HVH hat Großes vor

19.4.2011, 17:42 Uhr
HVH hat Großes vor

© Edgar Pfrogner

Klar, mit der Turnerschaft schaffte man es auch schon bis in die Landesliga, aber da war Endstation und es ging wieder abwärts in die BOL. Es fehlte eben in der Führung der Wille, längerfristig nach oben zu schauen. Ausdrücklich betont Wolfgang Hentschke, der 13 Jahre lang Abteilungsleiter Handball beim größten Landkreis-Verein war, dass er keine Rachegedanken hege, wie vielleicht vermutet werde. Im Gegenteil: „Das, was die TSH macht, ist gut, der Verein wird dringend benötigt, was den Breitensport anbelangt.“

Aber die drei und die ehrgeizigen Spieler, die man schon zur Verfügung hat und die fast alle schon in der Landesliga aktiv waren, wollen mehr, auch wenn der Start in der neuen Saison in der untersten Liga, der Bezirksklasse, erfolgt. So lauten nun einmal die Vorschriften.

Begonnen wird mit einer Männerschaft, aber kurz- und mittelfristig will man auch Jugendliche und Frauen gewinnen, um den Verein auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Natürlich, so Wolfgang Hentschke, gelte es, noch einige Steine aus dem Weg zu räumen.

Den Anstoß, künftig eigenständig zu spielen, haben laut Hentschke drei Leute gegeben, die seinen Sohn Stefan ansprachen. Und als der frühere TSH-Abteilungsleiter einen Arzttermin bei Bundgaard hatte, sei das Ganze ins Rollen gekommen. Denn der Forchheimer ist kein Unbekannter im Geschäft. Er war schon beim VfB engagiert, als dieser noch in höheren Regionen spielte. Seine guten Kontakte zu Herzogenaurach rühren aber daher, dass sein Sohn Ole schon einmal bei der TSH aktiv war.

Ausdrücklich betonte das Führungstrio beim Pressetermin, dass keine Akteure von der TSH abgeworben wurden und man gedenke auch, dies künftig nicht zu tun, wenngleich es wohl zwangsläufig einmal „Berührungspunkte geben könnte“.

Der HVH möchte künftig manches anders und besser machen als die TSH. Dass dies gelingt, davon ist Bundgaard überzeugt: „Wir sind personell so gut besetzt, dass wir die Fähigkeiten im Handball besser auf die ,Platte‘ bringen können.“ Und Wolfgang Hentschke fügte an: „Wir können alles selber verwalten und verarbeiten, weil wir der Stadt, dem Finanzamt und den Sponsoren als selbstständiger Verein gegenüber treten.“

Kein OG-Verschnitt

Längerfristig könne man sich aber nicht festlegen, wurde betont. Der HVH verfüge über Spieler, die das Potenzial hätten, weiter oben mitzumischen. Keinesfalls sei man ein OG-Verschnitt. Gemeint ist damit der Olympische Gedanke in Erlangen, wo sich altgediente Akteure erfolgreich tummeln. Die Herzogenauracher Mannschaft habe ein Durchschnittsalter von 25 bis 26 Jahren, wobei Stefan Hentschke, das Vorstandsmitglied mit 32 Lenzen, der Senior ist. Und mit Trainern sei man auch schon in Kontakt. „Wir haben einige Kandidaten“, hieß es. Eine Entscheidung dürfte in den nächsten sechs Wochen fallen.

Jetzt gelte es aber, sich erst einmal beim BLSV und dann beim BHV anzumelden, damit man für die neue Saison ein Spielrecht hat. Dass die Trainingsmöglichkeiten in der Stadt begrenzt sind, wissen die beiden Hentschkes und Bundgaard. Sie hoffen auf ein Entgegenkommen seitens der Verwaltung, denn die Kapazitäten für ein Team müssten eigentlich da sein, hofft Wolfgang Hentschke. Außerdem biete der Wald in den nächsten Monaten genügend Platz und Trainingsmöglichkeiten. Darüber hinaus gebe es auch noch Hart- und Kunststoffplätze an den Schulen.

Was ein leistungsorientierter Verein noch benötigt, sind Sponsoren. Da hapert es in der kleinsten Sport-Weltstadt aber gewaltig, obwohl mit adidas und Puma zwei Weltfirmen hier angesiedelt sind. „Unsäglich und unverständlich im Vergleich zu Forchheim“, lautete der Kommentar. Dennoch wollen sich die Verantwortlichen bemühen, auf einen grünen Zweig zu kommen. Für die Finanzen ist Stefan Hentschke verantwortlich, sein Vater Wolfgang kümmert sich um die sportlichen Belange und Günther Bundgaard ist zuständig für Organisation und Öffentlichkeitsarbeit.

Recht emotionslos sieht das Ganze TSH-Vorstand und -Urgestein Adam Hildel. „Wenn sie meinen, dass es so sein muss, dann kann ich daran nichts ändern. Sauer bin ich nicht, bei den Cosmos-Basketballern war es ja ähnlich“, so seine Reaktion. Hildel glaubt aber, dass bei den TSH-Handballern sehr wohl leistungsorientiert trainiert werde.

Er gibt zu bedenken, dass der Hauptverein in seine Abteilungen jährlich nicht unerhebliche Gelder investiere. So machen z. B. die Hallengebühren jährlich mehr als 40000 Euro aus. Bei den Schiedsrichtergebühren werde jeweils die Hälfte übernommen, ebenso wie für Start- und Meldegebühren. „Alle fahren bei der TSH nicht schlecht“, sagt Hildel. Der betont noch, dass die Turnerschaft etwas geschaffen habe und Schulden abbauen könne. „Es herrscht Ruhe an der Front.“ Den Verantwortlichen des neuen Vereins gibt er noch den Ratschlag, keine Mannschaft zusammen zu kaufen.