Herzoturnia: 1000 Dinge an nur vier Geräten

2.4.2019, 17:25 Uhr
Herzoturnia: 1000 Dinge an nur vier Geräten

© Foto: Sonja Och

An Barren, Boden, Balken und im Sprung wetteiferten sie um die Medaillen. Die Ränge in der Halle waren bestens besetzt. Eltern, Geschwister und Großeltern waren da, um ihre Schützlinge kräftig anzufeuern. Doch was macht diesen Sport bei Mädchen so beliebt?

Ein paar Schritte Anlauf, ein gekonnter Sprung und die Arme zum Balancieren weit ausgestreckt. Dann steht Franka Böhme sicher auf dem Schwebebalken. Vorsichtig setzt sie zu ein paar Sprüngen an, meistert mit Begeisterung eine Drehung und absolviert unter Applaus der Zuschauer auf den Rängen einen Handstand – und das alles auf einem gerade einmal zehn Zentimeter breiten Balken.

Der ist nämlich neben dem Boden das Lieblingsturngerät von Franka Böhme, wie die Achtjährige verrät. Seit drei Jahren ist sie schon bei der Turnerschaft und spricht mit großer Begeisterung von ihrem Hobby. Durch ihre mittlerweile elfjährige Schwester kam sie einst zu dem Sport. Sie liebt ihn, "weil man schöne neue Sachen lernt", wie sie sagt.

Doch der Turnsport bringe auch noch vieles mehr, wie Diplomsportlehrer Peter Müller betont. Seit 30 Jahren ist er nun schon bei der TSH. Wer turnerisch ausgebildet sei, habe alles, um sich auch in anderen Sportarten durchsetzten zu können. Das Turnen biete nämlich "die Grundlage für alle anderen Sportarten". So lerne man Beweglichkeit, Kraft und Koordination, erklärt Müller. Natürlich seien auch die körperlichen Voraussetzungen wichtig, um den Körper nicht zu schädigen, weiß er. Aber: "Turnen ist eine der gesündesten Sportarten."

Disziplin nötig

Natürlich brauche der Sport eine gewisse Disziplin und Ernsthaftigkeit, "zu viele Blödeleien erhöhen die Verletzungsgefahr", stellt der Sportlehrer klar, dennoch solle man ohne großen Druck und mit viel Spaß seinem Hobby nachgehen.

Dass auch schon die Kleinen gute Turnerinnen sein können, zeigt das Beispiel von Mila Peuker. Die Fünfjährige ist die jüngste im Herzogenauracher Kader und seit September dabei, wie Mama Silke berichtet. Mila turnt am liebsten am Reck, erzählt sie stolz, auch wenn sie an ihrem allerersten Turniertag etwas schüchtern wirkt. Am Reck sei die Koordination für sie am leichtesten, meint Mama Silke, denn an Boden oder Balken müsse man sich viele Übungen merken. Unter viel Applaus meisterte die junge Sportlerin ihre ersten Einheiten an den Turngeräten im Wettkampf.

Doch auch die älteste TSH-Turnerin des Wettkampftages, Peter Müllers Tochter Miriam (22), ist immer noch begeistert von ihrer Sportart. Sie landete in der Einzelwertung ihrer Altersklasse letztlich auf dem dritten Rang. Mit fünf Jahren kam sie durch den Papa zum Turnen und schätzt daran, dass es so abwechslungsreich ist. Denn an nur vier Geräten könne man trotzdem tausend verschiedene Dinge machen. Sie könne das Turnen für Mädchen nur empfehlen, denn neben den Grundelementen lerne man auch alltägliche Dinge wie Disziplin, Gemeinschaftssinn und die Fähigkeit, mit Niederlagen umzugehen.

Egal ob in der Höhe auf dem Balken, mit Kraft an den Barren, mit Geschwindigkeit beim Sprung oder Konzentration am Boden: Die Mädchen aller Altersklassen gaben ihr Bestes und machten so ordentlich Werbung für ihre Sportart. Momentan zählt die Turnerschaft 50 Turnerinnen, sagt Peter Müller, etwa 30 bis 40 Neubewerbungen gäbe es aber jährlich. Doch die Kapazitäten werden knapp. Deshalb gibt es seit Jahren auch eine Sichtung, die heuer im September für die Jahrgänge 2013 und jünger stattfindet. Jungs können bei der Turnerschaft übrigens nicht mitmachen. Die Kapazitäten würden dafür einfach nicht reichen.

 

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