Kino-Zoff in Höchstadt: Schadet Stadt der Filmkultur?

9.11.2017, 14:00 Uhr
Kino-Zoff in Höchstadt: Schadet Stadt der Filmkultur?

© Pfrogner (Archiv)

Ursprünglich hatten die Mitglieder des Agenda-Arbeitskreises Kultur eine Lücke geschlossen. Nachdem das Aischtaler Filmtheater des Ehepaars Schramm im Frühjahr 2012 den Betrieb eingestellt hatte, haben sie in der Fortuna Kulturfabrik ein Angebot für Kinofans geschaffen, die nicht bis nach Erlangen fahren wollten.

Eineinhalb Jahre später allerdings ist Familie Schramm, die zwischenzeitlich in Leverkusen gelebt hatte, an die Aisch zurückgekehrt und hat im Frühjahr 2014 in der Koslinger Straße wieder ein Programmkino mit 30 Sitzplätzen eröffnet. Parallel dazu liefen die Angebote im "Anderen Kino" in der Kulturfabrik weiter. "Sie bieten teilweise dieselben Filme kostenlos und zeitversetzt wie in unserem Programm an", schreibt Schramm im August 2017 an Bürgermeister Gerald Brehm.

Er hält das für "Wettbewerbsverzerrung", weil die Stadt die Räume zur Verfügung stellt und der Kauf der Sammellizenz zum Zeigen der Filme über Haushaltsmittel erfolgt. Der Verein für Förderung der Filmkultur erhält 250 Euro Förderung im Jahr.

Werner Schramm sieht das Subsidaritätsprinzip verletzt, wonach Gemeinden nur dann wirtschaftliche Unternehmen gründen sollten, wenn ein öffentlicher Zweck vorliegt und private Unternehmer eine Leistung nicht gleichwertig erbringen können. Das Angebot des "Anderen Kinos" allerdings ist kostenlos. Laut Bernd Riehlein, der das Filmprogramm in der Kulturfabrik hauptberuflich betreut, ist das auch eine Voraussetzung, um die mit einer Schirmlizenz erworbenen Filme überhaupt zeigen zu dürfen.

Und genau in diese Kerbe schlägt Schramm jetzt. Er hat sich mit Kollegen von den Lammlichtspielen in Erlangen sowie von Odeon und Lichtspiel in Bamberg zusammengetan und an den Verband der Filmverleiher geschrieben. Der Vorwurf darin: "Die Stadt Höchstadt bietet mehr oder weniger regelmäßig Filmvorführungen unter öffentlicher Bewerbung und ohne Zahlung von Lizenzgebühren auf DVD in einem kostenlosen Kino an".

Die Verleiher würden um ihren berechtigten Anteil betrogen, "die Auswertungskette wird unterbrochen." Diese "Aktivitäten" würden den uneigennützigen Kulturanbietern schaden. "Wir betrachten es auch als eine moralische Pflicht der Stadt, auch aus Gründen der Fairness, uns nicht Geschäftsfelder streitig zu machen." Alle Spielstätten müssten gleich behandelt werden und Lizenzgebühren entrichten. "Eine Schädigung – nicht nur — der genannten Kinos durch die kostenlosen Filmvorführungen ist völlig inakzeptabel."

Bernd Riehlein räumt ein: "Wir haben Fehler gemacht, weil wir Filme im Amtsblatt beworben haben, was wir mit der vorliegenden Lizenz nicht hätten tun dürfen." 

Das habe sich aber erst hinterher herausgestellt. Prinzipiell sei man bei der Stadt aber der Meinung, sich richtig zu verhalten. Bürgermeister Gerald Brehm möchte dazu bald eine Pressekonferenz abhalten. Viele der Vorwürfe seien dabei leicht zu entkräften.

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