HerzoSommer: Romantische Reise und talentlose Mörder

10.8.2020, 15:00 Uhr
Der doppelte Burdinski: Zum einen als glücklicher "Taugenichts",  der beseelt nach seiner „Schönen“ sucht – am Ende die Nichte des Pförtners. 

© Foto:Margot Jansen Der doppelte Burdinski: Zum einen als glücklicher "Taugenichts",  der beseelt nach seiner „Schönen“ sucht – am Ende die Nichte des Pförtners. 

Nur mit seiner Geige unter dem Arm und dem "ewigen Sonntag im Gemüt" begibt sich der Müllerssohn auf Wanderschaft. "Ich treibe mich herum, um die Welt zu sehen", bekennt er freimütig.

Seine Reise führt in nach Wien, weiter nach Rom, immer beseelt von dem Gedanken an seine "Schöne", einer vermeintlichen Gräfin, die er unterwegs getroffen hat und abgöttisch liebt.

Eichendorff nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise voller Lebenslust. Da gibt es lauschige Sommernächte, verschlafen plätschernde Brunnen, ausgelassene Tanzszenen, wunderschöne Paläste, liebevolle Naturbeschreibungen.

Da entlockt Lewandowski seiner Violine naturgetreues Vogelgezwitscher, so dass ein Storch vom benachbarten Horst ihm antwortet. Neben aller Daseinsfreude wird der "Taugenichts" aber auch manchmal von Fern- und Heimweh geplagt und Wehmut erfüllt sein Herz. Nach vielen verwirrenden Abenteuern landet der "Taugenichts" schließlich wieder auf dem Schloss in Wien, wo er vor seiner Italienreise als Gärtner und Steuereinnehmer tätig war.

Hier findet die Hochzeit mit seiner "Schönen" – keiner Gräfin–, sondern der Nichte des Pförtners, statt.

"Und es war alles, alles gut", fand der "Taugenichts". Das fanden auch die Zuschauer und applaudierten begeistert. Es war eine gigantische Herausforderung für Burdinski diese Novelle in Szene zu setzen. Es ist ihm meisterhaft gelungen. Die letzten virtuosen Geigenklänge von Lewandowski begleiteten die Glocken von St. Magdalena.

Übung nötig

Zum anderen: Der glücklose Mörder, gespielt von Jan Burdinski. 

Zum anderen: Der glücklose Mörder, gespielt von Jan Burdinski.  © Foto: Filiz Mailhammer

Für einen gelungenen Mord braucht man Übung. In der Kriminalgroteske "Mörderkarussell" vom englischen Autorenduo Sam Bobrick und Ron Clark beweisen Zahnarzt und Liebhaber Dr. Mitchell Lovell (Jan Burdinski), Gebrauchtwagenhändler und Ehemann Paul Miller (Christoph Ackermann), Femme Fatale mittleren Alters und Ehefrau Arlene Miller (Carina Krämer), dass ihnen das Talent zum Morden fehlt.

120 Zuschauer amüsierten sich zwei Stunden über die Ereignisse im Zimmer 1050 des Howard Johnson Hotel über eine Dreiecksbeziehung, in der einer zu viel ist.

Der Fränkische Theatersommer gastierte im Rahmen der HerzoSommer-Veranstaltungen auf dem ausverkauften Kirchenplatz und präsentierte die kriminelle Liebesgeschichte mit viel schwarzem Humor und einem Wechselbad der Gefühle. Denn schnell kann sich das Blatt gegen einen wenden. Irgendwo in den USA will die unglückliche Arlene gemeinsam mit ihrem Liebhaber Mitchell den scheidungs-unwilligen Paul um die Ecke bringen. Aber sie scheitern kläglich.

Doch das Mordkarussell dreht sich weiter. Nur sechs Monate später hat Arlene ihren Mann verlassen und ist inzwischen unglücklich mit ihrem Zahnarzt zusammen.

In flagranti erwischt sie ihn mit seiner Sprechstundenhilfe auf dem Behandlungsstuhl. Voller Mordgelüste und Hass plant sie diesmal mit Paul einen Anschlag auf den Liebhaber.

Doch auch dieser Versuch misslingt. Innerhalb eines Jahres stehen beide Männer gehörnt von der Angebeteten vor den Scherben ihres Daseins und treffen sich zur Silvesternacht wieder im Hotelzimmer 1050.

Der Galgen steht bereit und wartet auf Arlene.

Ob am Ende tatsächlich ein Mord stattfindet, wird nicht verraten. Neugierige können dies am 27. September im Adelsdorfer Schlosshof herausbekommen.

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