Bisher durchwachsene Bilanz

Höchstadt: Freibadbesucher sind für jeden Sonnentag dankbar

24.8.2021, 12:30 Uhr
Höchstadt: Freibadbesucher sind für jeden Sonnentag dankbar

© Paul Neudörfer

Offensichtlich sind vor allem die Höchstadter ziemlich abgehärtet. "Ich dachte, dass es im August schlimmer wird, doch angesichts des durchwachsenen Wetters kamen in den zurückliegenden drei Wochen mehr Badegäste, als zu befürchten war", sagt Margot Mönius, die bei der Stadt für die Verwaltung der Sportzentren zuständig ist.

Vor allem das Wochenende 14./15. August hat die Bilanz bei allen Bädern erheblich aufgebessert. "Temperaturen im Dreißiger-Bereich war man ja fast nicht mehr gewohnt. Es ließ sich nicht übersehen, dass die Leute den Sonnenschein richtig genossen haben. Bei uns war an diesen beiden Tagen denn auch die Hölle los", berichtet Karl-Heinz Zillich, der stellvertretende Betriebsleiter im Höchstadter Bad.

Das perfekte Wochenende

2511 Besucher am Sonntag, 15. August, und 1720 am vorherigen Samstag zählte er. Natürlich wurde darauf geachtet, dass die Bestimmungen wegen der Corona-Pandemie eingehalten werden.

Steigt der Inzidenzwert im Landkreis Erlangen-Höchstadt wieder über 50, haben noch nicht vollständig Geimpfte einen Testnachweis vorzulegen, dass sie nicht infiziert sind. Bei einem Wert über 100 werden die Bäder nach der geltenden Verordnung geschlossen.

Wo ein Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann wie im Umkleide-, Sanitär- und Kassenbereich sowie am Kiosk sind Masken zu tragen. Fast alle Besucher hielten sich an die Vorgaben, hebt Zillich hervor - "und wenn sie einmal überschritten werden, genügt in der Regel ein freundlicher Hinweis."

Höchstadt: Freibadbesucher sind für jeden Sonnentag dankbar

© Berny Meyer

Auf die Erzeugung von Wellen, was sonst zu den Attraktionen im Bad gehört, wird allerdings momentan verzichtet. Hier würden sich die Abstände wegen des turbulenten Wassers in der Praxis oft nur schwer einhalten lassen.

Sehr gut angenommen wird der neu gestaltete Kinderbereich. "Wegen ihm reisen sogar Familien aus dem Raum Bamberg und aus Forchheim an, was zeigt, dass das Areal mit Wasserspeier, Sonnensegel, Spielpatz und einem Bachlauf zum Anlegen von Mini-Staudämmen echt gelungen sein muss", freut sich der stellvertretende Betriebsleiter.

Die zahlreichen Regentage haben im Herzogenauracher Freibad bisher zu einem unterdurchschnittlichen Besuch geführt. Patrick Geiger, der Betriebsleiter der Herzo-Bäder: "Ein Traumsommer sieht wirklich anders aus."

Abgehärtete Stammgäste

Er ist froh, dass es eine erkleckliche Zahl an Stammgästen gibt, die oft seit Jahrzehnten auch bei widrigen Verhältnissen das Bad besuchen: "Wer das Schwimmen als Sport betrachtet, den stören ein paar Regentropfen oder etwas niedrigere Temperaturen nicht, da sich die Muskeln rasch erwärmen. Viele sind gar nicht allzu traurig, wenn im Bad wenig los ist, weil sie dann in Ruhe ihre Bahnen ziehen können."

Geschlossen ist bis einschließlich 19. September das Erlebnisbad "Atlantis". Zu unsicher sei die Lage wegen Covid-!9 und der Aufwand zu groß, den Betrieb erst hoch- und bei einer Verschlechterung der Lage wieder herabzufahren, betont Geiger. So komme es darauf an, in der jetzigen Situation den Bürgern im Sommer zumindest ein Bad zur Verfügung stellen.

Auch beim Schlossbad in Heroldsberg kann man sich auf die regelmäßigen "Frühschwimmer" verlassen, die es kaum erwarten können, bis am Morgen endlich die Tore öffnen. Unterhalb es Weißen Schlosses, dessen Anblick für die Besucher ein zusätzliches Highlight bildet, ist man von der Sonne noch wesentlich abhängiger als in Höchstadt und Herzogenaurach.

