Keiner weiß, wer der Mörder ist

25.2.2017, 05:42 Uhr
Keiner weiß, wer der Mörder ist

© F.: SWR

Es ist "ein in jeder Hinsicht ungewöhnlicher Tatort", sagt Lisa Bitter. Die 32-jährige Herzogenauracherin indessen ist dabei schon fast ein "alter Hase". Denn bereits zum fünften Mal ermittelt sie in Ludwigshafen an der Seite von Lena Odenthal alias Ulrike Folkerts.

Ihre Johanna Stern bezeichnet Lisa Bitter als "Fallanalytikerin mit spezieller Note". Sie sei ehrgeizig und direkt, genauso wie auch ihre Gegenspielerin Lena Odenthal. "Am Anfang hat es zwischen den beiden richtig gekracht." Doch langsam bessere sich das Verhältnis. Aus der Gegen- wird also eine Mitspielerin. "Johanna und Lena merken in diesem Tatort, dass sie davon profitieren, wenn sie ihre Stärken in einen Topf werfen", so die Schauspielerin.

Das ist zunächst aber nur eine normale Rollenentwicklung, wenn man eine Figur über eine längere Zeit darstellt. Sie freue sich immer auf ihre Rolle als Johanna Stern, sagt Lisa Bitter. "Sie ist inzwischen schon so etwas wie eine alte Freundin."

Ungewöhnlich ist dagegen schon allein der Titel des Tatorts: "Babbeldasch". Der Pfälzer Dialekt zieht sich durch den ganzen Film, Untertitel wird es nicht geben.

Mordwaffe Mohn

Ungewöhnlich ist auch das Mordwerkzeug: Eine Portion Mohn rafft die Chefin eines Mundarttheaters dahin, sie stirbt an einem allergischen Schock. Außerdem: Mitwirkende sind neben den Hauptdarstellern auch die Schauspieler des Amateurtheaters Hemshofschachtel. Den Zuschauer erwarten somit auch viele neue, unbekannte Gesichter.

Das Ungewöhnlichste jedoch ist zweifellos die Arbeitsweise des Regisseurs Axel Ranisch. Es gab kein Drehbuch im klassischen Sinn, vielmehr sind die Dialoge improvisiert. Die Szenen wurden chronologisch gedreht, die Schauspieler wussten während des Drehs selbst nicht, wer denn nun der Mörder ist.

"Das war, als würden wir wirklich ermitteln", erzählt Lisa Bitter. "Sonst sind wir als Schauspieler ja immer sozusagen von Anfang an allwissend. Diesmal wusste aber keiner vorher, was geschieht." Vor jedem Dreh habe es nur ein "Treatment" gegeben, also einen groben Abriss dessen, was in der Szene passiert. "Wir hatten keine ausformulierten Dialoge, uns wurde also kein Text in den Mund gelegt. Wir haben vorher nur besprochen, welche Informationen jetzt wichtig sind und wo es hingehen soll."

Eine große Herausforderung für die Schauspieler und den gesamten Cast. Denn auch der Kamermann beispielsweise wusste nicht mehr und musste spontan auf die Dialoge und Gänge der Schauspieler reagieren. "Deshalb ist ein Großteil mit der Handkamera gedreht", so Lisa Bitter.

Vor dem ersten Dreh sei sie sehr aufgeregt gewesen, erzählt die 32-Jährige. "So habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt." Danach aber sei die Angst wie weggeblasen gewesen. "Es war sehr befreiend, immer nur gerade in dem Moment zu sein, und es hat total Spaß gemacht." Das Ergebnis sei ein "sehr untypischer Tatort". Lisa Bitters Meinung nach wird es dazu sicher positive Stimmen geben, wohl aber auch Kritik, möglicherweise gerade von eingefleischten Tatort-Fans.

"Es ist durchaus ein Experiment, mit so einer Arbeitsweise ein so bekanntes Format zu drehen." Dieses Experiment stülpe die Sehgewohnheiten um, aber gerade das findet Lisa Bitter "aufregend und lohnenswert". Vom Mörder sei sie dann selbst überrascht gewesen. "Es gibt am Ende noch einmal einen schönen Twist", verspricht sie.

Der Tatort "Babbeldasch" läuft am Sonntag, 26. Februar, um 20.15 Uhr im Ersten.

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