Klangfülle der neuen Orgel begeistert die Besucher

13.10.2015, 14:00 Uhr
Klangfülle der neuen Orgel begeistert die Besucher

© Jörg Müller

Claudius Winterhalter ist Orgelbauer mit Leib und Seele. Rund 60 Instrumente hat er bereits neu gebaut, zahlreiche mehr restauriert, aber noch nie eine Orgel für das Erzbistum Bamberg angefertigt. Deshalb hängt sein Herz ganz besonders an diesem Projekt. Nun hat er die Röttenbacher in seine Werkstatt in Oberharmersbach im Schwarzwald eingeladen, um ihnen das Instrument vorzustellen, für das sich engagierte Gemeindemitglieder seit Jahren einsetzen. 44 Neugierige, darunter der alte und der neue Pfarrer von St. Mauritius, haben sich der daraufhin von der Kirchenverwaltung, Pfarrgemeinderat und Orgelbauverein organisierten Fahrt angeschlossen.

Der Funke der Begeisterung springt sofort über, als Winterhalter in seiner Werkstatt die erste Premiere enthüllt: den neuen Spieltisch. „Innenmechanik und Tastatur sind schon komplett vorhanden“, erläutert der Meister. „Lediglich die Registerzüge werden erst in Röttenbach eingebaut“. Vor allem den beiden Organisten, die ebenfalls zur Reisegesellschaft gehören, kribbelt es beim Anblick der zwei Klaviaturen aus schwarzem Ebenholz förmlich in den Fingern.

Doch auch bei den anderen Besuchern ist die Neugier geweckt. Und Winterhalter versteht es, die hochkomplizierte Funktionsweise einer Orgel auch Laien verständlich zu machen. Über 50 000 handgefertigte Einzelteile seien in der neuen Orgel schon verbaut worden, erzählt er und führt seine Gäste in die Haupthalle, in der das Rohgerüst der Orgel bereits aufgebaut ist.

Hier hält Winterhalter für seine Gäste die nächste Überraschung bereit. Beim Restaurieren des Außengehäuses der alten Orgel – dieses wird in großen Teilen wieder verwendet, lediglich der Prospekt wird erweitert — ist er unter der dunkelbraunen Lackierung auf einen noch älteren Anstrich in zartem Weißgrau gestoßen. Diese Farbe würde die taubenblauen und roten Einfassungen der Ornamente besonders schön zur Geltung bringen, findet der Orgelbauer. Ob ein Neuanstrich der Orgel in diesem ursprünglichen hellen Grundton erfolgen soll, müssen nun die Auftraggeber entscheiden.

Warum die Besucher in Oberharmersbach schon eine fast fertige Orgel bewundern können, ist schnell erklärt: Natürlich muss das komplexe, rund fünf Tonnen schwere Instrument in der Werkstatt des Orgelbauers vollständig errichtet und gestimmt werden, bevor es wieder zerlegt, nach Röttenbach gebracht und dort unter der Regie von Winterhalter und seinem Montageleiter Christian Kroll an seinem endgültigen Platz aufgebaut werden kann. Ende November wird es voraussichtlich so weit sein.

Zwei Wochen dauert dann der mechanische Aufbau, für den die St.- Mauritius-Kirche geschlossen bleiben muss. Doch die Hoffnung, die neue Orgel könne bereits im Weihnachts-Hochamt erklingen, muss Winterhalter trotzdem zunichte machen. Bis Intonator Alois Schwingshandl die Klanggestaltung abgeschlossen hat, vergehen nämlich noch weitere vier bis sechs Wochen. Diese Arbeit erfordert Fingerspitzengefühl und ein ausgezeichnetes Ohr. Der Klang der Orgel muss exakt an das Raumvolumen der Kirche angepasst werden. Dann allerdings können sich die Röttenbacher Gemeindemitglieder auf ein herausragendes Klangerlebnis freuen. „Die neue Orgel wird klingen wie ein V6-Zylinderkopfmotor“, sagt Claudius Winterhalter und bläst in seiner Werkstatt als Beweis eine Windlade mit Gamben an. Und wirklich – das Gänsehaut-Gefühl und die Begeisterung der Gäste sprechen Bände.

Einen weiteren Vorgeschmack gibt es in der Barock-Kirche im nahen Welschensteinach. Auf der dortigen Orgel, ebenfalls von Winterhalter gebaut, bringt Intonator Schwingshandl verschiedene Orgelwerke zu Gehör, bevor in der von Pfarrer Joan Vinyeta-Punti und Pfarradministrator Jacob Kurasserry gehaltenen Andacht die beiden Röttenbacher Organisten selbst in die Tasten greifen dürfen.

Dass die neue Orgel ein Kunstwerk ist, für das sich die Mühe und der finanzielle Aufwand lohnt — darin sind sich alle Werkstatt-Besucher einig. Viele von ihnen haben sich selbst schon aktiv für das neue Instrument eingesetzt, etwa als „Pfeifenpaten“. „Die Möglichkeit, zu spenden oder eine Patenschaft für eine Orgelpfeife zu übernehmen, besteht nach wie vor“, sagt Rolf Clemens vom Orgelbauverein und ergänzt: „Alle Paten erhalten eine Patenschaftsurkunde und werden in einem Patenschaftsbuch vermerkt. Dadurch bleiben sie auch den späteren Generationen unserer Pfarrei immer in Erinnerung.“

Informationen zu Spenden und Pfeifenpatenschaften auf der Internetseite des Orgelbauvereins www.orgel-roettenbach.de

Keine Kommentare