Gymnasiasten engagieren sich gegen Rassismus

30.3.2019, 06:00 Uhr
Gymnasiasten engagieren sich gegen Rassismus

© Foto: Hans von Draminski

"Enisas Tagebuch" ist ein bedrückendes Dokument des Hasses und der Ausgrenzung: Das neunjährige Roma-Mädchen Enisa lebt mit seinen Eltern und Geschwistern im Kosovo – und wird das Opfer rassistischer Umtriebe, die in der ehemaligen jugoslawischen Provinz immer noch an der Tagesordnung sind – mit allen Implikationen wie Vertreibung, Lagerleben und Zurückweisung durch einen Westen, der seine Grenzen gegen die weltweiten Flüchtlingsströme inzwischen konsequent abschottet.

Damit verstoßen auch die Länder der EU klar gegen die Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen, das macht das zur Schulvorstellung am Aktionstag eingeladene "ueTheater" aus Regensburg unmissverständlich klar. "Mit dieser freien Theatergruppe unter der Leitung von Kurt Raster arbeiten wir seit gut acht Jahren zusammen", erzählt Projekttag-Organisator David Pohl.

Auch ein gemeinsames Stück zur Reichspogromnacht habe man schon auf die Bühne gebracht, erklärt der Oberstudienrat, der zwischen zwei Veranstaltungsorten hin- und herpendeln muss: Während eine Hälfte der neunten Klassen das Stück schaut, das eigentlich eine szenische Lesung mit Anna Isabelle Günther als Roma-Kind Enisa und Armin Kind als Sprecher ist, lauscht die andere Thomas Estrada von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE), der zum Thema "Jugend im Fokus von Extremisten" referiert.

Geht es bei Estrada primär darum, wie hierzulande extremistische Tendenzen zunehmen, wie es möglich sein kann, dass es Parteien mit extremem Hintergrund und faschistoidem Programm bis in den Bundestag schaffen, betrachtet "Enisas Tagebuch" die Probleme von einer globalen Warte. Denn die auch Jahre nach dem Jugoslawien-Krieg noch verfolgte und mit dem Tod bedrohte Roma-Familie soll in erster Linie Symbol sein für die ungezählten Flüchtlinge weltweit.

Drohender Hungertod

Das "ueTheater" nennt Zahlen: Danach waren im vergangenen Jahr etwa 60 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Unterdrückung, weitere 50 Millionen sind "Wirtschaftsflüchtlinge", die in ihren Heimatländern unter katastrophalen Bedingungen leben und dem drohenden Hungertod ins Auge sehen.

Weltweit hungern 800 Millionen Menschen, 30 000 sterben täglich. "Und der reiche Teil der Welt ist der Grund ihres Unglückes", heißt es in "Enisas Tagebuch" dazu lapidar. Mit offenen Armen wartet schon lange niemand mehr im Westen auf Flüchtlinge. Bereits 1993 habe Deutschland das Asylrecht abgeschafft, indem per Gesetz verankert wurde, dass Asyl in dem Land beantragt werden muss, in dem der Flüchtling erstmals EU-Boden betreten hat. Wer also nicht mit dem Flugzeug nach Deutschland einreist – und das gilt für die meisten Geflohenen – hat also nicht den Hauch einer Chance auf Asyl.

Für jene, die beispielsweise dem Bürgerkrieg in Syrien entkommen sind, gilt übrigens das sogenannte Kleine Asyl, sie müssen zurückkehren, sobald die Lebensverhältnisse in ihrem Land wieder als "sicher" eingestuft werden. Dass auch in dieser Klausel eine Menge Menschenverachtung steckt, macht "Enisas Tagebuch" unmissverständlich klar. Ein lauter Ruf nach Lösungen.

Keine Kommentare