Hemhofener Maler will Straßenhunde in Osteuropa retten

11.9.2018, 11:57 Uhr
Hemhofener Maler will Straßenhunde in Osteuropa retten

© Foto: Jürgen Petzoldt

Die Frau auf dem Bild – nur deren Kopf ist zu sehen – strahlt eine solch positive Energie aus, dass es dem kleiner gestalteten Mann daneben die sichtbare Kälte nimmt. "Frauen", sagt Mathias Eschment, "sind meine Idole, mit ihrer schieren Kraft und ihrer Energie." Ein Hund sitzt mit dem Rücken zum Betrachter und schaut über die sich vor ihm ausbreitende Landschaft. "Blaue Bäume" wiegen sich in der Toskana. Die Fränkische Schweiz zeigt sich herbstlich gewandet. "Tiefe Träume" künden vom Innenleben des Künstlers, das heftig bewegt zu sein scheint.

"Früher war ich eher Landschaftsmaler, erst seit rund eineinhalb Jahren habe ich den Mut, eigene Sichtweise darzustellen, innere Zustände zu visualisieren", erzählt Eschment. Eine heimtückische Erkrankung hatte ihn damals den Beruf des Lehrers und beinahe auch das Leben gekostet, ihn, der schon im Alter von zwei Jahren zu malen begonnen hatte. Das Malen und die Malerei sollten ihn fortan begleiten – und die Liebe zu Tieren, speziell zu Hunden, die sich ebenfalls sehr früh entwickelte.

Prügelknabe der Dorfjugend

Rückblick: Geboren 1968 in München, kam das "Siemens-Kind" Mathias Eschment im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern nach Niederndorf – und wurde dort als Großstadt-"Ausländer" zum Prügelknaben der Dorfjugend. Der Hund, den sich die Familie anschaffte, wurde zur geliebten Bezugsperson.

Bis zum Abitur zeichnete Eschment vor allem Comics, und zwar so überzeugend, dass ihm sein Kunstlehrer dringend ans Herz legte, an die Kunstakademie zu gehen. "Bloß nichts Brotloses", meinten die Eltern, und so absolvierte Eschment an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät in Nürnberg die Ausbildung zum Lehrer an Mittelschulen (u.a. Deutsch und Geografie).

Hirntumor beendet Lehrerkarriere

Nach der Referendarzeit an der Hermann-Hedenus-Schule in Erlangen unterrichtete Eschment erst in Günzburg und zuletzt in Langenzenn, schlussendlich auch Kunsterziehung, Ethik – die Hälfte der Zeit durften sich die Schüler hier selbst gestalterisch austoben, was nicht bei allen Kollegen gut ankam – und Musik, denn als ehemaliger Heavy Metal- und Reggae-Hobby-Gitarrist hatte er auch im Musikalischen Übung. Und gemalt hat Mathias Eschment all die Jahre sowieso.

"Ich habe den Lehrerberuf gern gemacht", sagt Eschment rückblickend. Doch eine immer größer werdende Lärmempfindlichkeit und zunehmende Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen, die Diagnose lautete schließlich: Gehirntumor. "Nach der gottlob erfolgreichen OP ging’s mir wirklich schlecht", erzählt er. Den Lehrerberuf musste er aufgeben, so entschied er sich gänzlich für die Malerei: "Vor eineinhalb Jahren habe ich mir gesagt: Ja, ich gehe diesen Weg. Meine künstlerische Inspiration jedenfalls war immer noch voll da."

Die Psychologie der Farben

Seit einem Vierteljahr lebt Mathias Eschment nun in einer Hemhofener Wohnung und hat sich dort gleich zwei Ateliers eingerichtet: einmal in einem Raum der Wohnung und dann noch open air auf seinem Balkon. Ach ja: In der freien Natur malt er auch weiterhin. Seine semi-abstrakten, teilweise surrealen, im Standard-Format 1x1,20 Meter gestalteten Öl-, Acryl- und Aquarell-Gemälde ("Nach einer blau-orangen Phase bin ich jetzt in einer Grün-Phase") bersten vor starker, kalkuliert eingesetzter Farbigkeit: "Die Harmonie der Farben ist mir sehr wichtig, überhaupt ist mir auch im Leben Harmonie sehr wichtig." Das "innere Kind in uns", die Tiefenpsychologie, will er in seinen Bildern sichtbar machen. Und wenn es läuft, dann läuft es: Manche Bilder malt er auch schon mal innerhalb einer Woche.

Und er macht immer mehr auf sich aufmerksam, stellt aus und erstellt demnächst seine eigene Homepage. Gerade ging eine Dauerausstellung in der Fürther Kofferfabrik mit einigen seiner Werke zu Ende, im Fürther Rathaus hängt sogar ein Eschment-Gemälde im Dienstzimmer von Oberbürgermeister Thomas Jung. Eschment stellte mit anderen Künstlern beim Freundschaftsverein des Landkreises Erlangen-Höchstadt mit Polen im Adelsdorfer Schloss aus. Landrat Alexander Tritthart, ein Schulfreund Eschments aus Abi-Zeiten, kommt demnächst vorbei, um sich ein Bild auszusuchen. Als nächstes will Eschment in Köln und in Russland ausstellen.

Malkurse in der Region geplant

Inspiration holt sich der 50-Jährige auch aus den Biographien und dem Werk anderer Künstler (derzeitige Idole: Vincent van Gogh und Jean-Michel Basquiat): "Das ist ein enormer Lernprozess, ich picke mir raus, was für mich wichtig ist." Apropos van Gogh: Eschment ist – aufgrund seiner eigenen leidvollen Erfahrungen – überzeugt, dass van Gogh an einem, damals noch nicht diagnostizierbaren, Gehirntumor litt. Sein ganzes Verhalten inklusive der Symptome lege das nahe. "Aber ich weiß, dass ich mit dieser Meinung komplett quer zur gängigen liege", bedauert Eschment.

Wichtig ist ihm, mit Menschen zu arbeiten, weshalb er nun verstärkt nach außen gehen will. Er plant, Malkurse an den Volkshochschulen Adelsdorf und Erlangen zu geben. "Ich traue mir zu, Erwachsene zu unterrichten."

Erlös soll Straßenhunden helfen

Bei all dem hat Mathias Eschment ein Ziel deutlich vor Augen: "Ich habe die klare Absicht, international bekannt zu werden und für meine Bilder einen guten Preis zu erzielen, damit ich damit gequälte Tiere unterstützen kann." Denn er, der zeitlebens tierverliebt war, will als "Avantgardist des Bodaismus", einer Kunstrichtung, die stilistisch keine Eingrenzungen hat und deren internationalen Mitgliedern es darum geht, den Tierschutz zu fördern, dem Verhältnis von Mensch und Tier, die nach Bodaismus-Verständnis gleichberechtigt nebeneinander stehen, seine Aufmerksamkeit widmen.

Er, der selbst vor sieben Jahren einen verwahrlosten, auf der Tötungsliste stehenden rumänischen Straßenhund aus dem Bamberger Tierheim geholt und bei sich aufgenommen hat, will die Erlöse aus dem Verkauf seiner Gemälde einer bulgarischen Tierärztin zukommen lassen, die sich vor Ort um Kastration und bessere Unterbringung der drangsalierten Straßenhunde kümmert.

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