Grandioser Eindruck

29.5.2017, 17:48 Uhr
Grandioser Eindruck

© Foto: privat

"Das war einfach grandios", urteilten die 50 Kirchentagsfahrer der evangelischen Dekanatsjugend vom kirchlichen Massenevent. Besonders beeindruckend sei beim Abendsegen unter freiem Himmel "das Lichtermeer" gewesen, erinnert Dekanatsjugendreferent Oliver Wiek an Rückmeldungen der von ihm betreuten jungen Menschen.

Eher durchwachsen dagegen die letzten Eindrücke der Falkendorfer Kirchenmusikerin Ulrike Cran vom letzten Tag bei diesem Protestantentreffen. "Ich war halb privat und halb dienstlich beim Kirchentag." Dort betreute sie einen Stand für Kirchenmusik. Um sich die lange An- und Abfahrt zu sparen, hatte sie bei "Air Berlin" einen Rückflug nach Nürnberg gebucht "Und auch schon vorab bezahlt."

Herbe Enttäuschung am Berliner Airport: "Der Flug war völlig überbucht." Cran musste ohne Fluggepäck – und leider auch ohne Kulturbeutel – eine ungeplante Nacht in einem Hauptstadthotel verbringen. Ihren auf Abwege geratenen Koffer hatte sie selbst bis Montagmittag noch nicht wieder erhalten.

Cran gehörte zu den rund 100 000 Teilnehmern des Abschlussgottesdienstes. Trotz perfekter Kirchentagsorganisation sei es "wahnsinnig voll und wahnsinnig heiß gewesen". Außerdem hätten die Gottesdienstteilnehmer weite Wege zurücklegen müssen. Gerade ältere Kirchentagsteilnehmer dürften da ihre Probleme gehabt haben, glaubt Cran.

Die Teilnehmer der Dekanatsjugend waren beim Kirchentag in der Mary-Poppins-Grundschule in Klado, also außerhalb von Berlin, untergebracht. "Jeden früh eine Dreiviertelstunde rein, und nach den Abendveranstaltungen mit der letzten S-Bahn wieder zurück", sagt Oliver Wiek.

Bei keiner der heimischen Gruppen durfte auf dem persönlichen Kirchentagsplan die Podiumsdiskussion mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ex-US-Präsident Barack Obama fehlen. "Die jungen Leute waren natürlich fasziniert von diesem Hauch der Geschichte", schildert der Röttenbacher Pfarrer Matthias Lorentz die Eindrücke der von ihm begleiteten 15-köpfigen Gruppe.

Starke Eindrücke auch von einem "Poetry slam" in einer Berliner Kirche. "Eine unserer Jugendlichen saß sogar in der Jury", berichtet Pfarrer Lorentz weiter vom Hauptstadt-Trip.

Bewegende Momente erlebte auch der Weisendorfer Pfarrer Wilfried Lechner-Schmidt auf dem Kirchentag. Eigentlich ist er selbst längst ein Kirchentags-Veteran. "Hier in Berlin habe ich vor 40 Jahren meinen ersten evangelischen Kirchentag erlebt." Damals allerdings nicht als Pfarrer, sondern als ehrenamtlicher Posaunenbläser.  Auch Pfarrer Lechner-Schmidt gehörte heuer zu den Tausenden von Gästen bei der medienwirksamen Diskussion mit Merkel und Obama. Für ein Erinnerungsfoto ist er "bis auf 40 Meter an die Bühne herangekommen".

Der Kirchenmann schränkt ein: "Mir liegt das eigentlich gar nicht, solche Riesenveranstaltungen, bei denen man sich drei Stunden anstellen muss". Das sei aber bei der Podiumsdiskussion nicht der Fall gewesen. Die Buhrufe für Merkel und den üppigen Applaus für Obama hielt der Weisendorfer für unangemessen. "Man sollte mal vergleichen, wer mehr Flüchtlinge aufgenommen hat: Merkel oder Obama in seiner Regierungszeit?" Darin bestehe auch der Reiz der Kirchentagsdiskussionen: "Politiker müssen ohne Manuskript auf Publikumsfragen eingehen." Das galt auch beim heiklen Thema Kirchenasyl.

 

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