Integration als Aufgabe

21.5.2016, 06:00 Uhr
Integration als Aufgabe

© Edgar Pfrogner

„Wir wollen am Integrationsmodell weiterarbeiten,“ sagt Bürgermeister Gerald Brehm im NN-Gespräch. Dieses sollte im geplanten Zentrum auf vier Säulen ruhen: Wohnen, Bildung, Arbeiten und Ehrenamt. Wohnräume, Lehrwerkstätten und Unterrichtsräume wären nach diesem Konzept unter einem Dach vereint. Und zwar schadlos für die städtischen Kassen, denn Mieteinnahmen sollten je nach Nutzung vom Kreis, der Regierung von Mittelfranken oder den Bildungsträgern fließen.

Diese Rechnung scheint nun nicht mehr aufzugehen. Seitdem kaum noch neue Flüchtlinge ankommen, ist der Bedarf für eine zweite Gemeinschaftsunterkunft in Höchstadt vom Tisch, und auch der Landkreis winkt ab: Weitere Berufsschulklassen für junge Flüchtlinge würden derzeit nicht benötigt. Man ist froh, sich Ausgaben für Unterkünfte sparen zu können. „Der Landkreis mietet derzeit keine neuen Objekte mehr an,“ bestätigt Ramona Roth, stellvertretende Pressesprecherin im Landratsamt.

Trotz der nachvollziehbaren Sachzwänge — Brehm ärgert das. Es sei schade, dass derzeit mehr Geld in die Security investiert würde als in Integration, sagt der Rathauschef und setzt seine Hoffnung auf den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), wo das Integrationszentrum als nachhaltiges Projekt auf der Liste der Antragsteller steht. Gebe es in den nächsten Monaten grünes Licht für die 80-prozentige Förderung des Vorhabens, dann „ziehen wir das auch durch“, so Brehm.

Dass das Integrationszentrum im kommenden Jahr Realität wird — daran will Brehm unter der genannten Voraussetzung festhalten. Ein kleineres Bestandsobjekt in der Innenstadt könnte diesen Zweck vorläufig erfüllen, sollte ein Neubau zunächst nicht in Frage kommen. Denn Platz wird nach wie vor dringend gebraucht. Zwar nicht mehr für die vorläufige Unterbringung, aber zum Beispiel für die Integrationskurse, die die Volkshochschule Höchstadt seit ihrer Anerkennung vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) als Kursträger nun durchführen darf.

Neben den Bildungsträgern sind auch Sozial- und Firmenpartner bei der Mammutaufgabe Integration weiterhin im Boot, und die Ehrenamtlichen sowieso, die sich für das Gelingen des sozialen Miteinanders unermüdlich engagieren. Erste Erfolge gibt es deshalb längst, berichtet Brehm. Volkshochschule und Laufer Mühle haben Deutschunterricht, Gesellschaftskunde und Eingliederung in die Arbeitswelt aufeinander abgestimmt; finanzielle Unterstützung gab es vom Jobcenter. Im Kleinen ist damit schon gewachsen, was sich der Rathauschef als Pilotprojekt in großem Stil wünscht.

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