Karpfen werden knapp

9.2.2016, 11:00 Uhr
Karpfen werden knapp

© Archivfoto: Karl-Heinz Panzer

„Bis Ostern reichen sie eigentlich immer“, weiß Martin Oberle, Leiter der Außenstelle für Teichwirtschaft. Dass wie heuer bereits Anfang Februar eine spürbare Verknappung beim heimischen Karpfen festzustellen sei, ist seiner Einschätzung nach ungewöhnlich. Zwar habe es im letzten Sommer aufgrund der Hitze und Trockenheit einige wenige Notabfischungen gegeben, doch andererseits hätte sich der wärmeliebende Fisch auch gut entwickelt. „Es war kein unterdurchschnittliches Karpfenjahr“, so Oberles Bilanz.

Schwerer wiegen für ihn schon die Verluste, die dem Kormoran geschuldet seien. Eine Einschätzung, die Walter Jakob, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Aischgrund, teilt. „Die Vögel sind ein Riesenproblem“, sagt Jakob. Außerdem sei durch die zurückliegenden warmen, wasserarmen Sommer die Zahl der Satzfische geringer gewesen als sonst, führt Jakob als weiteren Grund an. Dazu komme die steigende Nachfrage, die dazu führe, dass Karpfen von manchen Erzeugern sofort nach dem Abfischen von September bis November bundesweit verkauft würden und später dann für die Verbraucher vor Ort fehlten.

Das ist nach Ansicht des Vorsitzenden der Teichgenossenschaft das eigentliche Übel. „Würden die Karpfen aus der Region auch in der Region bleiben, ließe sich der Bedarf die ganze Saison über decken, sagt Walter Jakob, der überzeugt ist: „Es wird genügend produziert“. Lokale Händler mit einem festen Kundenstamm winterten stets eine ausreichende Menge Karpfen ein, erklärt er. Die Fische, die nach dem Abfischen nicht sofort auf dem Teller landen sollen, werden dafür in tiefere Teiche gebracht, bevor der Frost kommt.

Das macht natürlich mehr Arbeit, wie auch die anderen Vorgaben, die Teichbauern erfüllen müssen, deren Fische das Gütezeichen „Aischgründer Karpfen“ tragen wollen. Doch das Qualitätsprodukt lohnt die Mühe. Eine Besatzdichte, die auf 800 K2-Exemplare pro Hektar Weiherfläche limitiert ist, und eine Naturnahrung, die nur durch Zufütterung von Getreide und Leguminosen ergänzt werden darf, sorgen dafür, dass ein echter „Aischgründer“ einen Fettgehalt von maximal zehn Prozent aufweist.

Karpfen werden knapp

© Foto: Schulte

Zertifizierte Aischgründer Karpfenküchen dürfen dieses Bekenntnis zur Qualität als Aushängeschild benutzen — im wahrsten Sinn des Wortes. Sie verpflichten sich, für ihre Karpfengerichte nur Aischgründer Karpfen zu verarbeiten. Die EU hat diesen Begriff als geographische Ursprungsbezeichnung geschützt, und das Gütezeichen dient nicht nur als Regionalnachweis, sondern garantiert auch die strengen Zuchtvorgaben.

„Teichbauern, die diese nicht erfüllen oder gar Karpfen zukaufen, dürfen ihr Produkt nicht als ,Aischgründer Karpfen‘ bewerben, ebenso wenig die von ihnen belieferten Gastwirtschaften“, erläutert Jakob. Angaben wie „aus eigenen Teichen“ oder „aus der Region“ sagten nichts über Qualität und Herkunft aus.

„So hat es letztlich der Kunde in der Hand“, findet Jakob. Dieser könne sich bewusst für den echten „Aischgründer Karpfen“ entscheiden.

Und zwar bis Saisonende, ist er überzeugt. Denn Erzeuger und Gastronomen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, handeln in der Regel auch vorausschauend. Walter Jakob hat daher keine Zweifel, dass es genügend Gastwirtschaften in der Region gibt, die von „ihren“ Teichwirten bis zum April mit echten „Aischgründer Karpfen“ versorgt werden können.

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