"In der Reuth": Sind 1000 Bewohner zu viel?

23.11.2017, 19:43 Uhr

© Foto: Anestis Aslanidis

Wie berichtet, sollen in dem Wohngebiet einmal genau so viele Menschen leben können. 450 Wohneinheiten sind auf der Fläche zwischen Fachklinik, Nordumgehung, Dambachtal und nördlichem Stadtrand derzeit vorgesehen.

Die Betonung liegt auf "derzeit". Denn Kristina Vogelsang vom gleichnamigen Planungsbüro betonte nach einer teils hitzigen Debatte, dass es sich momentan erst um einen Vorentwurf handelt. "Mit einem weißen Papier kann man ja nicht diskutieren."

Groß, sozial, grün

Das, was den Ausschussmitgliedern vorlag und am Mittwoch vom Büro Vogelsang und Klebe Landschaftsplanung ausführlich dargestellt wurde, war das städtebauliche Konzept für ein Wohngebiet, das Eigen- und Mietwohnungsbau sowie privat finanzierte und öffentlich geförderte Gebäude zulässt. Höher als drei oder vierstöckig soll kein Gebäude werden, es wechseln sich Zeilenhäuser mit einzel stehenden "Stadtvillen" ab. Drei Parkdecks sorgen für Stellplätze. Zwischen dem jetzigen Spazierweg und der Nordumgehung soll Grünfläche erhalten und aufgewertet werden.

CSU-Fraktionsvorsitzender Bernhard Schwab dankte für die "gut durchdachte Planung", doch stellte er zur Diskussion, ob 1000 neue Bewohner in diesem Gebiet nicht zu viel seien. "Ich hoffe, dass kein Konfliktpotenzial entsteht, wir sollten da nicht mit Gewalt alles vollpfropfen."

"Gut durchdacht"

SPD-Ausschussmitglied Renate Schroff wertete den Vorentwurf als "äußerst gut durchdacht". Man werde in Herzogenaurach nicht um eine dichtere Bebauung herumkommen. Bürgermeister German Hacker betonte, dass der Vorentwurf ja erst der Startschuss für die Diskussion sei. Die Zahl 1000 klinge zwar zunächst hoch und vielleicht bedrohlich für manche, doch müsse man bei der Bewertung viele Aspekte einbeziehen: die Größe des Areals etwa, oder die Notwendigkeit, bei über 17 000 Pendlern erschwinglichen Wohnraum zu schaffen.

Auch Ausschussmitglied Bernhard Wilfer (SPD) warnte vor voreiligen Schlüssen: "Ich traue mir im Moment keine Beurteilung zu, ob 1000 zu viele sind. Von Konfliktpotenzial zu reden halte ich für voreilig."

Parkdecks zum Platzsparen

Für eine Diskussion sorgte auch die Idee, einen Großteil der Parkplätze in Parkdecks unterzubringen. Der Vorteil: Mehr Raum für öffentliche Plätze, Begrünung sowie Spielareale, die sich fast durch das ganze Wohngebiet ziehen. Doch die Umsetzung ist nicht einfach: Damit die Parkdecks und der soziale Wohnungsbau zeitgleich und aus einer Hand gebaut werden können, müssten größere Investitionspakete geschnürt werden. Schwierige Verhandlungen könnten das werden, aber lohnenswert, so die Ansicht der Planer.

Kurt Zollhöfer gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass eventuell nicht davon ausgegangen werden könne, dass die Parkhäuser auch wirklich genutzt würden, und warnte daher vor einem möglichen Parkchaos.

Bernhard Schwab und Konrad Körner (bei CSU) wiederholten in der Sitzung noch einmal ihre Kritik an der "viel gepriesenen Informationspolitik unseres Bürgermeisters" (wir berichteten). Warum etwa liege ein kritischer Brief einiger Grundstückseigentümer an die Stadt den Ausschussmitgliedern noch nicht vor, so Schwabs Frage. Dieser Brief erreichte die Stadt am Dienstag, am Mittwoch schon war Ausschussitzung. Vielleicht sei es ein Versäumnis in der Knappheit der Zeit gewesen. Er, Hacker, sei Anfang der Woche zwei Tage außer Haus gewesen, aber es werde natürlich nachgeholt: "Niemand enthält irgendjemandem irgendetwas vor. Es war keine Absicht."

Skandalös?

Was Konrad Körner nicht reichte: "Entschuldigung, aber der Bürgermeister hat überhaupt nichts nachzudenken. Der Bürgermeister oder irgendjemand in dieser Stadtverwaltung legt dieses Schreiben auf einen Scanner und mailt es uns." Da dürfe nicht nachgedacht werden, da müsse gehandelt werden. "Das ist der eigentliche Skandal", echauffierte er sich. Außerdem kritisierte er bei Hacker die "große Show vor der Presse". Bürgermeister German Hacker entgegnete, er habe keine Show vor der Presse nötig. Er informiere regelmäßig im Vorfeld einer öffentlichen Sitzung die Tageszeitungen. "Was im Übrigen der Grund dafür ist, dass heute dankenswerterweise viele Bürger zur Sitzung gekommen sind. Das ist entscheidend, und deswegen erfolgt diese Information."

Neben Debatten gab es auch noch Abstimmungen zum eigentlichen Thema: Einstimmig wurde dem Stadtrat die Änderung des Flächennutzungsplans empfohlen.

Die vier CSU-Ausschussmitglieder und Christian Schaufler (FW) stimmten anschließend trotzdem komplett gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans, acht Ausschussmitglieder waren dafür.

Mit 8 zu 5 Stimmen wurde dann auch dem Vorentwurf zugestimmt. (weiterer Bericht über das Gebiet "Reihenzach" auf Seite 36)

Am Donnerstag, 18. Januar, um 19 Uhr findet im Sitzungssaal des Rathauses eine Informationsveranstaltung zu den beiden Entwicklungsgebieten "Reuth" und "Reihenzach" statt.

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