Kein Credo auf die Spielhölle

18.11.2009, 00:00 Uhr
Kein Credo auf die Spielhölle

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Wie bereits berichtet, will Gast zumindest in einem Teil des Disco-Gebäudes ein so genanntes Entertainment-Center im Casino-Style mit insgesamt 48 Geldspiel-Automaten einrichten. Dazu allerdings wäre eine Änderung des Bebauungsplanes für den Kieferndorfer Weg notwendig gewesen, denn der bisherige Plan für das «Sondergebiet Sport, Freizeit, Erholung und Vergnügen« sieht in dort grundsätzlich genehmigten Spielhallen lediglich maximal zehn solcher Geräte vor.

Und dabei soll es, zumindest wenn es nach dem Stadtrat geht auch bleiben. «Wir brauchen keine Spielhölle« unterstrichen die Stadträte in derzeit recht seltener Einmütigkeit und begründeten ihre Ablehnung, die sich auch mit der Haltung der Stadtverwaltung deckt mit dem hohen Suchtpotenzial des reinen Glückspiels am Geldautomaten.

Dietmar Gast hingegen ist stocksauer, weil er eigentlich davon ausgegangen ist, dass sein Projekt längst in trockenen Tüchern ist. Eine Bauvoranfrage, so sagte er gegenüber den NN, sei von Seiten der Stadt positiv beurteilt worden und auch der Bauausschuss habe den für die Spielhalle nötigen Umbau und die Nutzungsänderung abgesegnet.

Was im Prinzip richtig ist, allerdings liegt der Teufel auf dem Weg zur «Spielhölle« am Kieferndorfer Weg im Detail. Der Bauausschuss, so konkretisierte Bürgermeister Gerald Brehm, habe Placet nur im Rahmen des gültigen Bebauungsplans, also mit höchstens zehn Automaten gegeben. Für die 48 Spielautomaten «einarmigen Banditen« musste der Aschaffenburger Unternehmer aber eine Änderung des Bebauungsplans beantragen. «Herr Gast hat das gewusst, sonst hätte er ja den Antrag nicht gestellt«, kann Brehm die Aufregung nicht recht verstehen.

Zumal der Stadtrat ohnehin nicht das letzte Wort sprechen kann. Das liegt beim Landratsamt und wenn dessen Juristen beispielsweise der Meinung sind, dass in einer «Spielothek« das Limit von zehn Automaten nicht mehr zeitgemäß ist, kann eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans verfügt werden.

Ob er auf diesem Weg allerdings noch zum Erfolg kommt, bezweifelt Dietmar Gast momentan noch und überlegt, ob er das Projekt überhaupt noch in dieser Form weiter verfolgen soll. «Man hätte mir doch von Anfang an sagen können, dass die Änderung des Bebauungsplans im Stadtrat keine Aussicht auf Erfolg hat. Schließlich sitzen im Bauausschuss ja ausschließlich Stadträte.«

Für nicht stichhaltig hält er auch das Argument, man wolle die Spielsucht nicht auch noch fördern. Bei einem gut geführten Betrieb, so sagt er, hätten Suchtgefährdete ohnehin keine Chance, an die Automaten zu kommen. Und ganz außer Acht gelassen habe man im Stadtrat offensichtlich, dass abgesehen von den Besuchern aus der ganzen Region an dem Projekt auch einige Arbeitsplätze gebunden sind.