Wildbretwochen im Landkreis ERH

Jägerin aus Höchstadt: "Ich gehe weitaus öfter ohne Beute nach Hause als mit"

17.11.2021, 18:10 Uhr
"Für jedes Pfund a Stund'" heißt ein Sprichwort unter Jägern wenn es um die Frage geht, wie lange sie auf der Lauer liegen.

© EEND1/ZHCG via www.imago-images.de, NN "Für jedes Pfund a Stund'" heißt ein Sprichwort unter Jägern wenn es um die Frage geht, wie lange sie auf der Lauer liegen.

Welches Tier haben Sie zuletzt erlegt?

Das war ein Reh, im Sommer. Es ist ja nicht so, dass ein Jäger immer dann, wenn er auf Jagd geht, auch ein Tier erlegt. Das ist unter anderem jahreszeitenabhängig, wir dürfen nicht jedes Tier zu jeder Zeit erlegen. Jäger sind bestimmt drei- bis fünfmal die Woche im Revier unterwegs. Sie sitzen aber nicht die ganze Zeit auf ihrem Hochsitz, sondern kümmern sich auch um Reviereinrichtungen, schaut wo das Wild sich aufhält, ob es Stellen gibt, wo man eingreifen muss – weil Wildschweine zum Beispiel Schäden in einem Maisfeld angerichtet haben. Manchmal läuft man euch einfach nur durch die Natur, ohne jeglichen Hintergedanken. Der Ansitz macht nur den kleinsten Teil aus.

Und welches Wild haben Sie zuletzt gegessen?

Das war Wildschwein als klassischen Sonntagsbraten. Ich esse Wild sehr gern, es hat ganz wenig Fett und ist deshalb sehr gesund. Und man kann im Prinzip alles daraus machen: Wildbratwürste, Burger, Lasagne…

Ich komme aus einem Jägerhaushalt: Meine Eltern sind Jäger, mein Mann ist es auch. Da hat man sich vieles angeeignet über die Jahre. Wild, das von uns erlegt wird, verkaufen wir zum Teil und den anderen Teil essen wir selbst.

Vielen fällt der grüne Hut und der Dackel ein, wenn sie an Jäger denken. Gibt es diesen Typen heute noch?

Das ist und war immer ein Klischee. Ja, es gibt Jäger mit grünem Hut, und auch der Dackel ist nach wie vor im jagdlichen Einsatz. Er ist aber auch ein toller Hund, wir hatten auch mal einen. Aktuell besitzen wir aber zwei Jagdterrier, das sind kleine Allrounder, die besonders für die Wildschweinjagd geeignet sind.

Aber Jäger sind natürlich auch mit der Zeit gegangen. In Sachen Kleidung hat sich vieles bewährt, vieles ist aber auch besser geworden. Wir sind viel draußen, auch wenn es dunkel ist oder Minusgrade hat. Beheizbare Schuhsohlen, reißfeste Materialien, Gore-Tex sind absolut üblich. Die Farbe Grün ist weitgehend geblieben, das hat ja aber auch seinen Grund.

Kathrin Barth (39) ist hauptberuflich Betriebswirtin und seit knapp 20 Jahren Jägerin. Sie wohnt in Etzelskirchen bei Höchstadt und hat ein Revier in der Nähe von Medbach und Bösenbechhofen.

Kathrin Barth (39) ist hauptberuflich Betriebswirtin und seit knapp 20 Jahren Jägerin. Sie wohnt in Etzelskirchen bei Höchstadt und hat ein Revier in der Nähe von Medbach und Bösenbechhofen. © Biancas Augenblicke, NN

Auch bei unseren Werkzeugen sind die Materialien und die Technik mit der Zeit gegangen, sind zum Beispiel witterungsbeständiger geworden. Dass es inzwischen Handys gibt, macht natürlich auch vieles leichter, wenn man sich zum Beispiel über etwas absprechen muss oder Hilfe benötigt.

Welches Tier landet hier in der Gegend am häufigsten auf dem Tisch?

Das Rehwild – es ist die häufigste Schalenwildart in Bayern.

Die Zahl derer, die heutzutage eine Jagdprüfung ablegen, steigt. Ist das gut oder schlecht?

Es gibt bestimmt Menschen, die das machen, weil es cool ist, gerade den Nerv der Zeit trifft. Andererseits: Der Jagdschein ist relativ kosten- und zeitintensiv. Hinzu kommt die Ausrüstung, die auch nicht gerade billig ist. Man muss eine Prüfung ablegen und sich dafür in Wildtierkunde, in Waffentechnik und Handhabung, in Natur- und Artenschutz, Jagdhundehaltung, Grundlagen im Land- und Waldbau, und auch in die vielfältigen rechtlichen Bereiche einlesen.

Wenn man den Jagdschein hat, heißt es noch lange nicht, dass man in den Wald gehen und losschießen kann. Erst nach drei Jahren, kann man sich ein eigenes Revier pachten. Vorher kann man sich als Mitjäger in einem Revier einbringen. Und auch hier gibt es Vorgaben, die wir erfüllen müssen. So wird zum Beispiel geregelt wie viele Rehe in einem Revier erlegt werden dürfen.

Grundsätzlich finde ich es gut, dass es mehr Interessierte gibt.

Wie lange liegen Sie auf der Lauer und wie vertreiben Sie sich die Zeit?

Das kommt ganz auf die Jahreszeit und die Lichtverhältnisse an. Für ein Reh sitze ich meist so zwei bis drei Stunden, bei einem Wildschwein dauert es deutlich länger. Es gibt diesen Spruch: Für jedes Pfund a Stund‘ – da steckt schon viel Wahrheit drin.

Langweilig ist mir auf dem Ansitz aber nicht. Es passiert ja immer etwas: Mal sieht man einen Hasen oder hört ein Geräusch, mal beobachtet man Vögel oder nutzt die Zeit einfach, um runterzukommen vom Alltag. Manchmal schaut man von dort auch einfach nur, was an Wild im Revier unterwegs ist, ohne das Ziel zu haben, welches zu erlegen.

Und wenn Wild auftaucht, heißt das noch lange nicht, dass ich schieße. Es muss sichergestellt sein, dass ich, ohne andere zu gefährden, schießen kann. Auch muss das Wild richtig stehen. Die Entfernung und der Winkel sind hier ausschlaggebend. Ich gehe weitaus öfter ohne Beute nach Hause als mit.

In Zeiten der Pandemie suchen viele Menschen Abstand in der Natur. Viele gehen in den Wald, was Waldbesitzern oft nicht gefällt, weil auf Wegen herumgetrampelt oder Müll liegen gelassen wird. Sehen Sie das als Jägerin entspannter?

Ich verstehe jeden, der die Natur mag und genießen möchte. Müll sollte grundsätzlich nicht liegen gelassen werden, dass ist natürlich ein Problem. Für Landwirte und Waldbesitzer ist es Ihr Eigentum, mit dem Sie unter anderem Ihr Geld verdienen müssen. Letztlich bringen zu viele Menschen auch viel Unruhe in den Wald, das stört auch uns Jäger. Ich sehe es also auch eher problematisch.