Reine Solarheizung

Das Wasser in den Becken wird nämlich zuvor in Schläuchen auf den Dächern der Betriebsgebäude allein durch Solarenergie erhitzt. "Das ist äußerst umweltfreundlich und senkt unsere Betriebskosten, hat aber den Nachteil, dass bei verhangenem Himmel die Temperaturen nicht unbedingt lauschig sind", erläutert Leiterin Karoline Holmer. Insgesamt lasse der Besuch heuer doch sehr zu wünschen übrig.

Auch in Neunkirchen am Brand wird lediglich Sonnenenergie eingesetzt, um das Wasser aufzuwärmen. Das Freibad am Hirtengraben ging aus einem Becken hervor, dass anno 1953 für den Brandschutz angelegt worden war. Da es nicht mehr modernen Hygienerichtlinien entsprach, sanierte es schließlich der Markt nach langen Diskussionen über die Wirtschaftlichkeit 2016 und 2017.

Nach wie vor reinigen Mitglieder des Fördervereins zu Beginn jeder Saison das Gelände und stutzen die Pflanzen. Sinkt die Außentemperatur unter 18 Grad oder regnet es, bleibt das Bad geschlossen. In diesem Fall wird die Ampel, welche die Seite des Bades auf der Homepage www.neunkirchen-am-brand.de ziert, auf Rot gestellt.

Zeitfenster eingerichtet

Betreut wird das Bad von der örtlichen Wasserwacht. Vorsitzende Doris Kennedy bewahrt sich angesichts des mauen Wetters ihre Gelassenheit: "Für jedes Freibad ist die jeweilige Witterung letztlich das entscheidende Kriterium - und diese ist in unseren Breitengraden einfach wechselhaft. Doch nach schlechten Jahren kommen sicher auch wieder gute!"

Im Röthelheim- und im Westbad in Erlangen ließen sich besonders Familien abschrecken, wenn suboptimales Wetter herrsche, so Joseph Dutzel, der Technische Abteilungsleiter für die Bäder bei den Stadtwerken. Da die Wassertemperatur konstant gehalten werde und zwischen 22 Grad für das Sprungbecken im Westbad und 26 Grad für das Planschbecken im Röthelheimbad betrage, stelle der Aufenthalt in den Bassins nicht das Problem dar.

Wenn sich die Luft freilich kaum deutlich über 20 Grad erwärme, halte dies vor allem die Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder, die sich auf der Liegewiese gerne sonnen oder auf den Freiflächen spielen, von einem Besuch ab. Aufgrund dieser unterschiedlichen Vorlieben wurden bei den Erlanger Bädern Zeitfenster eingerichtet.

G.I.s sorgten für Rekordzahlen

Wegen Corona werden am Morgen und am Abend 150 Tickets pro Bad vergeben. Tagsüber, wenn sich viele auf der Liegewiese aufhalten, ist es mit 1500 Tickets die zehnfache Zahl.

Die Tickets lassen sich auch kurzfristig auf dem Weg zum Bad über die Internetseite www.baeder.estw.de per Smartphone buchen. "Angst, kein Ticket zu bekommen, musste in diesem Jahr noch niemand haben", ist Dutzel vom "Freibadjahr 2021" nicht sonderlich begeistert.

Kaum noch ein freier Platz

Vor 38 Jahren legte er seine Prüfung als Schwimmmeister ab. Er erinnert sich an die Zeit, als noch die US-Amerikaner in Erlangen stationiert waren: "Da kamen manchmal an die 13.000 Besucher ins Bad. Sowohl auf der Wiese als auch in den Becken musste man schauen, wo überhaupt noch ein Platz ist."

Diese Rekordzahlen dürften für die Ewigkeit festgeschrieben sein. Nach den G.I.s und vor der Pandemie stellten laut Karl-Heinz Dutzel 7500 Besucher am Tag ein "hervorragendes Ergebnis" dar.

Nur kalte Duschen

Aufregung gibt es bei unseren Leserinnen und Lesern wegen der kalten Brausen im Röthelheimbad. Leider sei bei den überdachten Duschen die Belüftung nicht ausreichend, stellt der Technische Abteilungsleiter heraus.

Gerade bei der Übertragung der Corona-Viren spielten jedoch die Aerosole, also die wenige Nanometer großen Schwebeteilchen in der Luft, eine entscheidende Rolle, weshalb man sich heuer zu einer Schließung dieser Räume entschlossen habe. So stehen nur die kalten Duschen im Außenbereich zur Verfügung. Im Westbad ist die Durchlüftung besser, so dass dort warmes Duschen möglich ist.

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