Karpfenkönigin dankt ab

24.9.2016, 13:00 Uhr
Karpfenkönigin dankt ab

© Niko Spörlein

Gummistiefel oder Stöckelschuhe? Diese Frage hat sich ihre Hoheit Katrin I. jetzt sechs Jahre lang immer mal wieder gestellt. Denn ihre Aufgabe als Karpfenkönigin hatte viele Facetten: Mal schüttelte sie bei einem Termin dem Minister die Hand, dann wieder schnappte sie im Netz nach zappelnden Fischen.

„Es war ein sehr zeitintensives Hobby“, sagt die Neustädterin, die seit 2010 den Aischgründer Spiegelkarpfen bei verschiedenen Anlässen vermarktet hat. Knapp 290 Termine sind zusammengekommen, wenn die Fisch-Majestät Mitte Oktober endgültig abdankt und ihrer Nachfolgerin die Krone übergibt.

Der Tag ihres Rückzugs ist immer wieder verschoben worden. Jetzt steht fest: Am Mittwoch, 28. September, tagt die Jury vom Verein Karpfenland Aischgrund. Knapp eine Handvoll Kandidaten streben das königliche Amt neu an. Katrin Uona war damals einfach spontan direkt angesprochen worden.

Die Entscheidung, den Thron zu besteigen — die ersten zwei Jahre als Prinzessin — hat sie nie bereut, sagt Katrin. Auch wenn sie anfangs ins kalte Wasser geworfen wurde. Plötzlich musste sie Reden schreiben, jeder hat ein Grußwort erwartet. Und es gab einiges zu lernen über den Karpfen.

Hölzerne Handtasche

Der Fisch wurde immer mehr zum Teil ihres Lebens. „Und das wird er auch bleiben“, sagt Uona. Wer sie zu Hause besucht, trifft schon beim Eintreten auf zehn verschiedene Formen des Karpfens, sei es als Kunst oder als Gartendeko. Häufiger Begleiter ist ihre hölzerne Handtasche – ein geschnitzter Aischgründer.

In ihrer Rekordsaison hat Katrin 38 Karpfen verspeist. Aber keine Sorge, die Dirndl passen noch. Wie viele sie hat? „Die Antwort liegt im zweistelligen Bereich“, lacht die Studentin. Die Kleider, der Schmuck, die Erinnerungen – das alles gehört ihr. Nur die Krone muss sie zurückgeben. Dafür hat sie sich aber eine ganz besondere Kette aus Karpfenstein gebastelt — ein Unikat, das sie aus Knochenstücken von verspeisten Fischen zusammengestellt hat. „Es gefällt mir jetzt schon total, wenn ich die alten Berichte durchblättere“, sagt Katrin Uano. In 13 Ordnern hat sie Zeitungsausschnitte gesammelt von ihrer Amtszeit, auch in einem Kriminalroman kam sie vor.

Ihre Majestät beim Besuch in der Redaktion.

Ihre Majestät beim Besuch in der Redaktion. © André De Geare

„Wie schön wird das erst, wenn ich das alles mal mit meinen Enkelkindern wieder anschaue?“, fragt sie sich. Bis es soweit ist, hat sie noch eine Menge Zeit. Und die ist es genau, die die junge Frau jetzt braucht. Denn Katrin Uano studiert Grundschul-Lehramt. Sie ist im letzten Semester und hat einige Prüfungen vor sich. Da wird die Zeit für Audienzen knapp.

Deshalb hat sie sich entschieden zu gehen. Zum Abschied wurde jüngst als Überraschung ein Weiher nach ihr benannt (wir berichteten). Wenn sie als Lehrerin in der Region bleiben kann, hat sie vor, mit ihren Schülern dort Unterricht zu halten. Vor einiger Zeit hat sie als Berufsvorbereitung in Neustadt ein Praktikum gemacht.

„In jeder Klasse gab es jemanden, der geflüstert hat: ,Das ist doch die Karpfenkönigin‘“, erzählt Uano. Sie hat das gerne genutzt, um von ihren Terminen zu berichten und über den Aischgründer zu erzählen.

Noch mal in Aktion

Auch auf der Straße wird sie manchmal erkannt — selbst in Zivil. „Da bin ich dann schon überrascht.“ Wer ihre Majestät noch mal treffen will, solange sie ihres Amtes waltet, kann das morgen in Neustadt beim Herbstfest tun. Da zieht sie Karpfen-Lose.

Mit demjenigen, das sie für sich gezogen hat, ist Katrin Uano hoch zufrieden. Sie kann sich gar nicht entscheiden, was ihr eigentlich besser gefallen hat — offizielle Anlässe mit Minister oder ein schlichter Plausch über Fischerei mit Senioren aus der Region im Altenheim. Aber bei

einer Sache ist sie sich sicher: „Der Karpfen ist das Steckenpferd unserer Region und wir müssen unsere Teichwirte unterstützen.“

Ihrer Nachfolgerin rät Katrin I.: „Sie sollte sich selbst treu bleiben und den Aischgründer Spiegelkarfen einfach jedem schmackhaft machen.“

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