Höchstadt: Photovoltaik "nur mit Einverständnis"

28.2.2021, 07:54 Uhr
Höchstadt: Photovoltaik

© Matthias Kronau

Gleich zwei Wettbewerber bemühen sich um ein Gelände oberhalb der Kompostieranlage und sind dem Vernehmen nach im Gespräch mit den Grundeigentümern. Beide haben bei der Stadt einen Antrag auf einen Bebauungsplan zur Errichtung eines Solarparks eingereicht. Die Resonanz im Bauausschuss fiel sehr unterschiedlich aus. Bürgermeister Gerald Brehm will hohe Hürden aufstellen: Wenn überhaupt Photovoltaik, dann nur mit großer Zustimmung der Bevölkerung in den beiden Ortsteilen, bezog das Stadtoberhaupt von der Jungen Liste (JL) Position.

"In hohem Maß belastet"

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Er würde eine Ortsteilversammlung anberaumen und da müsste sich eine klare Mehrheit dafür aussprechen. Die Medbacher und Kieferndorfer seien durch die Kompostierung, die Mülldeponie und der Autobahnnähe bereits "in hohem Maß belastet", findet Brehm. Günther Geyer aus Kieferndorf ist da ganz anderer Meinung: "Wenn man in Nackendorf (Solarpark in Planung) und Etzelskirchen (bereits in Betrieb) zugestimmt hat kann man in Medbach nicht ablehnen", sagte der CSU-Stadtrat und Landwirt. "Es gibt keinen besseren Standort", da kaum einsehbar, gab er sich überzeugt.

Schwierige Rahmenbedingungen

Bei den gegebenen schwierigen Rahmenbedingungen müsse jeder Landwirt sehen, dass er "ein Geld" aus seinem Grund und Boden macht, argumentierte Geyer. Und lohnen tut sich für die Grundbesitzer die Verpachtung an PV-Unternehmer allemal. Wie landauf, landab zu hören ist, bieten Letztere ein Vielfaches der ortsüblichen Pachtzinsen. Martin Oberle (JL), auch aus Kieferndorf, machte sich hingegen für diejenigen Landwirte stark, die auf erschwingliche Ackerflächen angewiesen sind. "Das Landschaftsbild ist auch etwas Wichtiges", fügte er hinzu.

"Grundsätzliche Vorbehalte"

Baptist Enkert machte "grundsätzliche Vorbehalte" geltend. Die Profite gingen größtenteils an auswärtige Investoren, brachte der CSU-Mann vor. Axel Rogner (JL) hielt dagegen, dass das zumindest bei einem der potenziellen Projektierer, nämlich der Firma Wust – Wind & Sonne eben nicht der Fall sei. Das Markt Erlbacher Unternehmen habe in der Gegend schon eine ganze Reihe von Projekten als so genannte Bürgermodelle mit einheimischen Geldgebern gestemmt. Davon zeigte sich Rogner "durchaus angetan". Den Standort finde er auch gut, fügte er hinzu und vom ökologischen Aspekt her sei die Sache vertretbar.

"Nicht gedüngt und nicht gespritzt"

"Dort wird nicht gedüngt und nicht gespritzt", hatte Günther Geyer zuvor schon festgehalten. Es stellte sich die Frage, wie man gerecht bei der Verteilung des Kuchens umgeht. Schließlich stehen noch mehr Investoren in den Startlöchern, wie Brehm wissen ließ. Ein Leitfaden oder Kriterienkatalog, wie er in nicht wenigen Kommunen bereits existiert, beziehungsweise in der Mache ist, wäre auch in Höchstadt wünschenswert, hieß es von mehreren Seiten. Der Ausschuss rang sich schließlich zum Beschluss durch, der die Bewerber auf den Verfahrensweg (Änderung des Flächennutzungsplanes) schickt.

Bevölkerung muss Plazet geben

Auf Drängen des Bürgermeisters wurde das Einverständnis der Bevölkerung als Bedingung festgeschrieben. Ohne das sei er "vehement dagegen", so Brehm. Irmgard Schlehlein von Bündnis 90/Die Grünen wären Solarzellen grundsätzlich auf Dachflächen lieber, wie sie anmerkte. Genau darauf zielt eine Initiative ab, die der Ausschuss in der gleichen Sitzung ergriff: Die Verwaltung wird beauftragt, das PV-Potenzial auf öffentlichen Liegenschaften zu analysieren. Gleichzeitig wird über ein Genossenschaftsmodell Bürgern die Möglichkeit eröffnet, dort zu investieren.

 

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