Flut-Ursachen erklärt

Höchstadt: Versiegelung ist kein Hochwasser-Grund

30.7.2021, 18:25 Uhr
Das Hochwasser am 10. und 11. Juli überflutete auch die Festwiese in Höchstadt. Die Versiegelung des Bodens hat auf die Höhe der Flut allerdings kaum Einfluss.

© Paul Neudörfer, NN Das Hochwasser am 10. und 11. Juli überflutete auch die Festwiese in Höchstadt. Die Versiegelung des Bodens hat auf die Höhe der Flut allerdings kaum Einfluss.

Das ergab ein Gespräch mit Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftamtes Nürnberg. An der Schwere des Ereignisses von vor zwei Wochen lässt auch Ulrich Fitzthum keine Zweifel: An Aisch, Aurach und Zenn habe sein Amt auf über 100 Kilometern Flusslänge ein sogenanntes Katastrophenhochwasser konstatiert, mit Pegeln weit über den üblichen Werten.

"Dafür sind wir in der Region sehr glimpflich davongekommen", sagt Fitzthum. An die Schreckensbilder aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz muss er nicht erinnern, im Vergleich wurde der Landkreis ERH von der Katastrophe nur gestreift.

Warum Parkplätze statt Parkhaus?

Dennoch wurden nach der Flut schnell Stimmen nicht nur aus Umweltschützerkreisen laut, die in der zunehmenden Versiegelung von Flächen einen der für solche Hochwasserlagen mit ausschlaggebenden Faktoren sehen. Peter Winkler, Fraktionssprecher der Grünen im Höchstadter Stadtrat, moniert beispielsweise den "massiven Flächenfraß", den der Bau des Aischtal-Centers zur Folge hatte und stellt die Frage, warum man beispielsweise statt außenliegender flächiger Parkplätze nicht ein platzsparendes Parkhaus hatte bauen können.

Am letzten Hochwasser hätte das allerdings nichts geändert, führt Urich Fitzthum aus. Das Wasserwirtschaftsamt berechnet die möglichen Überschwemmungsgebiete, detailliertes Kartenmaterial dazu ist unter anderem über die Homepage zu finden. Daraus lassen sich Hochwasserschutzkonzepte ableiten, die dann von den Kommunen umgesetzt werden.

Regelmäßiger "Risikodialog"

Heutzutage ist es nicht mehr erlaubt, Wohn- oder Gewerbeimmobilien in ein als solches ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet zu bauen. Es gibt auch einen regelmäßigen "Risikodialog", bei dem sich das Wasserwirtschaftsamt mit den Kommunen austauscht.

Mögliche Hochwasserereignisse werden in verschiedene Stufen eingeteilt. Findet sich der Zusatz "extrem" in den Karten, dann geht das Wasserwirtschaftsamt von einer Katastrophe aus, wie sie sich nur etwa alle 1000 Jahre ereignet. "Davor kann man sich wirtschaftlich sinnvoll kaum schützen", meint Ulrich Fitzthum. Andererseits solle man aber Notfallpläne "nicht erst machen, wenn das Wasser schon da ist", betont Fitzthum.

Starkregen als Ursache

Wie viel Anteil nun die Versiegelung am Hochwasser an Aisch und Aurach hatte? Sehr wenig, führt Ulrich Fitzthum aus. Einerseits sei die Ursache des Hochwassers ähnlich wie bei der Katastrophenflut 2007 ein nicht vorhersagbares Starkregenereignis gewesen. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim öffnete der Himmel seine Schleusen - und die Flüsse traten bis tief in den Landkreis ERH über die Ufer.

"Wie ein Schwamm, der sich vollsaugt"

"Man muss sich das Erdreich wie einen Schwamm vorstellen, der sich vollsaugt. Ab einem gewissen Sättigungsgrad kann der Boden einfach kein Wasser mehr aufnehmen - dann steigen unweigerlich die Pegel der Flüsse", führt Ulrich Fitzthum aus. Die vom Menschen verursachte Bodenversiegelung falle da im Verhältnis kaum noch ins Gewicht. Bei jenseits von 20 Litern Niederschlag pro Quadratmeter versickere das Regenwasser einfach nicht mehr.

Anderthalb Meter Anstieg in drei Stunden

Wie schnell es dann gehen kann, wurde beim Wasserwirtschaftsamt genau vermerkt: "Von 13 bis 16 Uhr stieg am Samstag, 10. Juli, das Wasser in den Flüssen um anderthalb Meter", rekapituliert Ulrich Fitzthum und fügt hinzu: "Man kann nur froh sein, dass nicht mehr passiert ist."

4 Kommentare