Ich geh’ mit meiner Holz-Laterne...

30.11.2012, 16:58 Uhr
Ich geh’ mit meiner Holz-Laterne...

© André De Geare

In der Ecke bollert ein Kaminofen vor sich hin, aus einem kleinen Radio zwängt sich die Stimme von Sängerin Adele und Rainer Nürminger steht vor seinen neuesten Werken und sieht sehr zufrieden aus. Vor einem Jahr hatte er die Idee. Etliche Fehlversuche gab es seitdem, die dann nicht auf dem Tisch gelandet sind, sondern woanders, sagt der junge Mann und deutet stumm auf den Ofen.

Rainer Nürminger ist immer auf der Suche nach feiner Arbeit. Seine Hände können nicht nur zupacken, sie wollen auch filigrane Aufgaben erfüllen. Hauptsächlich hat er die Hände bei einem Zulieferer für Geigenbau im Einsatz — das klingt jetzt nach Fein-Arbeit. Doch der Holz-Freund will es noch detaillierter, noch ausgearbeiteter.

Daher die Nebenbeschäftigung in seiner eigenen kleinen Werkstatt mit eigenen Ideen. Seine neuesten Werke wecken Kindheitserinnerung. „Ich geh’ mit meiner Laterne...“ Die Form, das Licht. Der Überraschungs-Effekt tritt dann ein, wenn Nürminger auf den Schalter klickt und das Licht ausschaltet: Der Betrachter hat jetzt ein komplett hölzernes Kästchen vor sich. Kaum würde jemand vermuten, dass durch dieses massive Material Licht fallen kann.

Es kann. Und das war die Idee des Tüftlers. „Man müsste“, dachte er, „das Holz nur dünn genug machen, damit Licht durch kommt.“ Und so hat er sich an 0,55 Millimeter herangearbeitet. Schwierig war es, das Material so dünn zu machen, ohne dass es bricht. Auch das Leimen auf Gärung und die heiße Beziehung von Holz und Glühbirne bereiteten zunächst Kopfzerbrechen. Alles gelöst, mittlerweile. Und da hat er sich gedacht: „Rufst mal bei der Zeitung an, ob die kommen.“ Als ein Redakteur und ein Fotograf vor seiner Werkstatt-Tür stehen, ist er fast ein wenig überrascht.

„Haben Sie so etwas schon mal woanders gesehen?“ Diese Frage stellt er jedem Besucher. Bisher hat sie noch niemand mit „ja“ beantwortet. Zum Glück. Vorsichtig geht er mit Superlativen um, aber er denkt und hofft, dass er der Einzige ist, der Lampen dieser Art herstellt.

Wäre er in erster Linie ein Geschäftsmann, dann hätte er schon längst eine repräsentative Internetseite, in der seine Leuchten marketingmäßig strahlen. Und sie hätten Namen wie „Natural-Shine“ oder so. Aber da er sie ohne Computerhilfe herstellt, kommt er beim Vertrieb auch ohne PC aus. Auf Handwerkermärkten oder — wie jetzt kürzlich — beim Martini-Markt in Atzelsberg findet man ihn. „Der Rest geht über Empfehlungen.“

Manche glauben, dass die leuchtenden Unikate unbezahlbar seien. Die reagieren dann ganz überrascht, wenn Rainer Nürminger sagt, dass es ab 80 Euro losgeht.

Es ist nicht Nürmingers erster Auftritt in den Nordbayerischen Nachrichten. Vor zwei Jahren konnte er an dieser Stelle hölzerne Weinkelche vorstellen. Auch die waren filigran, glatt, leicht und doch stabil — so, wie seine Hände es mögen. Inzwischen gibt es sogar eine Hochzeitsausführung mit Herz im Stiel — alles aus einem Stück.

Der junge Schreiner ahnt, dass die Leuchten nicht seine letzte hölzerne Erfindung sein werden. Ideen sind da, weitere werden sich dazu gesellen. Freilich aber kostet das Zeit. Gut vier Stunden drechselt und leimt er schon, bis so eine Lampe steht. Aber irgendwann ist auch mal Feierabend. Und so löscht er klickend Licht um Licht, bevor er die kleine Werkstatt für heute schließt.

Kontakt: Tel. (0174) 7368985 oder E-Mail: nuerminger-kunsthandwerk@t-online.de

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