Klosterfrühling: "echo"-Ensemble mit Vokalkunst

20.5.2019, 18:15 Uhr
Klosterfrühling:

Ausgebildet wurden Bastian Bartsch (Bariton), Gustav Augart (Bass), Moritz Bamberg (Tenor) und der Countertenor Jan Lang, der auch für viele Arrangements des Herrenvierers verantwortlich zeichnet, im Dresdner Kreuzchor. Und ja, die Jahrhunderte alte Knabenchor-Tradition des mitteldeutschen Vorzeige-Ensembles wird auch bei den "Ehemaligen" deutlich hörbar.

Da wirken die mehrstimmigen Sätze immens dicht und so diamanten präzise, dass auch eine Studioaufnahme nicht punktgenauer und polierter daherkommen könnte. Zudem findet "echo" stets die Balance zwischen notengetreuem Vortrag und eigener Ausdeutung, ob nun mit Anton Bruckner die "Trösterin Musik" beschworen wird oder Robert Schumanns "Minnesänger" ganz weltliche Emotionen wecken.

Dass es zwischendurch heftig "silchert" – und das nicht nur bei der biedermeierlich gefärbten Chorromantik der Gesangverein-Ikone Friedrich Silcher – , gehört bei "echo" zum Grundkonzept. Der sanfte Hauch der Nostalgie, der Atem vergangener Epochen, die Revitalisierung längst vergangener musikalischer Idiome sind tragende Elemente bei einem Miniaturchor, der auf einen roten Faden bewusst verzichtet, wenn er zum Konzert bittet.

Wie ausgefeilt die Vokalkunst der vier ungemein jung und frisch tönenden Sänger tatsächlich ist, zeigen sie mit einem Repertoire, das selbst versierte Vokalisten bisweilen an die Grenzen (und darüber hinaus) bringt: den ironischen Liedern der Comedian Harmonists. "echo" lässt Veronika und den kleinen grünen Kaktus durch die Klosterkirche paradieren und schwelgt in der Zweideutigkeit der Freizeithymne "Wochenend und Sonnenschein", als wäre es wieder 1930 und ein Ausflug in die Sommerfrische stünde an. Wer so singen kann, darf sich auch an Stücke trauen, die ohne Frauenstimmen eigentlich kaum vorstellbar sind, zum Beispiel den Abba-Schlager von der 17-jährigen "Dancing Queen", die bei "echo" allerdings eine Seelenfreundin des deutschen Kunstliedes zu sein scheint, wenn man als Gradmesser die überaus feine Ziselierung des Arrangements heranzieht.

Introvertierte Abschiedsballade

Am tiefsten fräsen sich die Ex-Kruzianer allerdings mit der introvertierten Abschiedsballade "And so it goes" aus der Feder Billy Joels in Gehörgänge und Gehirnwindungen. Da weiß einer, dass die Beziehung zerbrochen ist, und sagt in schlichter, leiser, lakonisch-resignierter Manier "Leb wohl" zur Liebe seines Lebens. "Du kannst dieses Herz haben, um es zu brechen", heißt es im Refrain – und "echo" geht ins kaum noch hörbare Pianissimo, weil auch die Stimme des Protagonisten angesichts des Zuviel an Gefühl bricht.

Dennoch bleibt es eine "Wonderful World", in der einen das "Yellow Submarine" zuverlässig zu den Gestaden der Phantasie bringt und die Realität eine Weile Pause haben darf.

In dieser Welt hat auch klangvolle Musica Nova wie Alwin Schronens eindrückliches Gebet "O sacrum convivium" ihren Platz. Und melodische Volkslieder wie "Kein schöner Land" von Anton Wilhelm. Oder Schmuse-Rock ’n’ Roll à la "Shi Boom" von den Chords – ein Hit aus jener Zeit, da Chrom und Heckflossen noch zum amerikanischen Autodesign gehörten wie Ketchup auf den Hamburger.

InfoDas zweite Konzert des Münchauracher Klosterfrühlings wird am kommenden Sonntag, 26. Mai, ab 17 Uhr von dem Blockflöten-Duo "pm2" bestritten. Dabei gibt es unter anderem die Uraufführung von Christian Glowatzkis "Lava-Land" zu hören. Vorverkauf unter anderem bei der Geschäftsstelle der Nordbayerischen Nachrichten.

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