Große Sorge um abgeschobene Familie aus Herzogenaurach

5.9.2018, 15:06 Uhr
An Ostern war die Welt noch in Ordnung: Jetzt wurde Zaira mit ihren drei Kindern Emilia, Muhammed und Jasmina abgeschoben.

© Jennifer Kellner An Ostern war die Welt noch in Ordnung: Jetzt wurde Zaira mit ihren drei Kindern Emilia, Muhammed und Jasmina abgeschoben.

"Leider haben wir momentan keinen Kontakt zu der Familie", sagt Uschi Schmidt von der Flüchtlingsbetreuung Herzogenaurach, auf NN-Nachfrage. Nach der Abholung in Herzogenaurach habe es allerdings noch das ein oder andere Telefonat gegeben. So seien die Vier in Moskau von der russischen Flughafenpolizei empfangen worden. Man habe Zaira das Geld, das die Flüchtlingsbetreuerinnen ihr in Herzogenaurach noch schnell zugesteckt hatten, komplett abgenommen, um dafür Flugtickets in ihr Heimatland Tschteschenien (eine autonome Republik im Nordkaukasus in Russland) zu kaufen.

Dann sei die Familie postwendend in den nächsten Flieger nach Grosny, der Hautpstadt Tschetscheniens, gesetzt worden. Dort sind sie am Dienstagfrüh um 3 Uhr mitteleuropäischer Zeit angekommen. "Sie hatten bis zu diesem Zeitpunkt nichts zu essen und zu trinken bekommen. Zaira hatte starke Kopfschmerzen wegen des Flüssigkeitsmangels. Sie hatten keinen einzigen Cent mehr, um sich etwas zu kaufen", berichtet Uschi Schmidt. "Man hätte der Familie doch wenigstens eine Flasche Wasser geben können", findet sie. Wie es dann in Grosny weiterging, weiß die Flüchtlingsbetreuerin nicht. "Wir sind in großer Sorge, vor allem wegen der Kinder."

In Herzogenaurach sei man von Moskau als Endziel ausgegangen. "Das war eine Fehlinformation, die auch die Anwältin so bekommen hat. Es hieß, die Familie werde nach Russland gebracht." Man habe nicht damit gerechnet, dass die Familie gleich nach Tschetschenien weitergeschickt werde. Generell seien ja auch alle von der Abschiebung "kalt erwischt" worden.

Hoffen auf Freundlichkeit

Uschi Schmidt setzt ihre Hoffnung nun auf freundliche Menschen in Tschetschenien. "Wir hoffen, dass es Zaira gelingt, jemanden zu finden, der ihr und den Kindern ein Dach über dem Kopf gibt und vielleicht auch ein Handy zum Telefonieren." So lange aber heißt es für die Herzogenauracher warten. "Im Moment können wir keinen Kontakt aufnehmen." Möglicherweise habe man Zaira ja am Flughafen in Grosny das Handy abgenommen. "Wir wissen nicht, wie sie dort behandelt wurde und wird."

Erfreut und dankbar sind die Flüchtlingshelferinnen jedoch über die enorme Welle der Hilfsbereitschaft aus der hiesigen Bevölkerung. "Viele haben gefragt, wie sie helfen können." Besonders toll sei das Angebot der Firma ProLeit gewesen, die eine Niederlassung in Moskau haben und sich kümmern wollten. Nur sei die Familie ja nun nicht mehr in Moskau. "Dennoch bleiben wir mit Christian und Wolfgang Ebster von ProLeit gerne in Kontakt", so Schmidt. Ansonsten muss sie die hilfsbereiten Bürger vorerst vertrösten. "Wenn wir wieder einen Kontakt herstellen können, wollen wir Zaira natürlich dabei unterstützen, in ihrem Heimatland Fuß zu fassen." Dann sei sicher Geld am besten, ein Spendenkonto könnte eingerichtet werden. "Sobald wir mehr wissen, wenden wir uns wieder an die Öffentlichkeit", verspricht Uschi Schmidt.

Die Wohnung der Familie haben die Flüchtlingsbetreuer inzwischen ausgeräumt. "Falls sich Zaira meldet, wollen wir ihr die Schultaschen der Kinder, Schuhe und weitere Dinge schicken. Anderes haben wir aussortiert und wollen es beim nächsten Trödelmarkt verkaufen und ihr den Erlös schicken", sagt Uschi Schmitt. All das natürlich unter der Voraussetzung, dass es gelingt, wieder Kontakt zu Zaira herzustellen.