.2017, 19:32 Uhr
Glocken erhalten neue Eichen-Aufhängung
Glocken erhalten neue Eichen-Aufhängung

© Fotos: Edgar Pfrogner

Der junge Zimmerer Tim Schnurpfeil balanciert hoch oben im Gebälk und befestigt zusammen mit Richard Eisele und Jürgen Balbach, zwei Fachmonteuren für Kirchturmuhren und Kirchturmglocken, an Glocke 1 das neue Eichenjoch. Noch hängt der rund 150 Kilo schwere Eichenbalken an einer Kette. Doch die drei Mitarbeiter der Fachfirma Dürr aus Rothenburg ob der Tauber haben die etwa 900 Kilo schwere Glocke schon mit Metallbügeln am neuen Joch festgeschraubt.

Etwa eine Woche wird es dauern, bis die drei Spezialisten die alten Stahljoche der drei historischen Glocken ausgetauscht haben, informiert Pfarrer Sauer. Die Sanierungsarbeiten waren dringend notwendig, denn schon im Jahre 2001 hat ein Sachverständiger in einem Gutachten darauf hingewiesen, dass die alten Stahljoche, an denen die Glocken seit etwa 1945 hängen, unbedingt ausgewechselt werden müssen, weil die Gefahr bestehe, dass der Stahl breche und die Glocken dann abstürzen.

Wohl mangels Geld, so vermutet Pfarrer Sauer, der erst seit April 2016 in der Kirchengemeinde Lonnerstadt tätig ist, tat sich erst mal nichts. 2007 habe ein weiteres Gutachten nochmals darauf verwiesen, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, sonst müssten notfalls alle drei Glocken stillgelegt werden. "Als ich die Stelle antrat, wurde mir als erstes dieses Gutachten vorgelegt", erzählt Sauer. Daraufhin kam die Sache ins Rollen. Bei einem Termin mit Experten wurde abgeklärt, was genau zu tun ist und was es kosten werde – nämlich 16 000 Euro. Weil die evangelische Landeskirche zur Sanierung der Glocken keine Zuschüsse gibt, musste erst einmal das Geld aufgebracht werden.

Innerhalb eines Dreivierteljahres haben die 1650 Gemeindemitglieder dann die benötigten 16 000 Euro an Spenden gesammelt. "Dafür bedanke ich mich ganz herzlich", zeigt sich Sauer erleichtert. So konnte schließlich die Fachfirma Dürr mit den notwendigen Arbeiten beauftragt werden. Neben dem Austausch der Stahl- gegen Eichenjoche werden auch gleich die alten Stahlklöppel gegen neue aus weicherem Stahl ausgetauscht, "weil die die alten Glocken schonen", wie der Pfarrer erläutert. Auch die sogenannten Läuteräder, die die Glocken zum Läuten bringen, werden ausgetauscht.

Im Vorfeld der jetzigen Arbeiten wurde bereits die elektronische Steuerung für die Elektromotoren der Glockenanlage erneuert, erzählt Sauer weiter. Die neue Steuerung werde die drei alten Glocken sanfter anziehen und sanfter abbremsen. "Das war bisher sehr ruckhaft."

Im Jahre 1450 gegossen

Die drei Glocken der Kirche St. Oswald haben schon viele Jahre auf dem bronzenen Buckel. Die älteste Glocke läutete bereits im Jahre 1450 im Kirchturm. Die beiden kleineren Glocken stammen aus der Zeit nach der Reformation. Die Aufschrift "christof glockengieser zu nurmberg gos mich 1588" ist auf den Bronzeglocken zu lesen. Im Zweiten Weltkrieg wurden 1944 die Glocken nach Hamburg geschafft, um sie einzuschmelzen und zu Kriegsmunition zu verarbeiten. Doch die Lonnerstadter Kirchengemeinde hatte Glück. Anscheinend wurden ihre Glocken nicht gebraucht und so konnten sie nach Kriegsende wieder heimgeholt werden.

Nach der Sanierung werden die drei Glocken dann spätestens ab Sonntag, 12. November, wieder fünf Mal am Tag läuten, verspricht Pfarrer Sauer: Um 6 Uhr zum Morgengebet, um 11 Uhr das Elf-Uhr-Läuten, um 12 Uhr das Mittagsgebet, um 18 Uhr zum Abendgebet und um 20 Uhr das Irrläuten, das einst Verirrten den Weg heimgewiesen hat. Mit einem Tag der offenen Tür sollen die sanierten Glocken in Lonnerstadt gefeiert werden. Der Termin werde noch bekannt gegeben, so der Pfarrer.

ZMehr Fotos sind unter www.nordbayern.de/hoechstadt zu sehen.

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