Herzogenaurach: Plastikdeckel-Sammlung im Aus

13.6.2019, 07:00 Uhr
Herzogenaurach: Plastikdeckel-Sammlung im Aus

© Foto: Matthias Kronau

Die Sammelbilanz im westlichen Landkreis kann sich sehen lassen. "Wenn nun die Sammlung beendet wird, können wir eine stolze Menge nennen", sagt Hendrik Seegebarth. "23 Millionen gesammelte Deckel, das ergibt 46 000 Schluckimpfungen."

Denn der Sammelslogan lautete stets: "500 Deckel für ein Leben ohne Kinderlähmung". Die Zahl der ermöglichten Impfungen stieg aber weiter, weil die Bill & Melinda Gates Foundation beim Erlös der gesammelten Deckel den doppelten Betrag noch einmal dazulegte.

Hendrik Seegebarth hat gehörig zum Erfolg der Aktion beigetragen, die der Verein "Deckel drauf" nun abschließen will. Zu der Freude über den Sammelerfolg gesellt sich aber auch einiger Frust bei dem Herzogenauracher. Nachdem Seegebarth im Januar 2015 mit dem Sammeln begonnen hatte, fand er keine weiteren Ehrenamtlichen, die ihn unterstützten. "Selbst ein Aufruf zum Mitmachen in der Ehrenamtsbörse der Stadt Herzogenaurach verlief über Jahre erfolglos." Auch Rotary selbst hätte keine Hilfestellung geleistet. Dabei hatten sich über die Zeit neben Firmen und Geschäften auch Schulen und Kindergärten zum Sammeln bereiterklärt. "Bei den 50 Sammelstellen wurden wöchentlich 50 000 Deckel eingesammelt."

Nicht immer einfach war es, die Aktion genau zu erklären, Supermärkte und Geschäfte zum Mitmachen zu bewegen und gleichzeitig auf eine möglichst hohe Sortenreinheit zu drängen. Nur Plastikdeckel von Getränkeflaschen waren gefragt, natürlich landeten immer wieder auch Alu- oder Kronkorken in den Behältern. "Da habe ich selbst oft noch aussortiert", sagt Seegebarth, der sich sicher ist, dass die Sammlungen, die er an "Deckel drauf" weitergegeben hat, sehr sortenrein waren.

Der Wertstoffhof des Zweckverbands habe auf seinem Gelände das Sammeln in größerem Stil nicht mehr genehmigt, klagt Seegebarth. Allerdings konnte der Herzogenauracher bei Firma Fischer in der Zeppelinstraße ein provisorisches Zwischenlager einrichten.

Dass die Sammlung nun eingestellt wird, kann Hendrik Seegebarth nicht wirklich nachvollziehen. Rotary mit seinen 55 000 Mitgliedern hätte "Deckel drauf" mit fünf Mitgliedern unterstützen können, meint er. Dass der Preis für die Deckel am Sekundär-Rohstoffmarkt gefallen sei, hätte man über die Masse sicher kompensieren können.

Und das EU-Vorhaben, dass Deckel künftig fest mit den Flaschen verbunden sein sollen, könnte, so fürchtet Seegebarth, den Preis für die Flaschen verdoppeln. "Der Käufer wird es büßen."

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