Im Café Miteinander ist der Name Programm

18.1.2017, 20:00 Uhr
Im Café Miteinander ist der Name Programm

© Michael Müller

Die Atmosphäre ist herzlich, man kennt sich, es wird gelacht, gespielt und geplaudert. Genauso hatten sich die Initiatorinnen das Begegnungscafé vorgestellt, als sie im Herbst 2015 mit den Planungen begannen. Seinerzeit stand die Gemeinde vor einer großen Herausforderung, erinnert sich Bürgermeister Ludwig Wahl. Röttenbach beherbergte zunächst eine Wohngruppe mit jugendlichen Flüchtlingen, später auch mehrere asylsuchende Familien. „Sie sollten gut in Röttenbach ankommen“, war der Wunsch des Rathauschefs.

Dem Aufruf zur Gründung eines Helferkreises folgten spontan über 50 Freiwillige. Sie stellten zahlreiche Angebote auf die Beine, um den Neuankömmlingen den Start zu erleichtern. Vieles davon — vom Deutschunterricht über Familienpatenschaften bis zur Hausaufgabenhilfe — hat noch immer Bestand. Wie das Café Miteinander.

Initiiert von der Evangelischen Kirchengemeinde und „WIR in Röttenbach“ entstand ein Treffpunkt, der Berührungsängste abbauen und Kontakte zwischen den alten und neuen Nachbarn fördern sollte. Inzwischen kümmert sich ein fünfköpfiges Organisationsteam darum, dass in den Räumen im Alten Rathaus jeden Dienstag die Tische gedeckt sind. Bei Kaffee, Tee und selbstgebackenen Kuchen, Mensch-ärgere-dich-nicht und Memory gibt es keine Verständigungsschwierigkeiten mehr.

„Ich mag das Café sehr. Die Leute sind sehr freundlich und helfen immer“, sagt Media. Die aus Mossul stammende Irakerin ist mit ihrem Ehemann und drei Töchtern vor knapp eineinhalb Jahren nach Röttenbach gekommen. Dort fühlt sie sich inzwischen zuhause. „Ich möchte gerne hier bleiben“, sagt die gelernte Buchhalterin, die hofft, bald wieder in ihren Beruf einsteigen zu können. Dafür besucht sie regelmäßig einen Integrations-Sprachkurs in Erlangen.

Dass die acht Flüchtlingsfamilien aus Syrien und dem Irak — die meisten von ihnen bereits anerkannt — in Röttenbach so gut Fuß gefasst haben, ist vor allem den engagierten Ehrenamtlichen zu verdanken, lobt Bürgermeister Wahl. Und „die Hilfe vernetzt sich hier“, stellt Pfarrerin Ulrike Lorentz mit Blick auf das Café Miteinander fest.

Rund 40 Mal hat man sich dort seit dem Start der Initiative vor einem Jahr getroffen, und im Jahreskreis viele Feste zusammen gefeiert. Nicht nur Weihnachten und Ostern, sondern auch das Zuckerfest zum Abschluss des Fastenmonats Ramadan, auf Wunsch der Kinder Halloween und natürlich Fasching. Bei diesen besonderen Aktionen ist der Andrang immer groß, wie auch beim „Geburtstagsfest“ des Cafés, bei dem sogar eine Torte mit Jahreskerze angeschnitten wurde. Natürlich gebe es auch Dienstage, an denen der Zulauf zum Café nicht mehr ganz so stark sei wie zu Beginn, sagt Karin Mulzer, die zum Organisationsteam gehört. Doch es werde nach wie vor als Kontaktbörse gebraucht. „Und auch viele Einheimische nutzen das Café als Treffpunkt“, stellt Pfarrerin Lorentz zufrieden fest.

„Wir wollen auch keine Gastgeber sein, sondern legen Wert auf das Miteinander“, betont Karin Mulzer. Für sie war das letzte Jahr „eine tolle Sache und ein großer persönlicher Gewinn“. Das bestätigen auch ihre Kolleginnen im Organisationsteam. Ermüdungserscheinungen gibt es noch nicht. Stattdessen hat man bereits neue Ideen fürs Programm. Eine Märchenstunde für Kinder ist bereits in Vorbereitung.

Das Café Miteinander Röttenbach öffnet jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr im Alten Rathaus, Schulstraße 14.

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