Kleinweisach: Mikroalgen erhitzen die Gemüter

30.5.2017, 19:00 Uhr

Die drei bis fünf großflächigen Hallen, die am östlichen Ortsrand errichtet werden sollen, stören das Landschaftsbild, passen nicht zum Naturpark und vergraulen möglicherweise Touristen, hieß es in Stellungnahmen von Gemeindebürgern, die im Anhörungsverfahren eingereicht wurden. Auch Fachbehörden machten Korrekturbedarf am Entwurf des Bebauungsplanes aus.

Niemand beim Ortstermin

Ein Nachbar brachte seinen Frust darüber zum Ausdruck, dass er bei einem vor zwei Jahren anberaumten Informationstermin vor Ort schlichtweg versetzt worden sei. Weder der Architekt noch ein Vertreter der Investoren seien gekommen. Das Vorhaben, das direkt neben einer Biogasanlage und einem Legebetrieb platziert werden soll, könnte Geruchsbelästigungen mit sich bringen und lästige Insekten anlocken, lassen sich die Einwendenden aus. Es sei "ein Hohn", wenn sich das Dorf im Weisachgrund gleichzeitig zum Ortsverschönerungswettbewerb anmelde.

Noch schwerere Geschütze wurden in einer anderen privaten Stellungnahme aufgefahren. Darin werden die 75 Meter langen und 30 Meter breiten Hallen im Zusammenhang mit weiteren "agrarindustriellen" Großprojekten und solchen zur Erzeugung von "sogenannten erneuerbaren Energien" betrachtet. Die Straßen in der Umgebung seien dem damit einher gehenden Anstieg des Schwerlastverkehrs nicht gewachsen, die neu geschaffenen Arbeitsplätze (bis zu 20 Voll- und Teilzeitstellen sollen es sein, größtenteils im Schichtbetrieb) seien keine Bereicherung und die Gemeinde verspiele den "reizvollen Charakter" in der Umgebung.

Dies und einiges mehr aus dem umfangreichen Bedenkenkatalog verlas der Architekt Frieder Müller-Maatsch, der sich als Planverfasser damit auseinandersetzen musste. Andere Passagen im Text überging er nach Absprache mit Bürgermeister Helmut Lottes. Das geschehe auch zum Schutz der dahinter stehenden Person, die ausdrücklich auf ihrer Anonymität besteht. Es könnten "Tatbestände der Verunglimpfung enthalten sein", so Müller-Maatsch. Es geht darin auch um das "Firmenkonstrukt" und angeblich ein "auf wackligen Fundamenten" stehendes Finanzierungskonzept. Letzteres sei bei der Aufstellung des Bebauungsplanes kein Kriterium, beschied der Planer und behandelte diesen Aspekt nicht. Weiter wurde in der ablehnenden Stellungnahme beklagt, dass wenig Klarheit über das Produkt und dessen Verwendung herrsche.

Wer darüber recherchiert, erfährt in der Tat nicht sehr viel: Die investierende "Mikral AG" mit Sitz im rheinländischen Erkrath besteht seit September 2015 und ist in Wuppertal im Handelsregister eingetragen. Ein eigener Internetauftritt ist nicht auffindbar. Ein Auszug aus dem Handelsregister gibt als Geschäftsgegenstand lediglich "die Verwirklichung innovativer Konzeptionen zur Erzeugung essentieller Bio-Grundstoffe aus Mikroalgen und deren Vermarktung" an.

Mehr Ausgleichsflächen nötig

Nachbesserungen am Planentwurf verlangen auch einige Fachbehörden. Allen voran die Naturschutzbehörde, die sich mit dem im Entwurf enthaltenen Bedarf an ökologischen Ausgleichsflächen nicht zufriedengeben will. Die von Müller-Maatsch angedachten Ausgleichsflächen auf und am Gelände seien nicht ausreichend, heißt es. Der im gemeindlichen Auftrag arbeitende Planer will nunmehr auf 5250 Quadratmeter vom gemeindlichen Ökoflächenkonto zurückgreifen.

Das Areal liegt unweit von Weikersdorf, südlich an der Kreisstraße grenzend. Außerdem wird auf dem überplanten Gelände eine weitere Baumreihe eingezeichnet.

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