Höchstadter "Lebensmittelpunkt": Spenden lassen nach

6.11.2018, 07:01 Uhr
Höchstadter

Mindestens 55 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr wirft jeder Deutsche in die Tonne. Der "Lebensmittelpunkt" in Höchstadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, hier gegenzusteuern. Mit einem Kühl-LKW fährt der soziale Betrieb der Laufer Mühle verschiedene Supermärkte und Bäckerei-Filialen an, sortiert die Ware am Standort in der Lindenstraße in Höchstadt und verteilt das Brauchbare an Bedürftige oder an Projekte wie das Schulfrühstück der Ritter-von-Spix Schule in Höchstadt.

Gelegentliche Massenlieferungen wie Obst, das auch nach der Verteilung noch übrig ist, wird weiterverarbeitet und haltbar gemacht. Brot und andere verwertbare Waren werden auch von Bauern geholt, die es an ihre Tiere verfüttern. Etwa fünf Tonnen Lebensmittel landen pro Woche im Kühl-Lkw. Etwa die Hälfte davon lässt sich weiterverwenden, der Rest landet auf der Deponie.

Dabei ist die Versorgung mit Lebensmitteln nur eine Form der Unterstützung. Der "Lebensmittelpunkt" bietet auch Hilfestellungen im Alltag, zum Beispiel bei Themen wie "Gesunde Ernährung", Erziehung sowie die Weitervermittlung oder Begleitung zu entsprechenden Fachstellen. An dem Projekt sind viele Ehrenamtliche beteiligt. Auch die Menschen, die Lebensmittelkörbe entgegennehmen, packen mit an.

"Konzept ist vorbildhaft und preisgekrönt"

"Das Konzept ist vorbildhaft und preisgekrönt", meint Sigrid Thiem von den Sozialen Betriebe der Laufer Mühle. Dennoch sind die Betreiber nicht wirklich glücklich damit. "Die Städte und Gemeinden, die letztlich davon profitieren, fühlen sich nicht verantwortlich", beklagt Thiem. Einzig der Landkreis leiste jedes Jahr seinen Beitrag. Anfangs haben auch die Gemeinden Adelsdorf, Hemhofen, Röttenbach und die Stadt Schlüsselfeld gespendet — seit 2016 kommt hier aber keine Unterstützung mehr. Auch die Stadt Höchstadt hat mehrere Anträge auf Spenden negativ beschieden. Thiem: "Außer bei einer Handvoll Sponsoren, allesamt Mitglieder des Fördervereines Freundeskreis der Laufer Mühle, ist bei anderen die Begeisterung längst abgeflacht."

Am Ende bleibt deshalb ein dickes Minus. Svenja Ott, die Leiterin des Lebensmittelpunkt, nennt eine Summe von 10 000 bis 15 000 Euro. Sie würde noch höher ausfallen, wenn der Lebensmittelpunkt nicht Möglichkeiten entwickelt hätte die Kasse etwas zu füllen – zum Beispiel durch den Verkauf von selbst gemachter Marmelade oder Secondhand-Klamotten.

Teilweise vergammelt

Für den Vorstand des Freundeskreises jedoch ist das Projekt nach wie vor eine Herzensangelegenheit. Deshalb hat er sich vor Ort umgeschaut, sich die Arbeit zeigen, aber auch die Probleme schildern lassen. "Beeindruckend, was hier geleistet wird", resümierte nach der Besichtigung der Vorsitzende Reinhard Lugschi. Beeindruckt waren die Gruppen allerdings auch von den unglaublichen Mengen, die nach der Sortierung dennoch entsorgt werden müssen – von welken, abgezupften Salatblättern bis hin zu bereits bei Anlieferung vergammelter Ware. "Man muss trotz aller Freude über die vielen Lebensmittelspenden schon auch aufpassen, dass man nicht zur Müllbeseitigung missbraucht wird", sind sich alle einig. Das Interesse des Vereins bleibt bei allem berechtigten Problembewusstsein ungebrochen.

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