Herzogenaurach: Das Ehrenamt ist bedroht

4.12.2017, 07:57 Uhr
Herzogenaurach: Das Ehrenamt ist bedroht

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Die Jugendförderung wird erhöht, Beschäftigungsverhältnisse im administrativen Bereich werden gefördert, und Ausbilder, Übungsleiter, Jugendleiter, Schiedsrichter, Kampfrichter und vergleichbare Aus- und Fortbildungen ehrenamtlicher Vereinsmitglieder werden neu bezuschusst.

Unter Federführung von Ehrenamtskoordinatorin Katja Heil wurde das neue Vergütungssystem entwickelt. Bei der intensiven Vorberatung waren die Vereine eingeladen und konnten ihre Vorstellungen einbringen.

Bernhard Wilfer kommentierte für die Mehrheitsfraktion SPD: "Auf die Schilder an der Autobahn ,Herzogenaurach Technologie und Sport‘ würde auch noch ,Musik‘ gehören." Für die Vereine – Wilfer wirkt in der Musikinitiative Herzogenaurach (MIH) mit – seien dies Schritte, "die guttun, jedoch nicht genügen." Pro Veranstaltung müssten Verein Gebühren für Ausschank und Plakatierung bezahlen, wodurch das Angebot einer Veranstaltung fast "als Bestrafung" empfunden werde.

Peter Simon schloss sich an, zum Haushalt 2018 im Januar wolle seine Fraktion, die Bündnisgrünen, einen entsprechenden Antrag stellen.

Kurt Zollhöfer (CSU) war der Meinung, die Stadt zeige Weitsicht mit dem Angebot an die Vereine, das sich an ein Konzept aus Nürnberg anlehnt. Auch wenn es in vielen Vereinen noch "ein Horrorgedanke" sei, dass jemand von außen mitwirke. Das reine Ehrenamt sei jedoch bedroht.

Verwaltungsgemeinschaften wie in Nürnberg, in Herzogenaurach herrsche dazu noch zu viel Skepsis, würden als Modell für die Zukunft betrachtet. Ein wichtiges Zeichen sei auch die finanzielle Förderung der Übungsleiter und der Trainerausbildung (Kosten: 600 Euro).

Nur Angebot, kein Zwang

An die Vereine gewandt, sagte Bürgermeister German Hacker, dies sei kein Zwang, nur ein Angebot. So habe die Stadtjugendkapelle etwa noch immer keinen Präsidenten.

Walter Nussel (CSU), auch Vorsitzender des 1. FC Herzogenaurach, plädierte dafür, die Bürokratie nicht der Jugend aufzubürden, sonst gebe es künftig keine Engagierten mehr. Standdienste von zwölf Stunden etwa am Altstadtfest seien kaum mehr leistbar: "Die Ehrenamtlichen müssen entlastet werden. Andere partizipieren nur." Das vielschichtige Fördersystem mit Zuschüssen bei Kooperationen oder Fusionen, Zuschlägen für Jugendarbeit je nach Zahl der Jugendlichen im Verein und mehr ist im Hauptamt einzusehen. Der Stadtrat beschloss überdies (zwei Gegenstimmen) die Unterrichtshilfen an der Mittelschule fortzuführen. 30.000 Euro standen im Haushalt, die Hälfte wurde abgerufen. Einen Automatismus als dauerhaften Etatposten wollte die Mehrheit nicht einbauen. Schließlich wurde die Beitrags- und Gebührensatzung bezüglich der Abwassergebühren geändert. Wie berichtet, wird die Schmutzwassergebühr von 2,28 Euro pro Kubikmeter ab 1.1.2018 auf zwei Euro pro Kubikmeter gesenkt.

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